Film Helke Misselwitz: Winter Adé & Aktfotografie, z.B. Gundula Schulze

Aktfotografie © DEFA-Stiftung

Sa, 09.11.2019

16:45 Uhr

Dieses Programm beginnt mit Helke Misselwitzes Kurzfilm Aktfotografie, z.B. Gundula Schulze (1983), ein Film über das Potraitieren von Frauen. Darauf folgt Misselwitzes preisgekrönter Dokumentarfilm Winter adé - eine Reihe von Begegnungen mit Frauen unterschiedlichster Herkunft, die offen über ihr Leben sprechen und Einblick in eine Gesellschaft geben, die Veränderung will.

Mit einer Einführung von Martin Brady.


Wir freuen uns diese Veranstaltung in Partnerschaft mit dem Open City Documentary Festival zu präsentieren.


Dieses Programm ist Teil einer 'Double Bill'. Mehr Details unten auf der Seite.


Aktfotografie, z.B. Gundula Schulze

In diesem Kurzfilm gibt Misselwitz der Fotografin Gundula Schulze den Raum, um ihre Kritik am männlichen Blick in der weiblichen Aktfotografie zu kritisieren, ihre eigenes Konzept von Aktfotografie als Portrait zu erklären und dieses mit ihren Fotos zu illustrieren. Es ist ein Portrait, das Misselwitz von Schulze zeichnet und das deren Ernsthaftigkeit und uneitles Engagement für das Finden neuer Bildformen vermittelt. Diese Interview-Sequenzen werden immer wieder von Misselwitzes eigenen schwarz-weißen Filmaufnahmen von Supermarktkassiererinnen unterbrochen – eine weitere Form des Portraitierens, die auf geduldiger Beobachtung und alternativen Vorstellungen von Schönheit beruht.

Aktfotografie, z.B. Gundula Schulze
DDR 1983, Farbe, DCP, 11 Min., Mit englischen Untertiteln.
Regie: Helke Misselwitz

 
Winter adé

Im Alter von vierzig Jahren kehrt Helke Misselwitz in ihre Geburtsstadt Zwickau in Sachsen im Süden der DDR zurück, um hier eine Zugreise anzutreten, die sie bis an die Ostsee führt und in deren Verlauf sie Frauen verschiedensten Alters und Hintergrunds über deren Leben und Träume befragen wird – im Zug, bei der Arbeit und zu Hause. Zu den Frauen, die sie interviewt, gehören Hillu, die Werbeökonomin in Berlin ist, Christine, die in einer Brikett-Fabrik in Thüringen arbeitet und alleine eine geistig-behinderte Tochter aufzieht, oder Anja und Kerstin, die immer wieder von Zuhause weglaufen.Misselwitz beobachtet und stellt Fragen, oft sehr persönliche, die ihre Präsenz offensichtlich und ihr Interesse und Mitgefühl spürbar werden lassen. Für jede Begegnung findet sie eine eigene filmische Form, einen besonderen Ort und spezifisches Verhältnis zwischen Beobachtung und Interview. Hier und da werden private Fotografien in den Bildrahmen gehalten, die einen sozialen Kontext, die Vergangenheit oder eine (vielleicht verpasste) Möglichkeit andeuten. Das Motiv der Zugfahrt ist immer präsent – Bilder von Bahnhöfen, Gleisen und Brücken zwischen den Interviews bieten Raum, um über das Gehörte nachzusinnen. Ton und Stimmen überlappen sich mit den Bildern vorhergehender oder folgender Szenen und tragen zu dem komplexen Rhythmus des Films bei, dessen letzte Einstellung uns den Blick auf einen in leichtem Dunst liegenden Horizont eröffnet.
 
Der Film wurde bei seiner Premiere beim Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmfestival 1988 begeistert aufgenommen und erhielt die Silberne Taube als Auszeichnung. Die Offenheit, mit der die Frauen im Film über ihre persönlichen Beziehungen und über erfahrene Ungleichheit und Diskriminierung sprechen, war für das DDR-Publikum etwas Neues. Die offiziellen Stellen, insbesondere beim Fernsehen, versuchte jedoch den Film wegen seines kritischen Untertons zu unterdrücken. Dennoch wurde er ein großer Erfolg bei den Zuschauern, reflektierte er doch eine Stimmung der Veränderung im Land, die schließlich zu den Montagsdemonstrationen und anderen prodemokratischen Bewegungen führen sollte.

Winter adé, DDR 1988, s/w, DCP, 112 Min. Mit englischen Untertiteln.
Regie: Helke Misselwitz, Drehbuch: Gudrun (Steinbrück) Plenert, Helke Misselwitz, Dramaturg: Bernd Burkhardt, Schnitt: Gudrun (Steinbrück) Plenert, Kamera: Thomas Plenert, Musik: Mario Peters, Produzent: Herbert Kruschke, Peter Mansee.
 

Martin Brady ist emeritierter Dozent für Germanistik und Filmwissenschaft am King's College London. Er hat zum europäischen Film, zu Musik, Literatur, Behinderung, Architektur und bildender Kunst publiziert. Er ist Übersetzter von Victor Klemperers LTI – Notizbuch eines Philologen, arbeitet auch als freier Dolmetscher und als bildender Künstler.

Wenn Sie ein Ticket für diese Filmvorführung kaufen haben, Sie Anspruch auf eine Preisermäßigung von 50% für die Veranstaltung Jürgen Böttcher: Martha & Helke Misselwitz: Wer fürchtet sich vorm Schwarzen Mann?, die am gleichen Tag um 14.00 Uhr beginnt. In der Buchungsbestätigung bekommen Sie einen Code, der Sie beim Ticketverkauf eingeben müssen.



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