Filmvorführung Cahier Africain

Arthouse Cinema Jakarta_Cahier Africain © Courtesy of Heidi Specogna

26.11.2019 | 19:00 Uhr

GoetheHaus Jakarta

Regie: Heidi Specogna, Farbe, 123 Min., 2016

Anmeldung via eventbrite Wut und Trauer müsste diese Langzeitbeobachtung aus der Zentralafrikanischen Republik beim Betrachter auslösen. Ein Schulheft dient als Ausgangspunkt; in ihm schildern rund 300 Frauen, Mädchen und Männer, was ihnen von Söldnern angetan wurde, die der damalige Präsident Jean-Pierre Bemba aus dem Nachbarland Kongo ins Land gerufen hatte. Jetzt steht Bemba als Angeklagter vor dem Internationalen Gerichtshof. Das Heft könnte als wichtiges Beweismaterial dienen - nicht zuletzt, weil in Den Haag erstmals Vergewaltigungen als Kriegsverbrechen anerkannt werden. Doch während der Verhandlung bricht in der Zentralafrikanischen Republik der nächste Krieg aus, die Opfer von einst sind erneut die Leidtragenden.

Heidi Specogna verzichtet auf analytische Ambitionen: Dafür ist nicht nur das Chaos zu groß und die Entwicklung der Zentralafrikanischen Republik von zu vielen bösen Überraschungen geprägt. Jegliche Analyse hätte den Film abstrakt erscheinen lassen und wäre auf Kosten der Menschen gegangen, von denen die Regisseurin mit bewundernswertem Mut erzählt und die Gefährlichkeit ihrer Dreharbeiten einfach übergeht. Es geht um menschliches Leid, nicht um politische Entwicklungen. Bei der Darstellung des Grauens erspart Heidi Specogna dem Zuschauer auch den Blick auf Tote nicht; sie und ihr Kameramann sind sich der Problematik bewusst: Einmal liegen zwei Leichen auf einem Weg, andere Menschen halten Abstand. „Die Kamera nähert sich den Toten Schritt für Schritt. (…) Jeder Zuschauer erkennt rechtzeitig, was folgt, und kann entscheiden, ob er weiter mitgeht oder sich abwendet und schont. Beiden Entscheidungen wollten wir Raum geben.“

Die „Cahier Africain“, die afrikanischen Hefte, scheinen in diesem Film eine der wenigen verlässlichen Konstanten zu sein - neben der Erkenntnis, dass in diesem Land auf nichts so Verlass ist wie auf die Kontinuität der Kriege. Ein Warlord folgt dem anderen, ein Präsident dem nächsten. Was vorübergehend Anlass zur Hoffnung zu geben scheint, erweist sich immer wieder als trügerisch.
 

Heidi Specogna

Heidi Specogna wurde 1959 in Biel (Schweiz) geboren. Von 1982 bis 1988 studierte Heidi Specogna an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und drehte erste Kurzfilme. Seit 1991 realisiert sie mit ihrer eigenen Produktionsfirma zahlreiche Dokumentarfilme. Politische Themen, vor allem aus dem lateinamerikanischen und afrikanischen Raum, stehen im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Seit 2003 ist Heidi Specogna auch als Dozentin für Dokumentarfilm an der Filmakademie Ludwigsburg tätig. Für Cahier Africain wurde sie mit dem Deutschen Filmpreis (Bester Dokumentarfilm), mit dem Deutschen Menschenrechts-Filmpreis 2016 und mit einer Silbernen Taube beim Leipziger Dokumentarfilmfestival ausgezeichnet.

Filmografie (Auswahl)

1984 Fährten
1988 Dschibuti
1996 Tupamaros
2003/04 Zeit der roten Nelken
2011 Carte Blanche
2013/14 Pepe Mulica - Der Präsident
2016 Cahier Africain
 

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