Berlinale Special | Film Fabian oder der Gang vor die Hunde

Szene aus dem Film ©Hanno Lentz

Mo, 25.10.2021

19:00 Uhr

Split

Berlin 1931: Ein Ort zwischen Untermiete und Unterwelt, wo Bordelle Ateliers sind, Nazis auf den Straßen pöbeln und man in Babelsberg vom „psychologischen Film“ träumt. Das Leben brodelt, die Gesellschaft gärt, korrodiert. Solange er noch Arbeit hat, verfasst der promovierte Germanist Jakob Fabian tagsüber Werbetexte, nachts zieht er mit Stephan Labude durch die schrägen Etablissements der Stadt. Während sein Freund – er wird später bekennen, „in den Fächern Leben und Beruf“ versagt zu haben – ein Draufgänger in Sachen Kommunismus und Sex ist, bleibt Fabian nüchtern und distanziert. Er wartet auf den „Sieg der Anständigkeit“, ohne recht daran zu glauben. Nur die Liebe zu Cornelia lässt ihn an seinem ironischen Fatalismus zweifeln. Sie wird zum Lichtblick in seinem zerrinnenden Leben.

Erich Kästners tieftraurigen autobiografischen „Fabian“ – einen der bedeutendsten Romane der Weimarer Republik – aus seinem Schattendasein zu holen, ist bei allen Parallelen zum vermaledeiten Heute eine Herausforderung. Dominik Graf meistert sie kongenial: spitzfindig pointiert sein Stil, kaltschnäuzig flott, und doch von schweigsamer Melancholie. Ein Film wie eine Diskokugel, die sich langsam dreht, über den Zerfall des Traums vom Glück.
 

Fabian oder der Gang vor die Hunde, Deutschland, 2021
 

  • Von:Dominik Graf
  • 176 min. · Farbe

 
Mit:   
Tom Schilling
Saskia Rosendahl
Albrecht Schuch


 

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