Vortrag
Re-enactments and Reproductions in the Theatre of Milo Rau

"Lam Gods / The Ghent Altarpiece" by Milo Rau and ensemble, NT Gent 2018, © Michiel Devijver
Milo Rau and ensemble, NT Gent 2018, © Michiel Devijver

von Stefan Bläske (Leitender Dramaturg, NT Ghent, Belgien)

The Royal Central School of Speech and Drama

Der Schweizer Theaterregisseur Milo Rau wurde mit Nachstellungen (wie dem Re-Enactment des Stücks Hate Radio) und seinen Tribunalstücken wie The Moscow Trials und The Congo Tribunal international bekannt. In diesen wird Realität, in einer Mischung aus soziologischen Analysen und politischem Aktivismus entweder nachgestellt oder auch antizipativ vorgespielt.
  
In dem 2019 „Theatre Workings“-Vortrag der Royal Central School of Speech and Drama wird sich Raus langjähriger Mitarbeiter und Dramaturg Stefan Bläske auf Raus jüngere Produktionen konzentrieren - die Bühnenproduktionen (oder sogar „Nachstellungen“) von realen Ereignissen und Verbrechen, wie der Fall des Kindermörders Marc Dutroux (in Five Easy Pieces) oder der homophobe Mord an Ishan Jarfi (in La Reprise) und Raus Bühnenproduktionen ("Reenactments"?) von Kunstwerken, darunter Die 120 Tage von Sodom, Der Gent-Altar und Orestes in Mosul.

Im Kontext von Raus „Gent-Manifest“, das er zu Beginn seiner künstlerischen Leitung bei NT Gent im Jahr 2018 veröffentlichte - wo die vierte Regel lautet: „Die wörtliche Adaption von Klassikern auf der Bühne ist verboten. Wenn zu Beginn des Projekts ein Ausgangstext (Buch, Film oder Theaterstück) verwendet wird, darf dieser nur bis zu 20 Prozent der endgültigen Aufführungszeit ausmachen, um vergangene Ereignisse und bestehende Kunstwerke nachzustellen, sei es Filme, Gemälde oder Tragödien. In der Vorlesung wird diskutiert, was es bedeutet, Theatermacher*innen nach wie vor anzuhalten, ihre eigenen Autor*innen zu sein und Theater nicht als Produkt, sondern als Produktionsprozess zu verstehen.
 

Stefan Bläske © © International Institute of Political Murder Stefan Bläske © International Institute of Political Murder
Dr. Stefan Bläske

ist Leiter der Dramaturgie am NT Gent, Belgien. Er studierte Theater- und Medienwissenschaften, Philosophie, Politik und Verwaltungswissenschaften und war wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten in Erlangen-Nürnberg und Wien. Dort promovierte er zum Thema „Selbstreflexion und Medienreflexion im zeitgenössischen Theater“. Von 2009 bis 2014 arbeitete er als Theaterkritiker und anschließend als Dramaturg am Bayerischen Staatstheater (Residenztheater). Seit 2014 arbeitet er eng mit Milo Rau zusammen, als Teil von Raus Internationalen Institut für politische Morde (IIPM), und seit 2018 bei NT Gent. 2017 wurde er von der Jury der deutschsprachigen Theaterkritiker*innen in der jährlichen Theaterpreisliste des Magazins Theater heute als „Dramaturg des Jahres“ ausgezeichnet.

Details

The Royal Central School of Speech and Drama

62-64 Eton Avenue
NW3 3HY London

Preis: Freier Eintritt (Tickets müssen über Eventbrite gebucht werden)