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Iris Gusner: Die Taube auf dem Dach

Iris Gusner: Die Taube auf dem Dach
Iris Gusner: Die Taube auf dem Dach © DEFA-Stiftung, Klaus Goldmann |

Goethe-Institut London

Iris Gusner mit Leichtigkeit und einem Hauch von Anarchie erzählte Geschichte einer Bauleiterin, die nicht nur mit knappen Baumaterilaien zu kämpfen hat, sondern auch mit ihren Beziehungen zu zwei sehr unterschiedlichen Männern jonglieren muss, konnte in einem Moment künstlerischer Freiheit entstehen, nur um dann zu jahrzehntelanger Vergessenheit verdammt zu werden, weil sich das politische Klima wieder geändert hatte.

Linda Hinrichs ist Bauleiterin auf einer Baustelle in Thüringen im Süden der DDR. Es sollen neue Plattenbauwohnungen entstehen, und Linda muss trotz Materialengpässen und anderen Problemen die Arbeit voranbringen. Neben diesen Herausforderungen jongliert Linda auch mit ihren Beziehungen zu zwei männlichen Kollegen, zu denen sie sich hingezogen fühlt. Daniel ist ein idealistischer und etwas verrückter Student, der in den Sommerferien Arbeitserfahrung sucht, während der viel ältere Brigadier Böwe, eine ruhelose, bisweilen alkoholisierte Seele, seit Jahren von Baustelle zu Baustelle wechselt. Gusner umgibt dieses Trio mit einem Ensemble von originellen Charakteren und spinnt eine locker gewobene, episodische Handlung um sie herum, in der Komik und Melancholie zusammenspielen. Leichtigkeit und ein Hauch von Anarchie, der Ortswechsel zwischen der Baustelle und den engen Gassen der mittelalterlichen Stadt Arnstadt, Verweise auf palästinensische Flüchtlinge und Angela Davis sowie eine gewagte „kosmische“ Eröffnungsmontage machen diesen Film zu einer Rarität innerhalb der DEFA-Filmproduktion der Zeit aus. Die Realisierung eines solchen Films schien 1972 möglich zu sein, als Gusners Drehbuch für diesen Film – ihr Regiedebüt – vom DEFA-Studie genehmigt wurde. Doch als der fertige Film 1973 von er Studioleitung geprüft wurde, hatte sich die Stimmung geändert. Der Film wurde nicht nur als "reiner Kunstirrtum " kritisiert, sondern auch wegen seiner vermeintlich respektlosen Darstellung der DDR-Arbeiter angeprangert. Trotz der Fürsprache von renommierten Regisseuren wie Konrad Wolf und Kurt Maetzig verteidigt wurde der Film nie für den Verleih lizenziert. Es tauchte erst wieder auf, als der Kameramann des Films, Roland Gräf (der auch Jahrgang 45 filmte, der in unserer Jürgen Böttcher-Reihe am 23.10.2019 zu sehen ist), bei der Suche nach DEFA-Verbotsfilmen eine Farbkopie fand. Da diese nicht mehr abspielbar war, wurde davon ein Schwarz-Weiß-Dup-Negativ hergestellt, von dem wiederum eine Schwarz-Weiß-Vorführkopie angefertigt wurde. Der Film, den wir zeigen, ist eine digitale Version, die auf einer Rekonstruktion basiert, die die DEFA-Stiftung 2009 auf der Grundlage des erwähnten  Dup-Negativs durchgeführt hat. Während Farbaufnahmen aus dem Film weiter zirkulieren, kann der Film nur in Schwarzweiß gezeigt werden.

Die Taube auf dem Dach, DDR 1973/2010, s/w, DCP, digital restaurierte Version 2010, (35mm), 85 Min. Mit englischen Untertiteln.
Buch: Iris Gusner, Regine Kühn, Kamera: Roland Gräf, Montage: Helga Krause, Musik: Gerhard Rosenfeld, Ton: Klaus Wolter, Helga Kadenbach, Werner Schulze, Szenenbild: Marlene Maria Willmann, Kostüm: Günter Pohl. Mit Heidemarie Wenzel, Günter Naumann, Andreas Gripp, Annelene Hischer, Christian Steyer, Erika Köllinger, Monika Lennartz, Lotte Loebinger.


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Details

Goethe-Institut London

50 Princes Gate
Exhibition Road
SW72PH London

Sprache: Deutsch mit englischen Untertiteln
Preis: £5, Ermäßigt: £3 / Frei für SprachkursteilnehmerInnen und Bibliotheksmitglieder des Goethe-Instituts. Reservierung erforderlich.

+44 20 75964000 info-london@goethe.de
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Regisseurinnen der DEFA.