Panel Diskussion Jeder Mensch ist ein*e Lernende*r

Jeder Mensch ist ein*e Lernende*r © Anschlaege.de

30.11.2021
14:00 - 16:00 Uhr (GMT+7)

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Melati Suryodarmo (Studio Plesungan), Moelyono, Armin Septiexan (SkolMUS) und Aprina Murwanti werden über die Entwicklung radikaler pädagogischer Konzepte mit künstlerischem Ansatz diskutieren.

Joseph Beuys sagte, jeder Mensch sei ein Schüler, das heißt ein Lernender. Eines der wesentlichsten Bestandteile seiner Arbeit zu Lebzeiten bildete daher seine Rolle als Erzieher. Beuys gehörte zu jenen Künstler-Erziehern in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa, die den Anspruch hatten, gesellschaftlichen Wandel durch Bildung zu bewirken. Beuys sprach sich explizit für Prozesse kollektiven Lernens aus, die auf die gleichberechtigte Beziehung zwischen Lehrer und Schüler abzielten, und er forderte „die Erziehung aller Menschen zur geistigen Mündigkeit“ sowie „eine neue Perspektive auf Bildung, Lehre und Forschung.“

Von dieser Vorstellung inspiriert zielt die Diskussion darauf ab, die Entwicklung radikaler pädagogischer Konzepte mit künstlerischem Ansatz in Indonesien von verschiedenen Generationen von Künstlern-Erziehern-Wissenschaftlern zu betrachten. Praktizierende non-formaler Bildungskonzepte stellen anhand eines ihrer Projekte bisher umgesetzte Konzepte, Vorrangigkeiten, Methoden und Prozesse des Lernens vor.

Moelyono gehört zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des Kunst- und Bildungsdiskurses seit den 1980er Jahren. Seine Projekte nach der Methode des Early Childhood Care and Development (ECCD) haben sich bereits an verschiedenen Orten in Indonesien etabliert und werden als Kunstprojekte in zahlreichen Kunstausstellungen präsentiert.

Die Schule MUSA (Multimedia for All) wurde 2011 in Kupang gegründet. Auch unter dem Namen Skolmus bekannt stellen die Lehrenden der Schule die Ausbildung in den Bereichen Fotografie und Videografie in den Mittelpunkt ihrer Arbeit sowie ihr Engagement, das kollektive Gedächtnis durch digitale Aufbereitung öffentlicher Archive und disziplinübergreifende Zusammenarbeit zu bewahren.

Studio Plesungan wurde 2012 von Melati Suryodarmo in Surakarta gegründet. Inzwischen ist Studio Plesungan ein Laboratorium für Künstler*innen, vor allem in den Bereichen der künstlerischen Aktionen, Tanz, Theater, Literatur, Musik und bildende Kunst. Studio Plesungan stellt zeitgenössische Kunstvisionen, die eine enge Verbindung mit der Natur, dem sozialen Umfeld und der Geschichte aufweisen, in den Vordergrund und fördert den Austausch von Kritik und Wissen zu kontextbezogener Kunst.

Welcher Kontext bildet jeweils den Hintergrund für das Entstehen einer Idee zur Ausgestaltung eines Projekts und des Bildungsmodells, das die Akteure vorstellen? Welches sind die wesentlichen Werte, die im Verlauf des realisierten Lernprozesses vermittelt werden? Wie positionieren sie die Bildungspraxis, die gegenwärtig im Bildungswesen Indonesiens ausgearbeitet wird? Welche Potenziale können erschlossen und entwickelt werden, um ihre pädagogische Praxis künftig auszuweiten?

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Moelyono

studierte Malerei an der Fakultät für Design und Bildende Kunst am Kunstinstitut Indonesiens (Institut Seni Indonesia, ISI) in Yogyakarta. Seit 2000 ist Moelyono bis heute als Moderator und Berater für das ECCD-Programm (Early Childhood Care and Development) in mehreren Nichtregierungsorganisationen und unabhängigen Programmen in verschiedenen Regionen in Ost-Java, West-Kalimantan, Ost-Nusa-Tenggara, Südost-Sulawesi, Maluku, Papua und Timor-Leste tätig.

