Aus der Zuckerfabrik

Dorothee Elmiger: Aus der Zuckerfabrik.
© Carl Hanser Verlag
Dorothee Elmiger:  Aus der Zuckerfabrik.
München: Carl Hanser Verlag, 2020,  272 Seiten.


Ein genuin hybrides, nicht leicht zuzuordnendes, kühnes Buch. In Aus der Zuckerfabrik der schweizerischen Autorin Dorothee Elmiger (geb. 1985)
werden Erlebnis-, Gedanken-, Lektüre-, Gesprächs-, Erinnerungs-, Traum- und Forschungsfäden einer Erzählerin, die sich keineswegs für die Konventionen der traditionellen Narration interessiert und die Fragmentierung und Collage-Technik vorzieht, miteinander verflochten. Zwischen literarischer Prosa und essayistischer Schrift schwankend, stellt das Buch im Grunde das Prozessjournal seiner Verfassung dar. Das Interesse der Autorin gilt dem Umänderungs- und Montierungsvorgang, dem Ineinandergreifen von Leben und Schreiben, dem Sich Widerspiegeln des Textes sowie auch seiner radikalen Offenheit, der Einladung zu einer Annäherung, die sich sehr von der Verfolgung einer – selbst modernistisch oder postmodernistisch erzählten – Handlung unterscheidet. Wer sich von diesem Assoziationsstrom mitreißen lässt und einen Weg findet, sich durch die Fragmente und Zitate zu steuern, wird auf dem Grund wie auch auf der rutschigen Oberfläche des Textes die Themen und Motive entdecken, die den Text zusammenhalten: unter anderem, den „Hunger als Verfassung“, die Sklaverei und den Kolonialismus, den weiblichen Körper, das Begehren, den Wahnsinn und die Ekstase. Elmigers Blick lehnt sich lustvoll an die Dinge, die Orte und die Menschen und gleitet in ein Schreiben hinein, das mit sinnlicher Intensität schwingt und ein Interesse für die sonst entgehenden Details bekundet.

Marina Agathangelidou
© Marina Agathangelidou
Von Marina Agathangelidou
Marina Agathangelidou, geboren 1984 in Athen, lebt in Berlin. Sie studierte Theaterwissenschaft und literarisches Übersetzen in Athen und promovierte anschließend am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. Seit 2006 ist sie als freie Übersetzerin tätig.


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