Architektur Bauhaus in Zagreb. Atelier Bohutinsky

Gustav Bohutinsky, Atelier für Brüder Emil Bohutinsky, Zagreb, 1939.-1942. © Karin Šerman © Karin Šerman

Sa, 11.05.2019

11:00 Uhr

Fakultät für Architektur

Spaziergang und Vortrag mit Prof. Dr. Karin Šerman

Die Veranstaltung am Samstag, den 11. Mai 2019, umfasst einen Spaziergang, die Besichtigung des Ateliers Bohutinsky und einen einleitenden Vortrag von Prof. Dr. Karin Šerman, in dem sie über den interessanten Lebensweg des geheimnissvollen und etwas unergründlichen Zagreber Architekten Gustav Bohutinsky spricht. Der Vortrag beginnt um 11 Uhr an der Fakultät für Architektur in Zagreb, Kačićeva 26, im Hörsaal 317 im 3. Stock. Gleich im Anschluss finden der gemeinsame Spaziergang und die Besichtigung des Ateliers statt.
 
 

DIE BEIDEN TERMINE SIND VOLL. DANKE FÜR EUER INTERESSE!
 

Das Atelier Bohutinsky ist das wichtigste in Zagreb gebaute Werk des Architekten Gustav Bohutinsky. Bohutinsky hat es von 1939 bis 1945 auf den nördlischen Hügeln im westlichen Teil der Stadt, in der Jadranska ulica 11, für seinen Bruder, den Bildhauer Emil Bohutinsky entworfen und errichtet. Das Gebäude ist nicht nur wegen seiner spezifischen und attraktiven Erscheinung bedeutend, sondern auch als wertvolles architektonisches Erbe Bohutinskys, des einzigen kroatischen Architekten, der am Bauhaus studiert hat. Diese experimentelle und innovative Kunstschule hat die Auffassung von Architektur, Gestaltung, Fotografie, Design und der ganzen visuellen Kultur von Grund aus verändert.
Gustav Bohutinsky © ljubaznošću Karin Šerman Bohutinsky hat ein Semester seines Studiums am Bauhaus verbracht, nähmlich das Sommersemester 1930 – eine für diese avantgarde Schule besonders turbulente Zeit, in der sie der radikale und karismatische schweizer Funktionalist Hannes Meyer leitete und in der am Bauhaus der einflussreiche deutsche Architekt und Urbanist Ludwig Hilberseimer tätig war. Bohutinsky besuchte dort einen der legendären Vorkurse unter der Leitung von Josef Albers. Dieser experimentelle Kurs war eine Art Markenzeichen des Bauhauses, gestaltet als Unterrichtsrahmen in dem die Studenten ihr bis dahin erworbenes Wissen und ihre Konventionen kritisch hinterfragten und abwarfen, um frei und radikal die grundlegenden Aspekte des Raumes, der Formen, der Techniken und der Materialien zu erforschen.
Nach der Erfahrung am Bauhaus schloss Bohutinsky sein Architekturstudium an der „Schule von Drago Ibler“ der Königlichen Kunstakademie in Zagreb ab, wo er sein Studium 1926 in der ersten Generation von Studenten auch begonnen hatte. Während des Studiums und auch später arbeitete Bohutinsky mit zahlreichen bekannten kroatischen Architekten modernistischer Orientierung zusammen: Mladen Kauzlarić, Stjepan Gomboš, Stjepan Planić, Lavoslav Kalda und Stanko Kliska. Gleichzeitig entwickelte er zusammen mit dem Architekten Veljko Kauzlarić seine eigene architektonische Praxis.
In Zagreb errichete Bohutinsky mehrere Wohngebäude im erweiterten Gebiet der Unteren Stadt und danach sein bekanntestes, in der typischen Bauhaus-Ästethik gestaltetes Werk: Ein Atelier für seinen Bruder, den Bildhauer. Mit der elementaren kubischen Form, der großen Glaswand, der durchdachten zenitalen Beleuchtung, dem funktional organisierten Raum und den exponierten Konstruktionen und Materialien – Backstein, Stahlbeton und Glas – zeugt dieses Atelier von der lebendigen Anwesenheit der Bauhausidee in Zagreb.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Bohutinsky mit dem Architekten Juraj Denzler, Professor an der Technischen Fakultät in Zagreb, an verschiedenen Projekten für infrastrukturelle Objekte, Wärmekraftwerke und Umspannwerke. 1940 wurde er als Dozent an die Abteilung für Architektur der Technischen Fakultät berufen. Aber schon ein Jahr später verließ Bohutinsky Zagreb und ging seinen Lebenstraum folgend nach Australien und in die USA, zuerst nach Chicago und später nach Honolulu, wo er seine Karriere als Architekt fortsetzte und bis zum Ende seines schöpferisch intensiven und turbulenten Lebens verweilte.

Karin Šerman ist Architektin und Architekturtheoretikerin, Professorin für Architekturtheorie an der Fakultät für Architektur der Zagreber Universität. Sie ist Leiterin des Lehrstuhls für Theorie und Geschichte der Architektur an der Fakultät für Architektur in Zagreb. Ihr Architekturstudium hat Karin Šerman 1989 an der Zagreber Fakultät für Architektur absolviert. 1996 schloss sie ihr Masterstudium an der Harvard University ab und promovierte 2000 an der Universität in Zagreb. Im Mittelpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit stehen aktuelle Architekturtheorien und Erforschungen der modernen und zeitgenössichen kroatischen und internationalen Architektur und Kultur. Einer der Schwerpunkte ihrer Arbeit ist das kulturelle und architektonische Erbe des Bauhauses, im Rahmen dessen sie sich besonders dem architektonischen Opus von Gustav Bohutinsky, dem einzigen kroatischen Architekturstudenten am Bauhaus widmet. Mit diesem Thema hat sie am internationalen Forschungs- und Ausstellungsprojekt „Bauhaus – Vernetzung von Ideen und Praxen“ (BAUNET) unter Federführung des Museums für zeitgenössiche Kunst Zagreb (2012-2015) teilgenommen, und 2015 mit Dubravko Bačić und Nataša Jakšić als Co-Autoren den Ausstellungsteil über Gustav Bohutinsky im Rahmen der großen Bauhaus-Ausstellung im Museum für zeitgenössiche Kunst Zagreb gestaltet.
 


Das Projekt Bauhaus 19 zum 100. Bauhaus-Jubiläum, ist ein Projekt des Goethe-Instituts Kroatien in Zusammenarbeit mit der Arhitektonischen Fakultät in Zagreb und dem Museum für zeitgenössische Kunst Zagreb mit Unterstützung von Zagreb Design Week.

 

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