Panel Diskussion Geschichte zweier Skulpturen

Geschichte zweier Skulpturen © Anschlaege.de

16.11.2021
14:00 - 16:00 Uhr

Online

Arahmaiani, Alfiah Rahdini und Gesyada Siregar diskutieren Beuys' Idee der sozialen Plastik in verschiedenen Kontexten und Epochen.

Die Theorie der Sozialen Plastik oder der Sozialen Skulptur wurde von Joseph Beuys in den 1970er Jahren entwickelt. Sie basiert auf dem Konzept, dass alles Kunst ist, dass sich der Mensch mit jedem Lebensaspekt kreativ auseinandersetzen kann und somit jeder Mensch das Potenzial hat, Künstler zu sein. Dieses Konzept verband Joseph Beuys' idealistische Vorstellungen einer utopischen Gesellschaft mit seiner ästhetischen Praxis. In Beuys' Vorstellung ist das Leben und die Gesellschaft eine soziale Skulptur, die jeder Einzelne mitgestaltet. Das Konzept der Sozialen Skulptur setzt sich bis heute in der Arbeit vieler Künstler*innen weltweit fort. Das Programm „Geschichte zweier Skulpturen“ erkundet, wie sich Ideen der Sozialen Plastik in den Werken indonesischer Künstler*innen widerspiegeln.

Eine Generation trennt die Künstlerinnen Arahmaiani und Alfiah Rahdini, die im Rahmen des Programms respektive über ihre Arbeiten I Love You (nach Joseph Beuys' Sozialer Skulptur) (2009) und The Appropriation of Basuki Abdullah's Nyai Roro Kidul (2019) sprechen werden.

Beide Kunstwerke sind von der Idee der Skulptur als Ausdrucksform beeinflusst, stellen aber dennoch die Idee der Öffentlichkeit in Frage. In I Love You spielt Arahmaiani mit der arabischen Schrift, um der öffentlichen Paranoia gegenüber der islamischen Kultur in den USA nach dem 11. September 2001 etwas entgegenzusetzen. Alfiah Rahdinis Skulptur hingegen mischt sich kritisch in die öffentliche Diskussion über Zensur und Frauenfeindlichkeit ein, indem sie sich der Figur der Nyai Roro Kidul bedient, eine der vor allem im Osten Javas berüchtigten ikonischen Mythengestalten. Mit der Präsentation dieser beiden spezifischen Arbeiten nähert sich die Veranstaltung der Idee der Sozialen Skulptur in unterschiedlichen Kontexten und Zeiten an.
 

Arahmaiani (geb. 1961 in Bandung)

Die Künstlerin zählt zu den einflussreichsten und renommiertesten Stimmen der zeitgenössischen Szene in Indonesien und genießt aufgrund ihrer starken und provozierenden Kommentare zu sozialen, politischen, kulturellen und ökologischen Themen seit langem internationales Ansehen. Arahmaiani arbeitet mit verschiedenen Medien, darunter Performance, Malerei, Zeichnen, Installation, Videokunst, Poetry, Tanz und Musik.

Als Künstlerin war sie 2003 beim Indonesia National Pavilion bei der 50. Biennale in Venedig dabei. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit aktueller Politik, Gewalt, Kapitalismuskritik und dem weiblichen Körper. In letzter Zeit befasst sie sich auch zunehmend mit ihrer eigenen Identität als Muslima, die sowohl Züge aus dem islamischen und hinduistischen als auch dem buddhistischen und animistischem Glauben aufweist. Sie hat bereits an vielen internationalen Kunst-Events teilgenommen, darunter etwa die 2. Asia Pacific Triennial (1996), die Havana Biennale (1997), die Sao Paulo Biennale (2002), die Lyon Biennale (2000); die Werklietz Biennale (2000), die Gwangju Biennale (2002), die Biennale Of Moving Image in Genf (2003), die Venice Biennale (2003), das World Social Forum in Mumbai, Indien (2004), Global Feminism im Brooklyn Museum (2007) und die Kunming Biennale 2017).

