Film Qu’ils reposent en révolte (Des figures de guerres) von Sylvain George

Qu'ils reposent en révolte Foto: © Sylvain George

Mo, 21.11.2016

18:30 Uhr

Goethe-Institut London



May They Rest in Revolt (Figures of War)

Der französische Regisseur und Aktivist Sylvain George verbrachte in der Zeit vom Juli 2007 bis November 2010 drei Jahre in und um Calais. In verschiedenen Teilen der Stadt und der Umgegend filmte er Migranten, hauptsächlich junge Männer. Als ein Beobachter, dem die Menschen, die er filmt, zu vertrauen scheinen, fängt er Momente aus dem Alltag der Männer ein, etwa wenn sie sich an einem Fluss waschen, essen oder nur schlafen, aber auch bei Polizeirazzien oder Versuchen, sich unter Lastwägen zu verstecken, und bei Vorbereitungen für ihre Einreise nach Großbritannien, wozu sie ihre Fingerabdrücke mit heißen Nägeln zerstören. George erklärt die Situation der Männer nicht, konstruiert keinen Erzählstrang um einen oder mehrere von ihnen, sondern verleiht ihnen stattdessen eine körperliche Präsenz und zeitweise auch eine Stimme, wenn sie singen oder ihrer Frustration über ihre Situation Ausdruck geben. All das ist in kargem Schwarzweiß gefilmt, was das Elend, die Härte und die Hoffnungslosigkeit der Situation unterstreicht, gleichzeitig aber auch einen Grad an Abstraktion erwirkt, wodurch die Verweigerung der Erzählung von Einzelschicksalen im Film untermauert wird.

Im zweiten Teil des Films konzentriert sich Sylvain George auf den “Dschungel”, das Lager, welches in den letzten Jahren zu einem der Brennpunkte der sogenannten europäischen Flüchtlingskrise und der britischen Debatte zur Immigration geworden ist. Er verfolgt mit, wie die französischen Behörden dabei vorgingen, das Lager im September 2009 abzureißen, als etwa 800 Menschen dort lebten, viele aus Afghanistan. Er folgt den Ereignisse von der ersten Warnung französischer NGO Mitglieder an die Flüchtlinge bis hin zum Niederwalzen der Behelfsunterkünfte durch Bulldozer. Er vermittelt die Verwirrung und den Aufruhr, den Unglauben und die Verzweiflung der Lagerbewohner, die plötzlichen Ausbrüche von Polizeiaggression gegen Demonstranten, die Aufregung bei der Ankunft des französischen Ministers für Immigration, Nationale Identität und Entwicklung, Eric Besson, und wie all das von unzähligen Journalisten und Medien-Teams festgehalten und kommentiert wird.

Vor 6 Jahren hörte Sylvan George auf, in Calais zu filmen. Offiziell wurde „der Dschungel“ am 26. Oktober 2016 als aufgelöst bezeichnet, nachdem die französischen Behörden tausende von Flüchtlingen und Migranten auf Aufnahmecenter in ganz Frankreich verteilt haben und Großbritannien sich bereit erklärt hat, eine unbestimmte Zahl von Kindern aufzunehmen, die in Großbritannien Verwandte haben oder stark gefährdet sind. Aber in Nordfrankreich gibt es mindestens 5 weitere kleine Lager und das Grande Synthe Camp in Dünkirchen mit 2500 Einwohnern. Es ist anzunehmen, dass diese Lager in Zukunft wachsen und weiterhin Menschen nach Calais kommen werden.
 
Bester Internationaler Dokumentarfilm, Filmmaker Film Festival 2010; Preis der Jury, Internationales Film Festival Valdivia, Chile, 2010; FIPRESCI Internationaler Kritikerpreis und bester Dokumentarfilm, Buenos Aires International Festival of Independent Cinema (BAFICI) 2011; Besondere Erwähnung, International Competition, Pesaro Film Festival, Italien, 2011.
 
Frankreich 2007 – 2010, s/w & Farbe, 157 min., mit englischen Untertiteln.
Regie: Sylvain George.

 
Im Anschluss an die Filmvorführung folgt ein Gespräch mit dem Regisseur Sylvain George moderiert von Natasha King, Autorin des Buchs No Borders - The Politics of Immigration Control and Resistance, London: Zedbooks, 2016.

 
Eventbrite - Qu'ils reposent en révolte (des figures de guerres)

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