Kultursymposium Weimar

Old Wishes: Abdul Aziz | Kultursymposium © Abdalsalam Alhaj 2021

Das Kultursymposium Weimar ist ein Festival für neue Netzwerke und Ideen. Alle 
alle zwei Jahre lädt das Goethe-Institut über fünfhundert Menschen aus der ganzen 
aus aller Welt nach Weimar ein, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Interdisziplinär 
und vielfältig spiegelt das Kultursymposium Weimar den Reichtum und die 
die Vielfalt und Komplexität globaler Diskurse und bietet neue Ideen für internationale 
Seite 4 kulturellen Austausch. Jede Ausgabe des Festivalformats widmet sich einem neuen Thema.
In 2016 war es "The Sharing Game", 2019 "Recalculating the Route" zu den 
Herausforderungen unserer immer komplexer werdenden Welt und im Jahr 2021 "Generationen".
 

Natalie Taylor: Foodbank for Pollinators. Seeding for the Future from July 23rd on @Prince's Gardens, SW7 2PH

Blumenwiese mit Schriftzug Rewild © TAU

Natalie Taylor – Foodbank for Pollinators. Seeding for the Future



Die in Edinburgh lebende Künstlerin Natalie Taylor hat in Weimar auf einer kleinen städtischen Grünfläche eine Beet mit Wildblumen anlegen alssen, um es in einem symbolischen Akt zu re-naturieren. Die eng mit Goethe und der deutschen Klassik verbundene Stadt im Osten Deutschlands, ist auch berühmt für ihr UNESCO-Weltkulturerbe, darunter eine Reihe von sehr gepflegten historischen Parks.

Während das Taylors Kunstwerk das Bewusstsein für den Verlust an Biodiversität und unser ausbeuterisches Verhältnis zur Natur schärfen soll, lädt es uns auch dazu ein, darüber nachzudenken, wie wir städtische Gebiete und möglicherweise sogar Parks neu imaginieren und umgestalten können, um eine harmonische Existenz mit der natürlichen Welt aufzubauen. Aber Taylors Intervention in den Stadtkontext mit einer kleinen Fläche mit Wildblumen ist nicht nur ein symbolischer Akt. Die ausgesäten Blumen bieten auch einen neuen Lebensraum für Insekten an einem Ort, der von Straßen flankiert wird und normalerweise ausschließlich von Gras bedeckt ist. Taylor reagiert mit ihrem Kunstwerk nicht nur auf die Klimakrise und das Artensterben im allgemeinen, speziell auf einen Bericht aus dem Jahr 2017, eine Neuanalyse der sogenannten Krefeld-Studie von 2013. Der Bericht konstatiert einen Verlust von 75% an Insektenbiomasse über einen Zeitraum von 27 Jahre (1989 - 2016) in ausgewählten Gebieten, die bereits Naturschutzgebiete waren. Millionen von Foodbanks for Pollinators – „Tafeln für Insekten“ -  sind notwendig, um diesen Verlust entgegenzuwirken. Wir können sie an mehr Orten schaffen, als wir denken. Taylors Blumenbeet buchstabiert das Wort „REWILD“ und ist ein Aufruf zum Handeln.
 
Der Kontext für dieses Projekt war ursprünglich das Kultursymposium Weimar 2021 (16. - 17. Juni 2021), das vom Goethe-Institut in Deutschland organisiert wurde. Das zentrale Thema der diesjährigen Ausgabe des alle zwei Jahre stattfindenden Symposiums war "Generationen", für welches auch Natalie Taylor ihr Projekt konzipierte. Die Idee für ihr städtisches Wildblumenbeet bezieht sich auf die Erfahrungen vergangener Generationen und entwirft ein Modell dafür auf, wie gegenwärtige und zukünftige Generationen, täglich in unserer konstruierten Umwelt, harmonischer mit der Natur zusammenleben können. Die zweite Location für das "Rewild" Blumenbeet ist ab dem 23. Juli 2021 der königliche Park hinter dem Goethe-Institut London: Prince's Gardens, SW7 2PH, London.

Ann-Kristin Jakubek: A Toothless Grin

Ann-Kristin Jakubek: A Toothless Grin © Ann-Kristin Jakubek



Anlässlich des digitalen Auftritts der Kultursymposiums Weimar in diesem Jahr haben wir eine weitere Arbeit in Auftrag gegeben, die auf Natalie Taylors Kunstwerk Foodbank for Pollinators Seeding for the Future in einem digitalen Format  reagiert. Mittels eines Wettbewerbs unter Student*innen der Bauhaus-Universität Weimar haben wir die Künstlerin und Filmemacherin Ann-Kristin Jakubek ausgewählt. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit dem Phänomen auseinander, dem Natalie Taylor entgegenwirken möchten – unsere wachsende Entfremdung von der Natur.
 
Während Taylors Arbeit an einem physischen Ort in Weimar entsteht und eine Gegenmaßnahme gegen den Verlust an Artenvielfalt darstellt, verwendet Jakubek ein Videoformat, um den Einfluss des Digitalen auf unser Verhältnis zur Natur, unsere Erfahrung und Darstellung der natürlichen Welt zu visualisieren. Unter der Verwendung von Kunstformen- und Techniken wie Performance, Modedesign, räumlichem Sound, Dokumentarfilm und Musikvideo zeigt sie einen Prozess zunehmender menschlicher Naturentfremdung und gleichzeitiger Vereinnahmung durch die digitale Sphäre. In ihrer Arbeit wird die natürliche Welt zunehmend mechanisiert, deformiert und abstrahiert. Dies geschieht mit Bildern, die durch den Einsatz von Drohnenfotografie und maschinellem Lernen in Form der GAN-Technologie (Generative Adversarial Network) erzeugt werden.
 
Ann-Kristin Jakubek hat mit anderen Student*innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen gearbeitet, um ihr Video zu produzieren, das zukünftig in einer weiteren Version für eine immersive Projektion von Fulldome / Planetarium realisiert wird. A Tootless Grin wurde während des Kultursymposiums Weimar (16. - 17. Juni 2021) als Video-Arbeit präsentiert und fand so seinen kongenialen Kontext in der zweitägigen Online-Veranstaltung, die aufgrund der COVID-19-Pandemie in einem digitalen Format konzipiert wurde. Weiterhin ist es natürlich über Youtube streambar.

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