Alfiah Rahdini (geb. 1990 in Bandung)

ist eine indonesische Künstlerin und lebt in Bandung. Ihr Bachelorstudium schloss sie 2014 an der Fakultät für Kunst und Design des Institut Teknologi Bandung (ITB) ab. In ihren künstlerischen Arbeiten beschäftigt sich Alfiah mit der Skulptur im öffentlichen Raum und exploriert, auf welche Weise Kunst mit Gender, Demokratie und kulturellen Diskursen innerhalb der Gesellschaft aufeinandertrifft. Ihre künstlerische Arbeit weist einen eindeutigen Indonesien-Bezug auf, ohne jedoch den globalen Kontext vermissen zu lassen. Die Skulptur steht im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffensprozesses, erweitert sich jedoch häufig um weitere Kunstformen wie der Installation, der Performance oder ortsspezifischen Formen. 

Alfiahs Werke wurden in verschiedenen Galerien und Museen ausgestellt: im Rahmen der Ausstellung Resipro(vo)kasi in der Nationalgalerie (2017), Art Jakarta (2019), Decent Rights to Life in der Nationalbibliothek Jakarta, Omah Munir Malang, Re-Mitologization im Museum Basoeki Abdullah in Jakarta (2019), Virtue, Abdurrahman Wahid Center for Peace and Humanity (AWCPH UI), Universitas Indonesia Jakarta, Corporeal/Material in ISA Art and Design (Jakarta) und Artists and Communities, Koganecho Bazaar (Yokohama, 2020). Zu ihren Projekten gehören Cabaret Chairil (Alfi’s Hair Carving Project) am Teater Garasi (Yogyakarta, 2019), The Last Ideal Paradise mit Claudia Bosse und theatercombinat (Goethe-Institut, am PFN Jakarta) und Sailormoonah (2020). Im Rahmen der Omah Munir Public Art Competition 2019 belegte sie den zweiten Platz, eines ihrer Werke wurde mit dem Basuki Abdullah Art Award 2019 ausgezeichnet.

Gesyada Siregar (geb. 1994 in Medan)

ist Kuratorin, Autorin und Kunstorganisatorin. Sie arbeitet als Fachkoordinatorin für Articulation & Curation bei GUDSKUL: Contemporary Art Collectives and Ecosystem Studies, einem kunstpädagogischen Forum, das von Grafis Huru Hara, Serrum und ruangrupa gegründet wurde. Sie ist Co-Koordinatorin des GUDsel im BAK (basis voor actuele kunst, Utrecht) Fellowship for Situated Practice, und sie ist Mitorganisatorin von Kelas Bareng - einem gemeinsamen Unterrichtsprogramm von GUDSKUL, Städelschule, Deutschland, blaxTARLINES KUMASI, Ghana, und Nordland kunst - og filmhøgskole, Norwegen. Ihr besonderes Interesse liegt auf der Förderung junger Künstler*innen sowie auf der Lesewiederholung indonesischer Kunstschriften aus der Zeit der 1940er - 1990er Jahre und wie sie diese beiden Felder miteinander verbinden kann.

Im Sinne kunstpädagogischer Module beschäftigt sie sich mit den Bereichen Archiv, Astrologie, experimentelles Geschichtenerzählen, Spiele, Medien, Populärkultur und öffentliche Programmgestaltung. Folgend sind einige ausgewählte Ausstellungen, Publikationen und Projekte aufgeführt: GUDSKULs Articulating FIXER 2021: An Appraisal of Indonesian Art Collectives in the Last Decade (2021); Within Square, Ruang Dini, Bandung, 2021; The Array of Clichéd Types, RURU Gallery, Jakarta, 2020; Projected Local Image, Selasar Sunaryo, Bandung, 2020; GUDSKUL's Collective as School Workbook for Art Gallery of York University, Toronto (2020); Instrumenta - International Media Arts Festival: Machine/Magic & Sandbox, National Gallery of Indonesia, Jakarta, 2018 - 2019.
 

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