Ausstellung
Wie man sieht | Eine Ausstellung aus Werken von Harun Farocki

Between Two Wars, Harun Farocki, 1978
Between Two Wars, Harun Farocki, 1978 | © Harun Farocki

Die aqb Galerie und das Goethe-Institut Budapest veranstalten gemeinsam eine Ausstellung aus Werken des Filmemachers Harun Farocki mit dem Titel "Wie man sieht". Die Ausstellung ist vom 10. September bis zum 5. November 2022 zu sehen. Der Kurator Krisztián Kukla schrieb in unserem Magazin über das Konzept der Ausstellung.

Die Interdependenz, die enge Beziehung zwischen dem was und dem wie ist eine grundlegende These aller Medientheorien.

Harun Farocki ist sowohl ein kühler Analytiker als auch ein leidenschaftlicher Kritiker, dessen Filme und Videoinstallationen den Betrachter mit fast unmerklicher Leichtigkeit lehren, was es heißt, in Bilder hineinzusprechen und was sich aus ihnen herauslesen lässt: kurz gesagt, alles, was man sieht und wie man (es) sieht.

Die Ausstellung, eine Kooperation zwischen aqb und dem Goethe-Institut, ist die bisher umfassendste Präsentation des deutschen Filmemachers und Medienkünstlers in Ungarn und bietet neben der Werken im Austellungsraum wöchentliche Filmvorführungen mit begleitenden Gesprächen. Parallel zur Ausstellung und zu den Filmabenden findet im Budapest auch der Filmworkshop statt, der vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufen wurde, damit ein vielfältiger Katalog zur Arbeit entseht.
Farockis Essayfilme haben ein eigenes Genre geschaffen, und im Laufe seiner jahrzehntelangen Karriere hat der deutsche Filmemacher strenge dokumentarische Techniken eingesetzt, um eine poetische und assoziative Bildwelt zu schaffen. Sein besonderes Interesse an Filmgeschichte und Medientheorie nahm später zunehmend die Form von Videoinstallationen an. Die Ausstellung präsentiert Farockis Werk im chronologischen Sinne von der zweiten Hälfte der 1980er Jahre bis in die 2010er Jahre.  

"Wie man sieht" (As You See) by Harun Farocki
"Wie man sieht" (As You See) by Harun Farocki | © Harun Farocki 1986

Wichtiger als die Chronologie ist jedoch der thematische Faden. Ausgehend von den vielen Schichten (Hierarchie der Sinneswelten, Standardisierung und Abweichungen) der Essayfilme (Wie man sieht, Ausdruck der Hände) entschlüsselt die Ausstellung, wie sich die Technologie zur Herstellung von Bildern entwickelt hat und wie diese Bilder von den Institutionen der Macht verbreitet, gesammelt und genutzt werden. 

Der Ausdruck der Hände, 1997
Der Ausdruck der Hände, 1997 | © Harun Farocki

Den nächsten Übergang stellen die Produkte der Freizeit- und Unterhaltungsindustrie dar, so dass wir nun von der Ära der technischen Reproduzierbarkeit in die Welt des operativen Bildes, d.h. der von Maschinen für Maschinen produzierten Bilder, übergehen und uns buchstäblich unbemerkt in einem neuartigen skopischen Regime (Martin Jay) wiederfinden. Im Zentrum der Ausstellung „Wie man sieht” , im oszillierenden Feld von Bildern und Texten, stehen also letztlich Fragen des Krieges. Vom subjektzentrierten Ausdruck der Hände bis zum subjektverzichtenden Auge/Maschine.  Farockis – noch nie öffentlich gezeigten - Sammlung von Antikriegs-T-Shirts ist also  sowohl eine faszinierende Kommentare als auch den Kontrapunkt zur gezeigten Filme und Installationen.  

Walter Benjamin sah einst in der Rezeption des Kunstwerkes und in der Aufmerksamkeitsökonomie (Zerstreuung, Unterhaltung), der das bewegte Bild kennzeichnet, ein politisches Potenzial. Harun Farocki glaubt ebenfalls an die Zerstreuung und Sammlung, seine Bilder sind kontemplativ und spannend.
Eye/Maschine III., 2003
Eye/Maschine III., 2003 | © Harun Farocki

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