Regie: Soleen Yusef, OmU, Farbe, 117 min., 2016
Die Geschwister
Liya, Jan und Alan, alle im kurdischen Teil des Irak geboren, aufgewachsen in Stuttgart, sind in ihr Geburtsland zurückgekehrt, um den letzten Willen ihrer verstorbenen Mutter zu erfüllen. Sie wollte in ihrem Heimatdorf neben ihrem Mann begraben werden, der während des Kriegs gegen das Regime Saddams ums Leben kam. Die Angehörigen in Kurdistan sind vehement dagegen. Die untereinander zerstrittenen Geschwister möchten den Wunsch ihrer Mutter erfüllen, entwenden den Sarg und begeben sich, von der wütenden Verwandtschaft verfolgt, mit einem Pickup auf eine schwierige Reise durch ein Land, in dem die Peschmerga gegen IS-Terroristen kämpft.
Nicht nur in Stuttgart, sondern auch während ihrer Odyssee durch Kurdistan unterhalten oder streiten sich die Geschwister in deutscher Sprache – ein Zeichen, dass ihnen die Heimat ihrer Eltern ein wenig abhandengekommen und zu unübersichtlich geworden ist. HAUS OHNE DACH ist zugleich ein Road Movie und ein
Film über eine neue und eine alte Heimat, über zwei Welten, in denen sich Menschen leicht verlieren können. Wegen einiger Ellipsen macht es die Dramaturgie dem Zuschauer nicht leicht, der Geschichte im Detail immer zu folgen.
Die in Kurdistan geborene und im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland geflohene Filmemacherin erläutert: „Das kurdische Volk wird bis heute unterdrückt und hat kaum eine Plattform, auf der es von seiner Identität erzählen kann. Deswegen sehe ich mich als Filmemacherin schon in der Position, dieses Bild der Kurden nach Außen mit zu kreieren. Am besten kann man Geschichten über sich selbst erzählen und überlässt das lieber nicht anderen.“ (Soleen Yusef).
HAUS OHNE DACH wurde 2016 mit dem deutschen Nachwuchspreis First Steps Award, mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino und mit dem Spezialpreis der Jury beim Montréal World Film Fest ausgezeichnet.
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