Regie: Stefan Aust, Alexander von Eschwege, Alexander Kluge, Volker Schlöndorff, OmU, Farbe, 124 Min., 1980
Die Dokumentation
„Der Kandidat“ entstand 1980, unmittelbar nach
„Deutschland im Herbst“, gewissermaßen als dessen Fortsetzung. Und auch hier steht im Zentrum der Versuch, Aufregungen und Atmosphäre im Umfeld des Strauß-Wahlkampfs in filmische Form zu fassen.
Eine Chronik öffentlicher Gefühle. Weil sie nicht wie
„Deutschland im Herbst“ den Ausnahmezustand, sondern den Normalfall zum Gegenstand hat, zeigt sie die ganz normalen Maßverhältnisse des Politischen, Bilder, die man sonst herausschneidet: Strauß im Bierzelt, Stoiber immer an seiner Seite, bayerische Defiliermärsche, kleine versteckte freundliche oder auch abfällige Gesten, Gedrängel durch Anhänger.
Es fällt schwer, diesen Kandidaten und seinen Gestus im Rückblick ganz ernst zu nehmen, noch schwerer, manche damaligen Bedrohungsszenarien nachzuvollziehen. Umso stärker wird sichtbar, was dieser empfindsame Film und Kino überhaupt auch ist: eine Flaschenpost aus definitiv vergangenen Zeiten.
Quelle: FAZ 2007
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