Filmvorführung B-Movie: Lust & Sound in West Berlin

B-Movie © DEF Media GmbH

Mi, 12.06.2019

18:30 Uhr – 20:30 Uhr

Goethe-Institut Glasgow

B-Movie

Ein Jahrzehnt Westberliner Subkultur in Originalaufnahmen, atemberaubend aneinandergeschnitten – und eine Geschichte der Stadt im letzten Jahrzehnt vor dem Ende des Kalten Kriegs.

Regie: Jörg A. Hoppe, Heiko Lange, Klaus Maeck, Miriam Dehne, s/w u. Farbe, 92 Min., 2014/15

Wenn eine Bar Risiko heißt und der Frontmann der Einstürzenden Neubauten, Blixa Bargeld, hinter der Bar die Drinks ausschenkt, dann weiß man, dass man in einer von Berlins besten Zeiten gelandet ist – zumindest der besten Zeit West-Berlins. Weitere Protagonisten in jener Epoche zwischen Postmoderne, No-Future und Genialen Dilletanten (die Inkorrektheit in der Schreibweise muss so sein!) waren – mal in Hauptrollen mal als Supporting Actors - der ernste Nick Cave, der an der Wand seines Zimmers in einer Berliner Wohnung „deutsche Gothik“ sammelt, die coole Gudrun Gut (Malaria), die vor dem Szene-Hotspot Dschungel steht und Clubs aufzählt, in die man nach zwei Uhr Nachts noch gehen kann (wenn nicht gar muss). Die tödliche Doris, die mitten im Brachland des West-Teils vom Potsdamer Platz singt. Und zwischen Mauer und Brandmauern, Alt- und Neubauten ebenfalls dabei: der wahre Heino, Christiane F., Nena, die Toten Hosen, Martin Kippenberger und die Ärzte. Auch Tilda Swinton oder Keith Haring. Und Westbam, der ein bisschen zu spät gekommen ist und damals noch ein rechter Grünschnabel war, bevor er zu einem der Paten der Love-Parade wurde.

Der britische Musiker, Labelmacher und Militärfetischist Mark Reeder aus Manchester, dessen Begeisterung für elektronische Musik (Tangerine Dream) ihn Ende der Siebzigerjahre nach Berlin verschlagen hat, wo anscheinend – und zum Glück! – alles mitgefilmt wurde, was er dann erlebte. Mark Reeder ist Host und Moderator jener Zeitreise ins untergangene Westberlin am Ende der Kalten Kriegs. B-MOVIE: LUST & SOUND IN WEST-BERLIN (1979 – 1989) ist weniger Dokumentation, als raffiniert aus dokumentarischem Material kompilierte Erzählung, die von Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange kongenial zusammengetragen und zu einem neuen Ganzen komponiert wurde. Eine hochgradig subjektive Liebeserklärung und zugleich eine erstaunlich materialreiche kartografische Unternehmung. Ein herzliches Wiedersehen mit sich selbst für alle, die dabei waren. Und geradezu bewusstseinserweiternd für all die Zugezogenen, die behaupten, sie wüssten, wo der Bär steppt, oder gar, er habe sowieso erst 1990 angefangen zu steppen.

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