Filmvorführung & Diskussion Film is Her Notebook: Ute Aurand Shorts

Screening 1_Detel+Jon Ute Aurand

08.11.2019
19:00 Uhr

Rubanah Underground Hub

Diskussion mit der Filmemacherin Ute Aurand nach der Filmvorführung

2018 recherchierte die indonesische Filmkuratorin und -Archivistin Lisabona Rahman im Berliner Arsenal Film Archiv im Rahmen des Living Archive Residenzprogramms. Der Fokus ihres Interesses lag auf filmischen Arbeiten von Filmemacherinnen. Während dieser Recherche traf sie die Filmemacherin Ute Aurand.
 
Ute Aurand ist seit ihrer Studienzeit 1979 in Berlin als Filmemacherin und seit 1990 als Filmkuratorin tätig. Ihre Arbeiten zeigen Menschen und Landschaften in ihrem Umfeld, wo auch immer sie sich aufhält. Ihre Filme verwenden Farben und Kompositionen wie Gemälde, bewegen sich wie Filme, sammeln persönliche Aufzeichnungen wie Tagebücher und entstehen in einem System, das gekennzeichnet ist von der Praxis des Filmemachens auf Zelluloid.
 
Neben dem Filmemachen kuratiert Ute Aurand Filmprogramme, die die Werke von Filmemacherinnen aus aller Welt dem cinephilen Publikum in Deutschland präsentiert. Ihre kuratorische Arbeit zeigt die vielfältigen Möglichkeiten, wie Filmaufnahmen von Frauen als eine Art Notizbuch zur Erfassung ihres persönlichen Umfelds genutzt werden, später präsentiert in Form eines Films. Das Medium Film hat eine physische Dimension, genau wie ein Notizbuch oder ein Tagebuch, das Aufzeichnungen über das Leben der Filmemacherin und ihre Emotionen enthält. Anders als ein Tagebuch (oder Hobbyaufnahmen) sind diese Filme für die Öffentlichkeit bestimmt und schaffen so eine interessante Mischung aus persönlicher Dokumentation und künstlerischem Ausdruck.
 
In Jakarta zeigt Ute Aurand eine Auswahl ihrer Filme und leitet einen Workshop zur Arbeit mit 16mm-Filmen. Ergänzend präsentiert Lisabona Rahman ein Programm mit vier Filmen anderer Filmemacherinnen, das im Rahmen der Living Archive Residenz entstanden ist. Alle Filme werden im 16mm-Format gezeigt.
 
Detel und Jón (1988/1993, 20 Min.)
Filmisches Porträt mit Detel Aurand und Jón Sigurgeirsson, gefilmt in Island und Berlin. Sie spielen Schach und Federball, packen Koffer, laufen durch den Herbstwald und schwimmen in heißen Quellen.
 
Sakura, Sakura (2015, 2,5 Min.)
SAKURA, SAKURA ist ein zweiminütiger Film über zwei japanische Frauen, die Ute Aurand während Dreharbeiten in Japan 2010 in Nara und Roppongi traf.
 
Four Diamonds (2016,  4,5 Min.)
Zwei Erinnerungen an einen Aufenthalt in New England 2012: Eine Gruppe älterer Damen spielt Bridge und stürmisches Herbstmeer auf Cape Cod mit Etienne Grenier's Musik vom Proben.
 
Der Schmetterling im Winter (Engl. Version) (2006, 29 Min.)
Ute Aurand filmt ihre Freundin Maria Lang bei der täglichen Pflege. Jeden Morgen macht Maria die Fensterläden auf, setzt die Mutter in den Rollstuhl, wäscht sie, cremt sie ein, zieht sie an und kämmt ihr die langen weißen Haare. Das wiederholt sich Tag für Tag und doch ist jeder Tag anders.
 
Zu Hause (1998, 2,5 Min.)
ZU HAUSE ist die Schußsequenz in TERZEN. Ein Schattenspiel in meiner Küche mit der Filmemacherin und der Bolex Kamera in Schwarz-Weiß.
 
Lisa (2017, 4,5 Min.)
Ein neues Kurzfilmporträt, das, wie es bei Ute Aurand oft der Fall ist, im Laufe der Jahre an verschiedenen Orten, hier in Deutschland und Japan, gedreht wurde. "Die Aufnahme von Porträts erlaubt es mir, private Gesten und Momente jenseits von Erzählung und Dokumentation zu betonen", sagt sie.
  Ute Aurand, 1957 in Frankfurt am Main geboren und in Berlin aufgewachsen, studierte von 1979 bis 1985 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Neben ihrer eigenen Filmarbeit kuratiert sie seit 1990 Filmprogramme – den monatlichen "Filmarbeiterinnen-Abend" (1990-1996) und die Reihe "Sie zum Beispiel" (1995-96). Sie ist Mitbegründerin der Gruppe "Filmsamstag" (1997-2007) sowie der Reihe "Großes Kino, kleines Kino", Experimentalfilme für Kinder, Arsenal. Sie lehrte an den Kunsthochschulen in Hamburg und Bremen sowie an der HGKZ in Zürich. Im Jahr 2015 initiierte sie einen Bolex-Workshop. Ihre Filme werden auf internationalen Filmfestivals gezeigt.
 
Lisabona Rahman ist seit 2006 als Filmkuratorin tätig. Sie spezialisierte sich 2013 an der Universität Amsterdam (Niederlande) auf Filmkonservierung und kuratorische Arbeit sowie auf Filmrestaurierung beim Labor L'immagine Ritrovata in Bologna, Italien. Lisabona lebt in Jakarta und arbeitet als freiberufliche Beraterin für Filmrestaurierung und die kuratorische Arbeit mit Archiv-Filmen.
 
Das Programm "Film is Her Notebook" wurde von Lisabona Rahman und Ute Aurand konzipiert und wird präsentiert von Lab Labalaba und dem Goethe-Institut mit Unterstützung von Rubanah Underground Hub, Kinosaurus und dem Arsenal Institute for Film and Video Art (Berlin).

 

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