Unter anderem nahm er zuletzt an folgenden Ausstellungen teil: Gruppenausstellung „GEMES“, RUBANAH Underground Hub, Jakarta (2020); Biennale Jogja XV 2019: „Do we live in the same playground?”, Jogja National Museum, Yogyakarta (2019); „Noken“, Dhaka Art Summit, Bangladesch; Para-Site, Hongkong; TSI Rangun, Myanmar; Museum für Moderne Kunst in Warschau, Polen, (2018 - 2020); Bangkok Art Biennale: „Beyond Bliss“, Thailand (2018); Europalia Indonesia, Performance Klub: „My Life as A Drawing Teacher: On Art and Activism”; SMAK, Gent, Brüssel (2018); „Amok Tanah Jawa“ Flinders Museum, Adelaide, South Australia, (2018).

Moelyono erhielt eine Reihe von Auszeichnungen, wie den Lifetime Achievement Award, Biennale IX, Yogyakarta (2012), den Hadiah Seni (dt. Kunstpreis), Gouverneur Ost-Java (2001) und den Ashoka Fellowship Inovators for Public, Yayasan Ashoka Indonesia (1989 - 1992).

Melati Suryodarmo

ist eine indonesische Durational-Performance-Künstlerin. Ihre körperlich anspruchsvollen Aktionen nutzen wiederholende Bewegungen und dauern oft viele Stunden, wobei sie manchmal „eine Ebene der faktischen Absurdität“ erreicht. Suryodarmo hatte bereits Auftritte und Ausstellungen in ganz Europa, Asien und Nordamerika. Geboren in Surakarta, besuchte sie die Padjadjaran Universität in Bandung und machte ihren Abschluss in internationalen Beziehungen, bevor sie nach Deutschland zog. Dort lebte sie 20 Jahre lang und studierte Performancekunst an der Kunsthochschule Braunschweig bei der Butoh-Choreographin Anzu Furukawa und der Performancekünstlerin Marina Abramović. Später kehrte Melati nach Indonesien zurück und gründete Undisclosed Territory, ein jährliches Festival für Performancekunst. Sie war die erste künstlerische Leiterin der Jakarta Biennale. Melati gründete auch das Studio Plesungan in Surakarta, als einen Raum, um sich selbst zu erforschen und junge Künstler*innen und Choreograph*innen zu fördern.

Armin Septiexan

ist Mitglied von SkolMus und seit 2017 mit dessen Leitung betraut. Derzeit arbeiten er und seine Kolleg*innen am Start des Programms Merekam Kota, ein auf lange Sicht konzipiertes partizipatives öffentliches Projekt zur Archivierung, das Stadtbewohner dazu einlädt, sich mit ihrer Stadt im Kontext von Erinnerung, Raum und Imagination auseinanderzusetzen. Persönlich engagiert sich Armin vor allem als Multimedia-Künstler und Filmemacher für historische und kulturelle Themen der Stadt.

Aprina Murwanti

ist Wissenschaftlerin, Pädagogin und Beraterin mit praktischer Erfahrung in der Kunsterziehung sowie der Organisation und Durchführung von sozialen Programmen in unterschiedlichen Bereichen. Aprina ist Dozentin im Studiengang Bildende Kunst an der Universitas Negeri Jakarta sowie Gastdozentin an mehreren Universitäten im In- und Ausland. Sie schloss ihr Studium im Fachbereich Textildesign am Institut Teknologi Bandung ab und promovierte in Creative Practice in Contemporary Art an der University of Wollongong, Australien.

Aprina ist an einer formellen Institution beschäftigt, ist aber gleichzeitig von der Kraft und Wirkung nicht-formeller und öffentlicher Bildung überzeugt. Ihr Anliegen ist es, dass Kunst der Öffentlichkeit leichter zugänglich wird und stößt daher Guerilla-Programme außerhalb des universitären Umfelds an. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Fauzy Prasetya gründete Aprina nun ID/Aptitude, ein Beratungsunternehmen mit dem Fokus auf die Bereiche Bildungskuration, Capacity Building und einer weitreichenden öffentlichen Politik, die unterschiedliche Akteure zusammenbringt: Regierung, internationale Organisationen, Museen sowie Gemeinschaften in abgelegenen ländlichen Gebieten.

In den Jahren 2018 bis 2021 leitete Aprina den Bereich Bildung und Öffentliche Programme am Museum of Modern and Contemporary Art in Nusantara (MACAN). Gegenwärtig ist sie International Board Member of Education Advisory Panel für die National Gallery of Singapore (2020 - 2022).

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