Umfragen
Positives Deutschlandbild

Das Vertrauen in Deutschland ist international hoch
Das Vertrauen in Deutschland ist international hoch | © Valery Voennyy/Colourbox

Mehrere internationale Studien bewerten das Image von Ländern nach verschiedenen Kriterien. Deutschland schneidet dabei auffällig gut ab.

Großbritannien, Frankreich, Australien und Südkorea haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Doch diese vier Länder sind geradezu vernarrt in Deutschland. Hier stimmen jeweils über 80 Prozent der Bevölkerung der Aussage zu, dass Deutschland einen hauptsächlich positiven Einfluss auf die Weltgemeinschaft habe. Auch im Rest der Welt sieht es nicht schlecht aus: Die Werte in 24 Staaten, verteilt über alle fünf Kontinente, summieren sich zu 60 Prozent positiver Beurteilung. Nur 18 Prozent beurteilen Deutschland negativ. Deutschland ist demnach Weltmeister in Sachen Beliebtheit.

Bei so positiven Resultaten kommt natürlich die Frage nach dem Urheber der Umfrage auf. Doch die Studie ist seriös: Das Meinungsforschungsinstitut Globe Scan befragte im Auftrag des BBC World Service, des internationalen Hörfunksenders der BBC (British Broadcasting Corporation), von Dezember 2013 bis April 2014 insgesamt 24.542 Menschen in 24 Ländern direkt und am Telefon, wie sie 16 ausgewählte Länder beurteilen. Mag auch in manchen Staaten die Stichprobe mit nur 500 Befragten schmal und die Auswahl der Länder zu diskutieren sein – für Afrika sprechen nur Ghana, Nigeria und Kenia –, so ist die Befragung in ihren Trendkernen seriös. Die BBC als global agierender Sender darf sich mit einer derartigen Umfrage keine Merkwürdigkeiten erlauben. Wer die Fieberkurven der Völker messen möchte, braucht ein testiertes Thermometer. Die „Weltumfrage“ hat diese Qualität: 2014 fand sie zum bereits zehnten Mal statt, was aufschlussreiche Langzeitbetrachtungen zulässt.

Deutschland als beliebtestes Land

Der Top-Wert für Deutschland ist 2014 nochmals gestiegen, aber schon die Marke für 2013 sicherte den Spitzenplatz, damals lag die positive Bewertung bei 59 Prozent. Auch 2008 und 2011 stand Deutschland auf Platz eins. Und wie 2013 folgen 2014 Kanada und Großbritannien auf den Plätzen zwei und drei. Allerdings: Die Frage, ob Deutschland einen vornehmlich negativen Einfluss auf die Weltgemeinschaft ausübe, haben  2014 rund 18 Prozent der Befragten mit ja beantwortet, das entspricht drei Punkten mehr als 2013. So beurteilt Spanien Deutschland 2014 mit einem Negativwert von 40 Prozent wesentlich verhaltener als 2013, damals waren es nur 13 Prozent. Da zeigen sich offenbar Auswirkungen der Eurokrise; zahlreiche Spanier lasten dem strengen Finanzmanagement der Bundesregierung die Hauptschuld für die wirtschaftliche Lage an. Noch kritischer fällt die Bewertung Deutschlands in Israel aus: 38 Prozent der Israeli sehen Deutschland in einem negativen Licht, 25 Prozent in einem positiven.

Abnehmendes Vertrauen in die Wirtschaft

Die Vermessung der Welt ist nicht nur eine Bedürfnis des BBC World Service. Auch das Edelman Trust Barometer betätigt sich in diesem Feld. 2015 wurden schon zum 15. Mal 33.000 Menschen in 27 Ländern befragt – vor allem danach, wie groß Vertrauen und Glaubwürdigkeit in die eigene Regierung, in Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Wirtschaft und Medien sind. Die Umfrage entwickelte die Marktforschungsfirma Edelman Berland, die Erhebung erfolgt über  20-minütige  Online-Interviews. Dabei stehen Wirtschaftsfragen im Vordergrund. Das im Januar 2015 veröffentliche Ergebnis der Umfrage zeigte unter anderem, dass es in Deutschland gegenüber den Vorjahren einen allgemeinen Vertrauensrückgang gibt: Der Trust Index sank gegenüber 2014 deutlich um sieben Prozentpunkte auf 50 Prozent. Dies liegt vor allem am Rückgang des Vertrauens in Unternehmen, NGOs und Medien. Beachtlich ist jedoch: Die deutsche Regierung konnte sich diesem Trend entgegenstemmen und das Vertrauen um einen Prozentpunkt auf 50 Prozent erhöhen – ein im Vergleich zu anderen Ländern und auch mit den bisherigen deutschen Ergebnissen sehr hoher Wert.

Eine dritte anerkannte Studie ist der Anholt-GfK Roper Nations Brands Index (NBI) – der ebenfalls auf internationalen Befragungen fußt. 2014 wurden in 20 Ländern insgesamt 20.125 Interviews geführt. Den NBI hat der britische Politikberater Simon Anholt entwickelt, er setzt ihn in Zusammenarbeit mit dem großen deutschen Marktforschungsunternehmen  Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) um. Nationen urteilen dabei über Nationen – und zwar anhand von 23 Merkmalen, die zu sechs Kategorien zusammengeführt werden: Exporte, Regierung, Kultur, Bevölkerung, Tourismus und Immigration sowie  Investitionen. Der Zuschnitt dieser wie auch der bisher genannten Umfragen provoziert natürlich die Frage, ob Staaten als Marken begriffen, ob derart hochkomplexe Gebilde auf wenige Komponenten zurückgeführt werden können. Die erfragten Werte können jedoch, wenn nicht als exakte Wissenschaft, so doch als Richtwerte gelten. Beim NBI 2014 kommt Deutschland auf den ersten Platz, nach Platz zwei im Jahr 2013. Zum ersten Mal seit 2009 erreichten die USA nicht den Spitzenplatz im  Nationenimage.

Verschiedene Faktoren haben Deutschland im NBI zur Nummer eins gemacht. So wurde die Befragung zwischen dem 10. und dem 28. Juli 2014 vorgenommen. Da hatte die deutsche Nationalelf gerade die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien gewonnen, elegant, technisch stark und durch einen sehr ansprechenden Spielstil. Das hat die Punktzahl in der Rubrik „sportliche Spitzenleistung“ spürbar nach oben geschoben. Weitere Treiber in der globalen Bewertung waren Deutschlands Führungsrolle in Europa, die starke Ökonomie, dann die international kontinuierlich wahrgenommene Verantwortung. In der Kategorie „ehrliche und kompetente Regierung“ ist der Wert deutlich geklettert, bei „Investitionsklima“ und „soziale Gleichheit“ sind die Punktzahlen die höchsten, die im NBI unter allen Kategorien gemessen wurden. Deutschland und die Deutschen, sie können sich freuen – zumindest bis zur nächsten Umfrage.