'Eine Art Morgen': Ehrung der Visionen Schwarzer feministischer Autor*innen
Wir freuen uns, die Autorin und politische Aktivistin Sharon Dodua Otoo in diesem Jahr als Rednerin auf unserer Goethe Annual Lecture am Goethe-Institut London begrüßen zu dürfen. In ihrem Vortrag wird Sharon Dodua Otoo die visionäre Kraft Schwarzer feministischer Autorinnen würdigen und die Strukturen erkunden, die zu ihrer Marginalisierung und Ausgrenzung beitrugen.
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In diesem Jahr präsentieren wir die Eröffnungsrede im Rahmen einer neuen Reihe an der Schnittstelle zwischen Kultur und Politik, die lebendigen zeitgenössischen Stimmen gewidmet ist. Mit der Goethe Annual Lecture knüpfen wir an die Tradition unserer bisherigen Reihe, der Brady Lecture, an. Wir laden renommierte Redner*innen dazu ein, ihre Ansichten zu Themen, die das Goethe-Institut im Rahmen seiner Kulturarbeit ausführlich behandelt, mit uns zu teilen und sich zu den drängenden Fragen zu äußern, mit denen die Gesellschaften in Großbritannien, Deutschland und aller Welt konfrontiert sind.
Das Kreative Schreiben Schwarzer Feminist*innen hat revolutionäres Potenzial. Es stellt etablierte Ansichten zu Fragen zu Gender, Sexualität, Rassifizierung auf den Prüfstand und erweitert den Blickwinkel des literarisch interessierten Publikums unserer heutigen Zeit. Auf diese Weise entwerfen Schwarze feministische Autor*innen eine komplexere, differenziertere und radikal vielfältigere Form der kulturellen Identität.
Ihre Perspektiven wurden in Großbritannien, Deutschland und weltweit allerdings marginalisiert. Schwarzen feministischen Autor*innen wird nur selten die Unterstützung, Anerkennung und kritische Rezeption zuteil, die ihre männlichen Kollegen genießen.
Eine der renommiertesten Schwarzen Dichter*innen Deutschlands, May Ayim, fand erst dann im deutschsprachigen Raum die ihr gebührende Anerkennung, als sie in den USA einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hatte. Die Schwarze US-Amerikanische Schriftstellerin Toni Morrison erhielt 1988 den Pulitzer-Preis, jedoch erst, nachdem 48 Schwarze Schriftsteller*innen und Kritiker*innen im selben Jahr eine Stellungnahme in der New York Times Book Review veröffentlicht hatten. Darin brachten sie ihr Bedauern darüber zum Ausdruck, dass Toni Morrison nach der Veröffentlichung von fünf erfolgreichen Romanen noch immer keine Anerkennung in ihrem Heimatland genoss.
Im Jahre 2019 wurde die Professorin Bernardine Evaristo als erste Schwarze britische Frau in der 50-jährigen Geschichte des Booker Prize mit dieser Auszeichnung bedacht. Ein großer Erfolg, der leider durch die Kritik an der Entscheidung der Jury, gegen die eigenen Vorschriften zu verstoßen und den Preis an zwei Gewinnerinnen zu vergeben, überschattet wurde.
Die Visionen der Schwarzen feministischen Autor*innen verdienen es, geehrt zu werden. Wie Sharon Dodua Otoo dabei vorgeht, ist das Thema ihres Vortrags.
Auf den Vortrag folgt eine Fragerunde, moderiert von Marcelle Mateki Akita, Autorin und Produzentin von Africa Writes, Tottenham Literature und SPINE Festivals. Sie wurde für die Morland Writing Stipendien 2018 in die engere Auswahl gezogen und ihre Werke werden von Hachette UK veröffentlicht.
Teilnehmer*innen der Goethe Annual Lecture bekommen kurz vor der Lesung die entsprechenden Zoom Zugriffsanweisungen per Email zugeschickt.
Die Goethe Annual Lecture wird in englischer Gebärdensprache begleitet.
Tahir Della
Sharon Dodua Otoo (*1972 in London) ist Autorin und politische Aktivistin. Sie schreibt Prosa und Essays und ist Herausgeberin der englischsprachigen Buchreihe Witnessed (edition assemblage). Ihre ersten Novellen die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle und Synchronicity erschienen 2017 in deutscher Übersetzung beim S. Fischer Verlag. Mit dem Text Herr Gröttrup setzt sich hin gewann Otoo 2016 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Im Jahre 2020 hielt sie die Klagenfurter Rede zur Literatur Dürfen Schwarze Blumen Malen, die im Verlag Heyn erschien. Ihr erster Roman in deutscher Sprache erscheint 2021 beim S. Fischer Verlag. Politisch aktiv ist Otoo bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e. V. und Phoenix e. V. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Zu früheren Redner*innen unserer jährlichen Brady-Lecture gehören beispielsweise John Kampfner (2019), Brendan Simms (2018), Anne McElvoy (2017), Neil MacGregor (2016), Christopher Clark (2014), David Chipperfield (2012) und Norman Rosenthal (2010) ), Tacita Dean (2006), Peter Jonas (2005), Ian Kershaw (2003), Richard Wentworth (2002) und AS Byatt (2001).
Hier finden Sie Videos der vergangenen Brady Lectures.
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