Im Gegensatz zu anderen Filmen in dieser Reihe, wie etwa
Fremd oder
Qu’ils reposent en révolte, wo es um das Leben junger Migranten und Flüchtlinge geht, steht im Zentrum von
A Walnut Tree ein alter Mann. Baba, ein paschtunischer Dichter und Lehrer, lebt mit seinem Sohn, seiner Schwiegertochter und deren Kindern im Jalozai Flüchtlingslager in Pakistan. Das Lager wurde in den 1980er Jahren für Flüchtlinge aus dem Afghanistankrieg errichtet, hat aber in den letzten Jahren auch viele Binnenflüchtlinge aufgenommen. Baba hatte davor mit seiner Familie im Tirah Tal in Nordpakistan gelebt, in der Nähe der Grenze zu Afghanistan. Die anhaltenden Kämpfe zwischen dem pakistanischen Militär und verschiedenen aufständischen Taliban-Truppen hatten die Familie zur Flucht gezwungen. Der Sohn schlägt seine Familie jetzt mühsam mit dem Verkauf von Luftballons und Bioskopvorführungen durch, der alte Mann aber, voll Sehnsucht nach seinem früheren Leben, kann sich mit seinem neuen Dasein im Flüchtlingslager, wo er keine sinnvollen Aufgaben hat, nicht abfinden. Als die Familie erfährt, dass sie zu einem anderen Lager verlegt werden soll, beharrt Baba darauf, dass er nicht mehr umziehen kann. Er wehrt sich gegen alle Vernunftappelle und drängt die Familie dazu, nach Hause zurückzukehren. Eines Morgens ist er dann verschwunden.
Der pakistanische Regisseur Ammar Aziz ist mit den Erzählungen seiner Großmutter aufgewachsen. Sie sprach oft über ihr Leben in Indien und wie es war, bevor sie als Folge der Zweiteilung des Landes nach Pakistan auswandern musste. Sein Film ist eine unsentimentale aber bewegende Dokumentation darüber, was es bedeutet, entwurzelt zu sein.
Fipresci Preis bei Documentarist Istanbul 2016, Grand Prix beim Doker FF in Moskau 2016, Bester Dokumentarfilm bei Sole Luna Palermo und besondere Erwähnung beim Sole Luna Festival Mailand 2016, die Ram Bahadur Trophy für den besten Film bei Film Southasia 2015.
Pakistan 2015, Farbe, 81 Min. Mit englischen Untertiteln.
Regie: Ammar Aziz.
Im Anschluss an die Filmvorführung wird es ein Gespräch mit dem Regisseur Ammar Aziz über Skype geben.
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