Andere Länder, andere Kulturen und Sprachen haben mich immer schon fasziniert. Als ich anfing Ethnologie zu studieren, war mir klar, dass man umso mehr von einem Land und seinen Leuten erfährt, wenn man die Sprache versteht. Während einer Reise durch Südostasien habe ich unter anderem Indonesien besucht und war begeistert von seiner unglaublichen Vielfalt, den unterschiedlichen Kulturen, der lebendigen Theater- und Literaturszene.
Welche indonesischen literarischen Werke haben Sie bisher ins Deutsche übersetzt? Welches dieser Werke stellte für Sie die größte Herausforderung dar und warum?
Beim Übersetzen müssen Sie oft Vieles bedenken und recherchieren, nicht nur den Inhalt des Werkes selbst. Was sind Ihrer Meinung nach die Aspekte, die wichtig sind, um die Übersetzung eines Werkes zu unterstützen?
Am liebsten übersetze ich indonesische Literatur, übernehme aber auch Aufträge für englische Sachtexte zu Kultur, Kunst oder Musik. Dabei sind alle Werke indonesischer Autor*innen auf die eine oder andere Art eine besondere Herausforderung. Theaterstücke stellen bestimmte Ansprüche an die Form, hier gibt es einige Unterschiede zwischen dem Indonesischen und dem Deutschen. Sprachlich ist es wirklich sehr unterschiedlich.
An Lyrik traue ich mich kaum heran, eine Ausnahme war der Gedichtband „Don Quijote“ von Goenawan Mohammad. Hier konnte ich mich bei Fragen direkt mit dem Autor über Mail austauschen. Das ist überhaupt eine große Erleichterung, wenn der Autor/Autorin noch lebt und wir uns per Mail oder auch Whatsapp austauschen können. Bisher habe ich Theatertexte unter anderem von Iswadi Pratama, Dewi Noviami, Nirwan Dewanto oder Goenawan Mohammad übersetzt.
Gibt es Veränderungen in Ihrem täglichen Leben im Zusammenhang mit aktuellen Pandemiesituationen?
Die weltweite Corona-Krise macht mich im Moment nicht gerade zuversichtlicher, was die Belebung des Buchmarktes in Sachen indonesischer Literatur angeht. Da ich andere Standbeine habe, bin ich nicht auf Veranstaltungen zu indonesischer Literatur angewiesen, aber auch bei mir gab es Einbrüche. Die Leipziger Buchmesse und die Übersetzertage am lcb in Berlin sind ausgefallen. Finanzielle Einbußen hatte ich durch den Wegfall einiger Lesungen in Köln und Umgebung, die Veröffentlichung des Kurzgeschichtenbandes ist verschoben.
Zum Glück habe ich als Freiberuflerin noch andere Projekte, die unter anderem - wie das Social Translating Projekt - auch online laufen. Künstler*innen, Autor*innen, Schauspieler*innen, Übersetzer*innen - all jene, die für unseren kulturellen Reichtum sorgen - trifft die Krise besonders hart. Viele werden kreativ und entwickeln neue Ideen und Formate der Präsentation und des Austauschs.
Ich hoffe, einiges, was unter dem „new normal“ auf dem Buchmarkt und in den Literaturszenen entsteht, entwickelt sich zu nachhaltigen Möglichkeiten auch des Broterwerbs und dass andere „traditionelle“ Formate weiterbestehen und weiterentwickelt werden. Online-Auftritte von Autor*innen, Lieferservices von Buchhandlungen, Online-Treffen mit Kolleg*innen, ... vieles davon macht einfach Spaß - ohne Corona noch viel mehr.