Online-Filmvorführung Franziska Stünkel: Nahschuss

Hauptdarsteller Nahschuss © Global Screen

Sa, 04.03.2023 –
Sa, 18.03.2023

Online

Goethe-Kino (Online - Nur in Großbritannien verfügbar)

Nach dem Post-Wende Thriller Freies Land, unserem Goethe-Kino-Film im Januar, der u.a. auf die Folter-Methoden der Stasi anspielt, bewegen wir uns mit Nahschuss um eine Jahrzehnt weiter zurück in die Zeit vor der Wende ins Jahr 1981 in Ost-Berlin. Der Wissenschaftler Franz Walter bekommt unverhofft eine Professur angeboten – unter der Bedingung, dass er zunächst einige Zeit für den Auslandsnachrichtendienst der DDR arbeitet, bevor er seinen akademischen Posten antritt. Walter stimmt zu. Er und seine Freundin bekommen eine schöne Wohnung. Mit seinem Vorgesetzten, der ihn offenbar mag und ihm vertraut, reist er nach West Deutschland - zunächst auch eine schöne Abwechslung. Alles scheint bestens. Doch dann wird Franz mehr und mehr in die üblen Methoden des Nachrichtendiensts verstrickt. Er erkennt, dass er dazu beiträgt, das Leben anderer Menschen zu zerstören. Er will aussteigen.

Für ihren psychologisch dichten Film ließ sich die Fotokünstlerin und Regisseurin Franziska Stünkel von realen Biographien inspirieren, die des Wirtschaftswissenschaftlers und Stasi-Hauptmanns Werner Teske, der am 26. Juni 1981 in Leipzig rechtswidrig, als letzte Person in der DDR hingerichtet wurde, sowie die des Fußballspielers Lutz Eigendorf, der 1979 nach einem Spiel in der BRD blieb und der danach ständig vom DDR-Geheimdienst, auch mittels westdeutscher Informanten, überwacht wurde. Stünkel zeigt auf beklemmende Weise, wie das Regime die Lebensziele und Wünsche von Menschen ausnutzte, um sie zu locken, und wenn Locken nicht funktionierte, sie unter Druck zu setzen. In einer zentrale Szene zwischen Walter und seiner Lebensgefährtin wird auch deutlich, wie ruchlos das System das Vertrauen zwischen sich nahe stehenden Personen zerstörte, um jemandem gänzlich den Boden unter den Füßen zu entziehen. Im Verlauf des Films verwandelt sich Frank Walter von einem arglosen, das Leben genießenden Opportunisten zu einem Verzweifelten. Lars Eidinger spielt diese Transformation auf bewegende Weise.

Deutschland 2021, Farbe, 116 Min., mit englischen Untertiteln
Regie: Franziska Stünkel. Mit Lars Eidinger, Luise Heyer, Devid Striesow, Paula Kalenberg, Victoria Trauttmansdorff, Peter Benedict, Moritz Jahn, Peter Lohmeyer.


Bitte beachten Sie, dass diese Online-Vorführung nur in Großbritannien zugänglich ist.

Registrierung: Nur für Zuschauer*innen in Großbritannien zugänglich

 

Franziska Stünkel

Franziska Stünkel wurde 1973 in Göttingen geboren. Ab 1994 studierte sie Drehbuch und Filmregie an der Hochschule für Bildende Kunst in Kassel, ab 1996 gefolgt von Filmwissenschaft in Hildesheim. 1999 ging sie an die FH Hannover, wo sie im Fachbereich Bildende Kunst Film studierte. Nach ihrem Diplom im Jahr 2004 wurde Stünkel Meisterschülerin von Prof. Uwe Schrader. Als Studentin drehte sie mehrere, teils preisgekrönte Kurzfilme.
Ihr Langfilmdebüt gab Franziska Stünkel mit Vineta (2006), einer Verfilmung des Theaterstücks Republik Vineta von Moritz Rinke. Zum prominenten Ensemble gehörten Peter Lohmeyer, Ulrich Matthes, Justus von Dohnányi und Susanne Wolff. Neben diversen Preisen, erhielt Stünkel auch eine Nominierung für den Förderpreis Deutscher Film in der Kategorie Drehbuch. 

2012 realisierte Stünkel den 18-stündigen TV-Dokumentarfilm Der Tag der Norddeutschen, der das alltägliche Leben von 121 Menschen an einem einzigen Tag zeigte. Der Film entstand aus über 700 Stunden Filmmaterial. Die Erstausstrahlung fand am 10. November 2012 von 6:00 Uhr bis 24:00 Uhr im NDR Fernsehen in Echtzeit statt.

Neben ihrer Arbeit als Filmemacherin war Franziska Stünkel seit jeher auch als Fotokünstlerin aktiv. In Zusammenarbeit mit der Kestner Gesellschaft Hannover entwickelte sie das Projekt "Tell Me Their Story" (2010), bei dem Künstler zu einer Fotografie von Franziska Stünkel eine Filmszene entwickelten und diese dann bei der Eröffnungsveranstaltung präsentierten. Auch Besucher*innen hatten die Möglichkeit, eigene Filmszenen zu schreiben, die dann Teil der Installation wurden. Im Lauf der Jahre wurden Stünkels Fotoarbeiten in diversen Galerien, Kunstvereinen und Museen gezeigt, so etwa in der Art Galerie 7 in Köln, dem Museum Heylshof in Worms und der Galerie Robert Drees in Hannover. 2010 erhielt sie den Audi Art Award für Fotografie, 2014 den Stadt Hannover Preis und 2015 den Berlin Hyp Preis.

Im Herbst 2019 begann Franziska Stünkel mit den Dreharbeiten zu ihrem zweiten langen Spielfilm Nahschuss, der beim Münchner Filmfest 2021 Premiere feierte, und wo Stünkel den Förderpreis deutscher Film für das Beste Drehbuch gewann. (Quelle: filmportal.de (editiert))

Zurück