Film Claude Lanzmann: Shoah

Shoah © New Yorker Films © New Yorker Films

Mo, 27.01.2020

10:00 Uhr – 20:45 Uhr

Izraeli Kulturális Intézet

Shoah

R.: Claude Lanzmann, 1974–1985, 566 Min.

Anlässlich des Internationalen Holocaust Gedenktages, des 75. Jahrestages der Befreiung des Nazi-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 zeigen wir Claude Lanzmanns Shoah im Rahmen einer weltweiten Filmvorführung, aufgerufen vom internationalen literaturfestival berlin (ilb) und dem Goethe-Institut. Dies ist eine seltene Gelegenheit, den 9,5-stündigen Film als Ganzes zu sehen.
 
Das Screening ist eine gemeinsame Veranstaltung des Goethe-Institut Budapest und des Israelischen Kulturinstituts – es ist uns wichtig, uns gemeinsam zu erinnern und den Opfern des Holocausts gedenken.
 

Claude Lanzmann hat Shoah in zwei Abschnitte aufgeteilt. Um mehr Pausen zu ermöglichen, zeigen wir den Film in vier Teilen.
 
Teil 1 | 10:00–12:15
Teil 2 | 13:00–15:00
Teil 3 | 15:15–17:55
Teil 4 | 18:10–20:45
 
Shoah
Frankreich, 1974–1985, Farbe, DCP (16mm), ca. 566 Minuten,
Deutsch, Englisch, Französisch, mit englischen Untertiteln
Regie: Claude Lanzmann, Kamera: Dominique Chapuis, Jimmy Glasberg, William Lubtchansky, Schnitt: Ziva Postec, Anna Ruiz, Ton: Bernard Aubouy, Michel Vionnet

Der Film Shoah (das hebräische Wort für „Vernichtung“) entstand über einen Zeitraum von über elf Jahren (1974 – 1985) und bringt Zeugenaussagen sowohl der Opfer der nationalsozialistischen Vernichtung der Juden in Europa als auch von Tätern und Beobachtern des Völkermords an den europäischen Juden zusammen. Viele von ihnen erzählen zum ersten Mal seit 30 Jahren ihre Geschichte. Laut Claude Lanzmann ist Shoah kein Film über das Überleben, sondern ein „Zeugnis des Todes“. Er bittet die Zeugen nicht nur, sich an ihre Erfahrungen zu erinnern; seine Fragetechnik veranlasst die Befragten, die vergangenen Ereignisse noch einmal zu erleben. Seine Fragen beziehen sich auf Ereignisse an den Orten, an denen Juden ermordet wurden - Helmno, Treblinka, Auschwitz-Birkenau und das Warschauer Ghetto. Sie legen den bürokratischen Mechanismus der Vernichtung offen, der in den Ghettos begann und schließlich in den Konzentrations- und Vernichtungslagern weiteführt wurde. In seinen neuneinhalb Stunden verwendet der Film nur ein Archivdokument. Ansonsten stützt es sich ausschließlich auf Zeugenaussagen und neu aufgenommenes Filmmaterial der Todesorte, das diese in ihrem Zustand am Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre zeigt. Dies war ein radikal neuer Ansatz, und die starke Wirkung des Films resultiert aus der Montage von Zeugenaussagen und den Aufnahmen der Orte, auf die sich die Erinnerungen der Zeugen beziehen. „Ich bin alleine zu den Orten gereist und habe festgestellt, dass man beide Aspekte kombinieren muss. Man muss wissen und sehen und man muss sehen und wissen. Deshalb ist das Problem mit den Orten so groß. Es ist ein bodenständiger Film, ein topografischer und geografischer Film.“ (Lanzmann)
 
Claude Lanzmann wurde 1925 in Paris geboren und erlebte als Teenager den Einmarsch deutscher Truppen nach Frankreich. 1943 schloss sich der Gymnasiast dem Widerstand in Clermont-Ferrand an und ging in den Untergrund gegen die Nazis. Nach dem Krieg schloss er ein Studium der Philosophie ab, promovierte 1947 und begann 1948/49 an der Freien Universität Berlin zu lehren. 1953 wurde Lanzmann, der zum Kreis von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir gehörte, ständiger Mitarbeiter der legendären politischen und literarischen Zeitschrift Les Temps Modernes. 1970 unternahm er erste Streifzüge in die Welt des Filmemachens, die auch sein politisches Engagement gegen die französische Politik in Algerien dokumentieren. Gegen Ende des Algerienkrieges unterzeichnete Lanzmann das Manifeste des 121 gegen französische Kriegsverbrechen. In seinem Film Pourquoi Israel? Von 1973 erkundete Lanzmann seine eigene jüdische Identität. Ein Jahr später begann er mit der Arbeit an Shoah. Er starb am 5. Juli 2018.

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