Buchpräsentation Georgisch-Deutsches Kulturmosaik 1918-1921

Georgisch-Deutsches Kulturmosaik 1918-1921 GI Georgien

18.05.2022, 18:00

Goethe-Institut Georgien

Das Goethe-Institut Georgien präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Soviet Past Research Laboratory die Publikation "Georgisch-deutsches Kulturmosaik 1918 - 1921".

2017 wurde das 200-jährige Jubiläum georgisch-deutscher Beziehungen begangen, – gezählt ab 1817, der Gründung der ersten deutschen Siedlung in Georgien. Nachwirkung des Jubiläums war das georgisch-deutsche Gedächtnisarchiv (german-georgian.archive.ge), das Zeugnisse dieser 200-jährigen Beziehung online zusammenführen sollte - eine gemeinsame Initiative des Goethe-Instituts Georgien, des Soviet Past Research Laboratory (SovLab), der Deutschen Botschaft Tiflis und des Auswärtigen Amts. Im Laufe der Jahre kam eine reiche Ansammlung von Familienarchiven, Forschungsarbeiten, Blogs, Zeitzeugeninterviews und weiteren historischen Quellen zusammen.

Der vorliegende Band „Georgisch-deutsches Kulturmosaik“ wurde während der Arbeit am Internetarchiv vom Goethe-Institut Georgien und SovLab angestoßen; doch liegt das grundlegende Augenmerk diesmal auf der Epoche der Ersten Republik Georgiens (1918-1921). Abgesehen davon, dass die letzten Jahre nicht wenige beachtenswerte Jubiläen zu verzeichnen hatten (Gründung der ersten Republik, Verabschiedung der Verfassung, Sowjetische Besatzung), ist dieser Zeitabschnitt georgischer jüngster Geschichte – unter anderem bezüglich georgisch-deutscher Beziehungen – noch nicht ausreichend erforscht.

Nach Ende des 1. Weltkriegs, im Zuge des Zerfalls alter Imperien und der ersten unabhängigen Schritte junger Staaten, nahmen georgisch-deutsche Beziehungen staatliche Züge an. Diese Beziehungen waren von Anfang an verkettet, komplex und teilweise widersprüchlich. Im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebungen sprach das Deutsche Reich Georgien Garantien zu. Der Nationalrat Georgiens erklärte das Land zu einer unabhängigen Republik und legte das Fundament für eine der demokratischsten Systeme ihrer Zeit; während ihr Schutzpatron Deutschland als militaristisches Imperium noch im Krieg involviert war und imperialistische Interessen im Kaukasus verfolgte.
Trotz des kalten Kalküls politischer Konventionen tat diese recht intensive Phase den Beziehungen keinen merklichen Abbruch.

In dieser Zeit stach der Wunsch, aktive Außenkulturpolitik mit „sanfter Gewalt“ zu praktizieren und gerade mit kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften die Position Deutschlands im Kaukasus zu festigen, deutlich hervor. Angesichts all dessen lässt sich sagen, dass die georgisch-deutschen Beziehungen 1918-1921 von neuen Perspektiven und Hoffnungen geprägt waren, die der vorliegende Band veranschaulichen will.

„Georgisch-Deutsches Kulturmosaik 1918-1921“ behandelt zwei Bereiche – den politischen sowie sozio-kulturellen. Er bewegt sich größtenteils in einem bestimmten zeitlichen Rahmen und orientiert sich an den Realitäten der Ersten Georgischen Republik, doch angesichts der Vielfältigkeit und Fülle kultureller und politischer Kontexte spannt sich das Informationsspektrum vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zu den ersten Jahren der sowjetischen Besatzung Georgiens.

Die Autoren des Bands zeigen uns im Einklang ihrer eigenen Forschungsinteressen unterschiedliche Aspekte georgisch-deutscher Beziehungen von 1918-1921 auf, die in ihrem Zusammenspiel ein harmonisches Ganzes ergeben; indem die Themen ineinander münden, Persönlichkeiten von Aufsatz zu Aufsatz reisen, zu unterschiedlichen Zeiten aufeinandertreffen und die Bilder unserer vielschichtigen, dramatischen und oftmals tragischen jüngsten Vergangenheit zum Leben erwecken.
Wir hoffen, dass die Episoden im Band im Gesamtbild eine interessante Einheit bilden, die aufzeigt, wie die Einstellung Deutschlands Georgien und dem Südkaukasus gegenüber war; Welche Pläne die junge, unabhängige Republik Georgiens hatte; Wie realistisch diese Pläne waren, und wie energisch und enthusiastisch – das Streben danach. Die Besatzung Georgiens durch Sowjetrussland 1921 hat, selbstverständlich, alles verändert. Doch das Streben, private sowie staatliche Initiativen, der Kampf – sind geblieben. Diese längst vergessenen und aus dem Gedächtnis verdrängten Geschichten wiederzufinden, erinnerte an das Zusammentragen zerborstener Mosaikstücke, die uns einen neuen Blick auf ein großes Projekt des letzten Jahrhunderts ermöglicht haben – den Versuch des georgischen Staates, der Strömung deutscher Kultur in den westlichen Kulturraum zu folgen.

Der Band wird von Ana Margvelashvili und Irakli Khvadagiani präsentiert. Der Historiker Oliver Reisner wird eine kurze Einführung zur Geschichte der Deutschen in Georgien geben
 

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