FOKUS: Films from Germany 2017/18

Fokus: Films from Germany ©Goethe-Institut Glasgow Filmhouse Edinburgh © Filmhouse Edinburgh

23. November 2017 - 31. Januar 2018

Herzlich Willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Fokus: Films from Germany!
 
Auch in unserem dritten Jahr präsentieren wir unserem schottischen Publikum eine Auswahl von Titeln, die den vielschichtigen Charakter des Filmemachens in Deutschland widerspiegeln.

Unser Eröffnungsfilm Vor der Morgenröte zeigt eine Perspektive auf Europa zu einer Zeit, in der das Projekt der friedlichen Koexistenz von Nationen für gescheitert erklärt wurde. Maria Schraders Film begleitet Stefan Zweig während seiner letzten Jahre im Exil. Dass er den Aufstieg des Nationalsozialismus aus der Ferne beobachten muss, ohne eingreifen zu können oder auch nur Freunden und Kollegen auf der Flucht helfen zu können, lässt Zweig verzweifeln. Der Film zeichnet viele feine Linien zu aktuellen Diskursen um die Zukunft Europas und die Entwicklung neuer Nationalismen in vielen europäischen Ländern. Vor der Morgenröte zeigt die Suche eines Flüchtlings nach einem neuen Zuhause während das alte vielleicht für immer verloren ist.

Die Filmauswahl dieses Jahr zeigt eine große Bandbreite an Suchbewegungen, sei es sie Suche nach Ankommen, bei sich selbst oder an einem Ort, sei es die Suche nach Freiheit oder die Suche nach Wahrheit und der Kraft, eine Entscheidung zu treffen.

Verfehlung begleitet drei Freunde, die durch ihre Karrieren in der katholischen Kirche eng miteinander verbunden sind. Als einer von ihnen wegen Verdachts auf Kindesmissbrauch festgenommen wird, können die anderen den Anschuldigungen kaum glauben. Doch als sich der Verdacht verhärtet, müssen beide eine Entscheidung treffen.
Freistatt knüpft an die Thematik an und macht deutlich, wie brutal Erziehungsheime für schwierige Jugendliche in den 60er Jahren in Deutschland –meist von christlichen Institutionen- geführt wurden und wie diese Heime als Arbeitslager genutzt wurden.

Haus ohne Dach und Fukushima, mon Amour wiederum zeigen eine andere Art von Suche- beide Filme drehen sich um entfremdete Charaktere, die in der Ferne wieder zu sich und zu anderen finden. Soleen Yusefs Haus ohne Dach begleitet drei Geschwister auf ihrer Reise von Stuttgart in den Irak, um dort ihre Mutter neben dem Vater zu begraben.
In Fukushima, mon Amour macht sich Marie auf nach Japan, als ihr Leben außer Kontrolle gerät. Ausgerechnet in der Hochsicherheitszone von Fukushima und allein mit der letzten Geisha der zerstörten Stadt, finden diese beiden Frauen auf ungewöhnliche Art zueinander.
 
Michael Kochs Marija und Ekrem Ergüns Hördur zeigen zwei Protagonistinnen, die versuchen, ein selbstbestimmtes Leben in einer Gesellschaft zu finden, die auf Ausgrenzungsmechanismen basiert. Marija (Margarita Breitkreiz) ist eine junge Frau aus der Ukraine, die sich an der illegalen Peripherie unserer produktions- und konsumorientierten Gesellschaft befindet. Nachdem sie ihren Job als Reinigungskraft verliert, muss sich Marija in einem Geflecht aus Abhängigkeiten durchschlagen. Doch sie leistet Widerstand.
In Hördur, unserem Film für junges Publikum begleiten wir die 17-jährige Aylin auf ihrem Weg zu sich selbst. Überfordert von Zuhause und dem Mobbing an der Schule rastet Aylin aus und findet sich auf einem Reiterhof wieder, wo sich Sozialstunden abarbeiten soll. Ausgerechnet hier findet Aylin einen Freund und die Kraft, sich selbst und die Menschen um sie herum zu verändern.

Unsere beiden Filme Phoenix und Bruder Jakob schicken ihre Charaktere auf die Suche nach etwas verlorenem. Christian Petzolds Phoenix spielt 1945 in Berlin. Nelly Lenz überlebt als Jüdin das Konzentrationslager und kehrt endlich heim. Doch die Menschen aus ihrem alten Leben erscheinen ihr plötzlich fremd.
Bruder Jakob wiederum ist eine sehr intime Dokumentation, die die Beziehung zwischen dem Regisseur Eli Roland und seinem Bruder Jakob erkundet. Seit Jakob zum salafistischen Islam konvertiert ist, hat er sich verändert. Während Jakob auf der Suche nach der Wahrheit ist, ist Eli auf der Suche nach seinem Bruder.
 
Mit unserer diesjährigen Retrospektive knüpfen wir an die Kollaboration zwischen dem Goethe-Institut und dem Filmhouse Edinburgh an, die das Schaffen Werner Herzogs nun auch dem schottischen Publikum zugänglich macht. In Anschluss an die bisherigen Herzog of the Month Screenings zeigen wir nun den Kurzfilm Herakles (1962) und Herzogs ersten Feature Film Signs of Life (1968) in schottischen Kinos.

Der letzte Filmtitel kann dabei auch als hoffnungsvoller Abschluss unserer Filmauswahl gelesen werden. Obwohl sich die Themen in diesem Jahr um Krieg, Migration, Ausbeutung und Konflikte bewegen, sind wir überzeugt, dass die Filme dabei auch den unstillbaren Lebenshunger der Charaktere zeigen. All dies spiegelt sich in wunderbaren Aufnahmen, vielschichtigen Erzählformen und herausragenden schauspielerischen Leistungen wieder.


Wir wünschen interessante, inspirierende und zum Nachdenken anregende Kinobesuche!

Ann-Christine Simke (Programme Coordinator, Goethe-Institut Glasgow)
Eva-Maria Kleinschwärzer (Programme Assistant, Goethe-Institut Glasgow)
James Rice (Programme Manager, Filmhouse Edinburgh)
Marjolein den Bakker (Programme Officer, Filmhouse Edinburgh)
Lucy Rosenstiel (Programme Coordinator, Filmhouse Edinburgh)
Raymah Tariq (Programme Coordinator, Filmhouse Edinburgh)
 


 

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