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Diskussion mit ZDF LOGO und Partizán
Sind Nachrichten nicht ein Kinderspiel?

Nachrichten für Kinder
© Adobe Stock

In der Geschichte der Menschheit gab es immer wieder Phasen der Ruhe und Phasen des Chaos. Momentan, so scheint es, befinden wir uns in letzterem: Eisberge schmelzen, eine Pandemie bricht aus, Krieg in Europa… In einer Welt der digitalen Vernetztheit haben wir ständigen Zugriff auf Nachrichten und dabei bleibt niemand von der Informationsflut verschont. Auch Kinder nicht. Oft wird unterschätzt, wie viel sie von dem, was um sie herum geschieht, mitbekommen. Es fehlt ihnen jedoch die Kompetenz und emotionale Reife das Weltgeschehen zu verstehen, einzuordnen und zu verarbeiten.

Von Linda Kolodjuk

Dass es wichtig ist, Kinder an Nachrichten heranzuführen, um schon früh eine Meinungsbildung zu fördern und damit eine Grundlage für demokratisches Denken zu vermitteln, hat das ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) Ende der 80er Jahre erkannt und gründete die Kindernachrichtensendung LOGO. Seit 33 Jahren berichten sie jeden Tag auf dem Kinderkanal KiKa. Sie bereiten Nachrichtenmeldungen und aktuelle Themen kindergerecht auf, ohne dabei etwas zu verschweigen und die Kinder zu überfordern. In Deutschland ist LOGO eine weit verbreitete Sendung, die von Kindern wie von Erwachsenen gleichermaßen geschätzt und geschaut wird.

Und in Ungarn? In Ungarn scheint das Thema Nachrichten für Kinder noch recht unbekannt zu sein und bildet eine große Lücke im kindergerechten Vermittlungsangebot. Aus einem Bedürfnis nach Alternativen zu staatlich regulierten Medien gründete sich der YouTube-Kanal Partizán. Seither wird Partizán vor allem von jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren als Nachrichtenquelle genutzt.

Um über die Relevanz und den Bedarf von Nachrichten für Kinder zu sprechen, hat das Goethe-Institut Budapest eine Online-Diskussion veranstaltet und den Partizán-Redakteur Jakab Tóth und LOGO-Redakteurin Constanze Knöchel zum Gespräch eingeladen. Moderiert hat der Leiter der Abteilung für Medien und Kommunikation der ELTE Universität Budapest Professor Gábor Polyák.

In der Diskussionsrunde eröffnete Polyák, dass man sich in Deutschland besonders nach dem Zweiten Weltkrieg um die Bildung einer informierten und demokratischen Gesellschaft bemüht habe. Dieser Anspruch an Medien- und Informationsarbeit habe sich bis zum heutigen Tag gehalten. LOGO für seinen Teil mache es sich zur Aufgabe, dass schon in jungen Jahren gelernt werde, sich eine öffentliche Meinung zu bilden, erklärte Constanze Knöchel. Unter vielen Kindern und Familien sei es mittlerweile zu einer Art Ritual geworden, abends vor der Tagesschau oder in der Schulpause mit den Klassenkameraden LOGO zu schauen. Deshalb sei es auch ein natürlicher Effekt, dass Kinder, die häufig LOGO schauen, besser bei aktuellen Themen mitreden können.

Doch ein Bildungsangebot allein reiche oft noch nicht aus: In den meisten Fällen fungieren Eltern als Vorbilder und Initiatoren. Sowohl Constanze Knöchel als auch Jakab Tóth bestätigten, dass der soziale und familiäre Hintergrund entscheidend seien für ein Interesse und einen Zugang zum Weltgeschehen. Auch erfüllen sie eine unterstützende Rolle beim Schauen der Sendungen, um offene Fragen zu besprechen oder sich über Inhalte auszutauschen. Knöchel hebt hervor, dass LOGO keine schwierigen und komplizierten Themen verschweige, denn Kinder sollten nicht ausgeschlossen, sondern vielmehr beim Rezipieren von Nachrichten unterstützt werden. In der Welt passierten viele schlimme Dinge, die früher oder später auch die Lebensrealität der Kinder betreffen. Knöchel erklärte im Weiteren, dass es dann Aufgabe der LOGO-Redaktion sei, die Dinge, die Kinder mitbekommen oder aus der Kinderwelt stammen, angemessen aufzubereiten, zu erklären und über sie zu informieren.

Auch wenn das Angebot für kindergerechte Medieninhalte und Nachrichten im Rundfunkangebot noch nicht die Gewichtung hat,  es verdient hätte, gibt es Hoffnung: Um am Weltgeschehen teilzuhaben und mitzuwirken, suche sich die aufkommende Generation mithilfe des Internets eigene Formate zur Informationsbeschaffung und zentrale Gesichter wie etwa Greta Thunberg, berichtete Tóth. Er blickt optimistisch in die Zukunft, da er sieht, dass die jungen Leute einen bewussteren Blick auf die Welt haben. Auch Knöchel teilt den Optimismus: Die junge Generation zeige größeres Interesse an der Welt und engagiere sich.

Und darum geht es bei einer mündigen, demokratischen Bevölkerung: Nicht nur mitreden zu dürfen, sondern auch zu können. Medien tragen dabei eine Mitverantwortung, dass ihre Konsumenten zu kritischen, politisch gebildeten und demokratischen Bürgern heranwachsen, die später in der Lage sind, die Welt ein Stück besser zu machen, als sie heute ist.
 

Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis 2022

Am 10. November 2022 erhielt LOGO einen Sonderpreis für Ihre journalistische Aufklärung und klare Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine. Mehr dazu kann man hier nachlesen.

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