Film Hin und weg

Hin und weg (c) Filmproduktion

Do, 25.05.2017

Goethe-Institut Ghana

GoetheKino|GoetheCine

Regie: Christian Zübert, Farbe, 95 Min., 2013/14

Das Training auf dem Trimmrad lässt schon ahnen: Hannes (36) ist nicht in bester Verfassung. Aber er will sich fit machen für die Radtour, die er, seine Frau und die gemeinsamen Freunde alljährlich unternehmen. Diesmal ist er an der Reihe, das Ziel zu bestimmen; zur Überraschung aller hat er sich für Belgien entschieden. Den Grund für diese Wahl erfährt die Clique erst unterwegs: Hannes leidet an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS, seine verbleibende Lebenszeit schätzt er sehr gering ein. Den grausamen Verlauf der Krankheit hat er schon einmal erlebt – sein Vater ist daran gestorben. Hannes sieht für sich nur eine Lösung: Mit der Hilfe eines Arztes und Sterbehelfers will er den zu erwartenden Qualen zuvorkommen. Die deutsche Rechtsprechung lässt das nicht zu. Also hat er einen Termin im belgischen Ostende vereinbart, wo er die finale Injektion bekommen soll.

Obwohl es allen schwer fällt, sie bemühen sich, noch einmal richtig Spaß zu haben – Hannes zu liebe. Sie trinken weit über den Durst, balgen sich im Matsch, nehmen ein paar jungen Leuten ihre Drogen ab, um sie selbst zu konsumieren. Ständig schwankt diese Geschichte zwischen Lust und Trauer; Hannes, so wollen es alle, soll die letzten Tage noch einmal richtig genießen – und durch sein Leid lernen sie ihr eigenes Leben mehr zu schätzen. Alle kommen sich näher, das streitende Ehepaar Mareike und Dominik, Hannes und Kiki, die sich beklagt: „Du lässt mich allein und bist noch nicht tot!“ Für Momente scheinen alle das Ziel der Reise verdrängen zu können, aber der Augenblick kommt unerbittlich, in dem Hannes, seine Frau, seine Mutter und alle Freunde von ihm endgültig Abschied nehmen müssen und der Arzt dem Patienten die tödliche Injektion verpasst.

Dass sich Regisseur Christian Zübert und seine Autorin Ariane Schröder nicht vorzeitig aus der Geschichte herausmogeln, sondern sie bis zum äußersten Ende erzählen, gehört zu den großen Vorzügen dieses Films, der auch die Balance zwischen Komik und Tragik souverän durchhält und notfalls auch keine Angst vor dem Klamauk am Abgrund hat, um die melodramatischen Töne zu relativieren. Was an der Oberfläche aussieht wie ein Film über den Freitod, ist auf einer tieferen Ebene ein ziemlich kluges Werk über Freiheit und Leben.

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