Kino GermanOFilms

Abschied - Brechts letzter Somme, Jan Schütte © Pegasos, DIF

Do, 19.10.2017

20:15 Uhr

Cinéma Odyssée Strasbourg

Abschied - Brechts letzter Sommer

von Jan Schütte, Deutschland 2000, 91 Min.

Bertolt Brechts letzter Sommerurlaub im Jahr 1956 in seinem Haus am Schermützelsee: Die wichtigsten Frauen seines Lebens sind dabei, von Helene Weigel bis Ruth Berlau, ebenso der regimekritische Philosoph Wolfgang Harich, dessen Verhaftung der zunehmend von der Wirklichkeit abgeschirmte Dichter und Stückeschreiber nicht mehr wahrnimmt.

Jan Schütte hatte bei der Besetzung die geniale Idee, Sepp Bierbichler den Brecht spielen zu lassen. Auf den ersten Blick sieht er zu massiv aus, seine körperliche Präsenz wirkt stärker als die intellektuelle: Aber gerade damit wird die Widersprüchlichkeit dieses Mannes noch gravierender. Bierbichlers optische Unähnlichkeit bewahrt den Film zudem vor jenem Imitations-Effekt, der so viele Biopics unterschwellig immer ein wenig zum Kuriosum macht. Was dem Darsteller äußerlich zu fehlen scheint, macht er durch sein Spiel mühelos wett: Egal, ob Brecht so ausgesehen hat oder nicht - er könnte so gewesen sein, ein sturer süddeutscher Dickschädel, dem das Kämpfen vergangen ist, der die Huldigungen einer FDJ-Gruppe gelassen entgegennimmt und ansonsten vor allem seine Ruhe haben will. Nach diesem Film wird Brecht in der Erinnerung immer ein wenig wie Bierbichler aussehen. Gleichzeitig wird man ihn fortan mit Wehmut im Gedächtnis behalten, als exemplarischen Fall eines Künstlers, der sich vermutlich zu oft mit der Politik arrangierte und am Ende doch nichts davon hatte.


In Partnerschaft mit dem Kino Odyssée

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