Online Film Screening Dominik Graf: Fabian oder Der Gang vor die Hunde (Online)

A young person smoking © Lupa-Film_Hanno-Lentz

Mi, 26.01.2022 –
Mi, 02.02.2022

19:00 Uhr – 19:00 Uhr GMT

Online

Goethe-Kino

Wir befinden uns in einer Straße im heutigen Berlin, betreten die U-Bahn, gehen durch ihre Tunnel, entlang ihrer Bahnsteige, und wie wir zurück auf der Straße kommen, befinden  wir uns im Jahr 1931 und treffen hier auf einen über ein Geländer gebeugtem Mann, dem offensichtlich schlecht ist: Es ist Jakob Fabian, den gerade eine böse Erinnerung an den Ersten Weltkrieg überkommt, an dem er gerade alt genug war, teilzunehmen. Nun ist er zweiunddreißig, studierter Germanist und schlägt sich als Texter für eine Zigarettenfirma durch. Er hat gewisse literarische Ambitionen, aber wenig Ehrgeiz. Nachts treibt er durch Clubs, Bars und Bordelle, eine alptraumhafte Welt, die ihn mehr anekelt als dass sie ihm Genuss bereitet. Er beobachtet gerne und hält sich auf Distanz – bis er Cornelia trifft und sich verliebt. Mit ihr und seinem besten Freund Labude, einem liebeskranken Sozialisten aus reicher Familie, schwimmen zu gehen, bietet Erholung von vergangenen Traumata und den Zeichen nahender Katastrophen. Zwei Jahre vor der Machtübernahme der Nazis machen sich ihre Präsenz und ihr Einfluss zunehmend bemerkbar, während nach der Weltwirtschaftskrise die Arbeitslosigkeit grassiert und auch Fabian einholen wird. Trotzdem gelingt es ihm, sich über Wasser zu halten, auch wenn weitere Schläge folgen und seinen Glauben an die Menschen auf die Probe stellen.

Dominik Grafs experimentierfreudige Verfilmung des populären, 1931 erschienen Romans von Erich Kästner beginnt rasant und lässt uns an Seite seines Protagonisten durch die Berliner Unterwelt taumeln. Das Leinwandbild bricht auf in verschiedene Fenster, die Zeit springt vor und zurück. „Ich hatte in dem Roman den Eindruck eines ständigen Aufruhrs, einer zerbrochenen Welt für alle, geschaffen durch den Ersten Weltkrieg, der 1931 noch lange nicht vorbei war“, erklärt Graf. Aber der Film findet auch ein ruhigeres Tempo, ein männliche und eine weibliche Erzählstimme wechseln sich ab und bringen Kästners distanzierte und ironische Stimme in den Film ein. Tom Schilling (Oh Boy) spielt Fabian mit eben dieser Distanz und Ironie, lässt aber auch Verzweiflung und Zerbrechlichkeit durchscheinen und seine Verlorenheit in herzlosen Zeiten.


Bitte beachten Sie, dass dieses Online-Screening nur für Zuschauer*innen in Großbritannien zugänglich ist.
Tickets über Eventbrite buchen Deutschland 2021, Farbe, 176 Minuten. Mit englischen Unterititeln.
Regie: Dominik Graf. Mit: Tom Schilling, Saskia Rosendahl, Albrecht Schuch, Meret Becker, Michael Wittenborn, Petra Kalkutschke, Elmar Gutmann, Aljoscha Stadelmann, Anne Bennent, Eva Medusa Gühne.


Dominik Graf

Geboren 1952 in München. Von 1974 bis 1980 studierte er an der Hochschule für Film und Fernsehen München. Im Lauf seiner Regie- und Autorenkarriere wurde er unter anderem mit dem Bundesfilmpreis, dem Bayerischen Film- und auch Fernsehpreis, dem Deutschen Fernsehpreis sowie vielfach mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen die Filme Die Katze, Die Sieger, Hotte im Paradies, Die geliebten Schwestern, die Serien Der Fahnder und Im Angesicht des Verbrechens, sowie mehrere Folgen der Reihen „Polizeiruf 110“ und „Tatort“. 2010 erschien ein Buch mit Essays zum Film. (Berlinale)

Erich Kästner

Erich Kästner wurde 1899 in Dresden als Sohn eines Sattlers und einer Dienstmagd geboren. Er wurde 1917 zur Armee eingezogen, und seine dortigen Erfahrungen sollten seinen späteren Pazifismus beeinflussen und spiegeln sich in seinem halbautobiografischen Roman Fabian wider, der 1931 mit großem Erfolg veröffentlicht wurde. Kästner wurde vor allem durch seine Kinderbücher bekannt. 1928 veröffentlichte er Emil und die Detektive mit großem Erfolg. 1933 erschien eine Fortsetzung, Emil und die Drei Zwillinge, doch bald darauf wurden seine Bücher als "wider dem deutschen Geist" bezeichnet und von den Nazis öffentlich verbrannt. Er wurde mehrmals von der Gestapo vernommen, blieb aber bis 1945 in Berlin, als er aus der Stadt floh, um dem sowjetischen Angriff zu entgehen. Nach dem Krieg schrieb er weiter und engagierte sich bis zu seinem Tod 1974 für Antikriegsbewegungen. (Penguin mit einigen Ergänzungen)

 

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