Film Claude Lanzmann: Shoah

Shoah © Shoah, Arsenal – Institute for Film and Video Art

Mo, 27.01.2020

9:45 Uhr – 21:30 Uhr

Vorführung zum Internationalen Holocaust-Gedenktag

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Nazi-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 zeigen wir Claude Lanzmanns Shoah. Damit möchten wir zusammen mit vielen anderen Organisationen und Institutionen weltweit den Opfern des Holocausts gedenken und an den Völkermord an den europäischen Juden erinnern, damit dieser sich nie wiederholt. Mit diesem Ziel haben die Vereinten Nationen 2005 den 27. Januar zum Internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt. Mit dieser Vorführung von Shoah möchten wir einen Raum zum Erinnern und zum Lernen bieten während weltweit viele andere das Gleiche tun werden.

Der Film wird von Toby Haggith, Senior Curator, Department of Second World War and Mid-20th Century Conflict (Imperial War Museums) eingeführt, der im Anschluss an die Filmvorführung auch an einer Diskussion mit Rainer Schulze, emeritierter Professor für moderne europäische Geschichte (University of Essex), teilnehmen wird.

Zeitplan

Claude Lanzmann hat Shoah in zwei Abschnitte aufgeteilt. Um mehr Pausen zu ermöglichen, zeigen wir den Film in vier Teilen, gefolgt von der Diskussion. 
 
Teil 1                     09:45–12:20
Teil 2                     12:35–14:35
Teil 3                     15:05–17:45
Teil 4                     18:00–20:25 
Diskussion             20:35–ca 21:30

Tickets über Eventbrite buchen Über den Film

Shoah (das hebräische Wort für "Vernichtung") entstand über einen Zeitraum von über elf Jahren (1974 – 1985) und  bringt Zeugenaussagen sowohl der Opfer der nationalsozialistischen Vernichtung der Juden in Europa als auch von Tätern und Beobachtern des Völkermords an den europäischen Juden zusammen. Viele von ihnen erzählen zum ersten Mal seit 30 Jahren ihre Geschichte. Laut Claude Lanzmann ist Shoah kein Film über das Überleben, sondern ein „Zeugnis des Todes“. Er bittet die Zeugen nicht nur, sich an ihre Erfahrungen zu erinnern; seine Fragetechnik veranlasst die Befragten, die vergangenen Ereignisse noch einmal zu erleben. Seine Fragen beziehen sich auf Ereignisse an den Orten, an denen Juden ermordet wurden - Helmno, Treblinka, Auschwitz-Birkenau und das Warschauer Ghetto. Sie legen den bürokratischen Mechanismus der Vernichtung offen, der in den Ghettos begann und schließlich in den Konzentrations- und Vernichtungslagern weiteführt wurde. In seinen neuneinhalb Stunden verwendet der Film nur ein Archivdokument. Ansonsten stützt es sich ausschließlich auf Zeugenaussagen und neu aufgenommenes Filmmaterial der Todesorte, das diese in ihrem Zustand am Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre zeigt. Dies war ein radikal neuer Ansatz, und die starke Wirkung des Films resultiert aus der Montage von Zeugenaussagen und den Aufnahmen der Orte, auf die sich die Erinnerungen der Zeugen beziehen. „Ich bin alleine zu den Orten gereist und habe festgestellt, dass man beide Aspekte kombinieren muss. Man muss wissen und sehen und man muss sehen und wissen. Deshalb ist das Problem mit den Orten so groß. Es ist ein bodenständiger Film, ein topografischer und geografischer Film. “(Lanzmann)
 
Shoah, Frankreich 1974 – 1985, Farbe, DCP (16mm), ca. 566 Minuten, mit englischen Untertiteln.
Regie: Claude Lanzmann, Kamera: Dominique Chapuis, Jimmy Glasberg, William Lubtchansky, Schnitt: Ziva Postec, Anna Ruiz, Ton: Bernard Aubouy, Michel Vionnet.

 
Claude Lanzmann wurde 1925 in Paris geboren und erlebte als Teenager den Einmarsch deutscher Truppen nach Frankreich. 1943 schloss sich der Gymnasiast dem Widerstand in Clermont-Ferrand an und ging in den Untergrund gegen die Nazis. Nach dem Krieg schloss er ein Studium der Philosophie ab, promovierte 1947 und begann 1948/49 an der Freien Universität Berlin zu lehren. 1953 wurde Lanzmann, der zum Kreis von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir gehörte, ständiger Mitarbeiter der legendären politischen und literarischen Zeitschrift Les Temps Modernes. 1970 unternahm er erste Streifzüge in die Welt des Filmemachens, die auch sein politisches Engagement gegen die französische Politik in Algerien dokumentieren. Gegen Ende des Algerienkrieges unterzeichnete Lanzmann das „Manifeste des 121“ gegen französische Kriegsverbrechen. In seinem Film Pourquoi Israel? Von 1973 erkundete Lanzmann seine eigene jüdische Identität. Ein Jahr später begann er mit der Arbeit an Shoah. Er starb am 5. Juli 2018.

Toby Haggith ist Senior Curator, Department of Second World War and Mid-20th Century Conflict (Imperial War Museums). Zusammen mit Joanna Newman ist er Mitherausgeber von Holocaust and the Moving Image: Representations in Film and Television Since 1933 (2005). Er war eng mit der Vervollständigung und Restaurierung des britischen Dokumentarfilms German Concentration Camps Factual Survey (1945/2014) befasst und Recherchen zum Belsen Camp Evidence Film durchgeführt.

Rainer Schulze ist emeritierter Professor für moderne europäische Geschichte an der Universität Essex. Sein Schwerpunkt liegt auf der deutschen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, der Geschichte und Erinnerung an den Holocaust und der Geschichte der Zwangsmigrationen im Europa des zwanzigsten Jahrhunderts. 2000-2007 arbeitete er als einer der Projektleiter bei der Neugestaltung der Dauerausstellung in der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Er ist der Gründungsherausgeber der Zeitschrift "The Holocaust in History and Memory" und begründete und koordinierte die jährliche Holocaust-Gedenkwoche an der Universität Essex.



Mit freundlicher Unterstüzung von IWM (Imperial War Museums).

 

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