Literaturgespräch Lutz Seiler und Jesper Clemmensen

Porträt von Lutz Seiler und Jesper Clemmensen Fotos (Ausschnitte): Jesper Clemmensen © Leona Goldstein / Lutz Seiler © Amrei-Marie

Do, 28.03.2019

19:00 Uhr – 21:00 Uhr

Goethe-Institut Paris

Zwischen Fiktion und Realität

In Anwesenheit des Autors Lutz Seiler und des Journalisten, Dokumentaristen und Schriftstellers Jesper Clemmensen
Moderation: Nils Ahl

Lutz Seiler nimmt uns in seinem Roman Kruso mit auf eine poetische und mystische Reise auf die Insel Hiddensee während der letzten Monate der DDR. Nach dem Tod seiner Freundin begibt sich der Student Edgar Blender auf eben diese Insel und beginnt im Restaurant Zum Klausner als Tellerwäscher zu arbeiten. Während dieser Zeit kommt er mit außergewöhnlichen Personen in Kontakt, die eine exzentrischer und eigenartiger als die andere. Ed trifft den sogenannten Kruso und schon bald wird sie ein starkes freundschaftliches Band verbinden. Kruso, der eigentlich Aliocha Krusowitch heißt, nimmt diejenigen auf, die er selbst als „Schiffbrüchige“ bezeichnet und leitet einen geheimen poetischen Club.

Nostalgie und Verschwinden prägen maßgeblich den Roman Kruso, übersetzt ins Französische von Uta Müller und Bernard Banoun, und nehmen Form an vor allem bei der Erwähnung der Flucht über das Meer Richtung Dänemark und der vielen Toten, auf deren Suche sich niemals irgendjemand begab. Mit der Hilfe des Journalisten Jesper Clemmensen, der einen Dokumentarfilm über die Flucht der Familie Sender aus der DDR über die Ostsee nach Dänemark verwirklichte, hat es Lutz Seiler geschafft, sich auf die Spur dieser verschwundenen und vergessenen Personen zu begeben.

Die Begegnung zwischen dem Roman Kruso, Gewinner des deutschen Buchpreises 2014, und dem Dokumentarfilm von Jesper Clemmensen ermöglicht es, das Thema Flucht über das Meer neu zu behandeln.

Lutz Seiler ist ein deutscher Schriftsteller aber trat zunächst vor allem als Lyriker hervor. Er wurde in der DDR in Thüringen geboren und ist dort aufgewachsen. Während seiner Armeezeit begann er sich für Literatur zu interessieren und selbst zu schreiben. Bis Anfang 1990 studierte er Geschichte und Germanistik an der Martin-Luther-Universität in Halle. 2004/2005 war er Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Seiler lebt als freier Schriftsteller in Wilhelmshorst und Stockholm. Er ist seit 2009 mit einer schwedischen Germanistin verheiratet. Für seinen Debütroman Kruso wurde er 2014 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.

Jesper Clemmensen, geboren 1975, ist ein dänischer Journalist, Schriftsteller und Dokumentarfilmer (vor allem für das dänische Fernsehen). Clemmensen war gerade einmal 14 Jahre alt, als die Mauer in Berlin fiel. Nichtsdestotrotz erreichen ihn in Dänemark zahlreiche Geschichten aus der ostdeutschen Diktatur und sein Interesse für die DDR wird geweckt. Seit sieben Jahren reist er zwischen Dänemark und Deutschland, um Geschichten und Erinnerungen zu entdecken, die einzigen Überlebenden der einstigen Mauer, die Deutschland in zwei Teile teilte.

Nils C. Ahl ist Journalist, Autor und Übersetzer dänisch-französischer Herkunft. Er schreibt für die Rubrik Monde des Livres der Zeitung Le Monde und ist heute Verleger bei Phébus. Mit anderen gründete er den Prix de l'Inaperçu, welcher von der Öffentlichkeit übersehene Werke ehrt. Außerdem ist Nils C. Ahl Jury-Mitglied des deutsch-französischen Franz-Hessel-Preises für zeitgenössische Literatur.

 

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