Ausstellung 1918: zwischen Weltkrieg und Revolution – Neubeginn in Stuttgart und Straßburg

Straßburg. Ankunft der französischen Truppen am 22. November 1918 Archives de Strasbourg, 8 Z 3571, phot. Lucien Blumer

Fr, 16.11.2018 –
So, 23.12.2018

Kirche Temple Neuf

1918, auch bekannt als Schicksalsjahr der deutschen Geschichte, markiert in mindestens drei Hinsichten einen Übergang. Erstens schwiegen, nach vier Jahren dröhnender Kanonen, diese nun, zumindest in Westeuropa. Zweitens wurden die europäische Landkarte verschoben wie zuletzt hundert Jahre zuvor beim Wiener Kongresses, der Europa nach den Napoleonischen Kriegen neu ordnete. Neue Länder entstanden (Jugoslawien), tauchten wieder auf der Landkarte auf (Polen), andere zerfielen (Österreich-Ungarn), mussten Gebietsverluste hinnehmen (Deutschland), gewannen Gebiete zurück (Frankreich) oder hinzu (Belgien). Drittens fielen in Deutschland und Österreich Könige und Fürsten, aus den ehemaligen Monarchien wurden nun Republiken. Trotz der dunklen Jahre 1933 – 1945: Kein König nahm nach 1918 je wieder auf einem deutschen oder österreichischen Thron Platz. Dabei wurde die Systemfrage in noch weitergehender Hinsicht gestellt, denn der Spartakusbund stellte sich eine weitergehende Revolution vor als eine solche, die „nur“ die Fürstenhäuser hinwegfegen sollte.

Diese drei großen Linien zeigten sich alle in verdichteter Form im November 1918, und zwar an den Beispielen Stuttgarts und Straßburgs, das zu Strasbourg wurde. Beide Städte erlebten, nach vier harten Jahren, den Übergang vom Krieg zum Frieden. In Straßburg, anders als in Stuttgart, trat in der zweiten Novemberhälfte die nationale Frage immer mehr in den Vordergrund, denn die Stadt war im Begriff, wieder zum französischen Strasbourg zu werden. In Stuttgart hingegen machte die Revolution auch vor dem Thron Wilhelms II. von Württemberg nicht halt, am 30. November dankte er ab. Darüber hinaus gab es auch in beiden Städten einen Arbeiter- und Soldatenrat, der jedoch nach kurzem Aufflackern bald wieder verschwand, um einer parlamentarische Demokratie Platz zu machen. Gar zu oft wird diese nur von ihrem Ende, von ihrem Scheitern her betrachtet, ein Schicksal, das die vergleichsweise kurzlebige Weimarer Republik mit der beinahe 70 Jahre bestehenden Dritten Französischen Republik gemeinsam hat.

Die Ausstellung (Kurator: Dr. Nicholas Williams) betrachtet die Geburt der Demokratie in Württemberg sowie die Ausdehnung der französischen Demokratie auf Strasbourg, und sie zeigt dabei eines: Elsässer und Schwaben, die Bürger Stuttgarts und Strasbourgs: Sie können streiten – und genau deshalb können sie Demokratie!


Ein Projekt des Institut français Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem IZKT Universität Stuttgart, der BNU Strasbourg und den Stadtarchiven Stuttgarts und Straßburgs im Rahmen der Reihe „1918 – 2018 Auf der Suche nach einer Kultur des Friedens. 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges“.

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