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25.10.2022 - "Heimstraße 52" von Selim Özdoğan

Impressionen des Abends

Das Gespräch mit unseren drei Gästen war wunderbar lebendig. Sie scheuten sich nicht, persönliche Gedanken zu ihrer Arbeit auszutauschen, aber auch ihre Gefühle offen darzulegen. Es kamen viele Aspekte der Migrationserfahrung der 1970er Jahre zur Sprache, und es wurde deutlich, wie einfühlsam die Figur Gül, die in dieser Zeit mit ihrem Mann nach Deutschland kam, gezeichnet ist, und wie universell manche Erfahrungen sind. Das Publikum durfte hinter die Kulissen der Übersetzungsarbeit in einem Team blicken: Katy und Ayça demonstrierten, wie dialogisch und lebhaft ihre Arbeit ablief.

Selim Özdogan (c) Goethe-Institut Irland

Über das Buch

"Heimstraße 52" ist der zweite Teil der Anatolian Blues Trilogie.

„Euer Leben wird in der Fremde vergehen“, warnt man Gül. Aber die ganze Welt ist eine Fremde, wenn man nicht bei den Seinen ist. Mit der Zugfahrt nach Deutschland wird die Zeit der lang ersehnten Briefe, spätabendlichen Telefonate und glückseligen Sommern zurück in der Heimat eingeläutet. Jahre voll harter Arbeit werden wie Wasser dahinfließen, bis ihr Haus in der Türkei gebaut ist und sie zurückkehren kann. Bis dahin lernt sie alle Arten der Sehnsucht kennen: die nach ihren beiden Töchtern, nach ihrem Vater, dem Schmied, nach Düften und Farben und Früchten. Und doch wird die Heimstraße in diesem kalten, unbegreifbaren Land über die Jahre still und heimlich zu einer neuen Art von Zuhause.

Biografien

Selim Özdogan (c) Lucie Ella Selim Özdoğan wurde 1971 in Deutschland geboren und veröffentlicht seit 1995 literarische Werke. Er wurde mit zahlreichen Preisen und Förderungen ausgezeichnet. Neben dem Schreiben ist er ein sehr erfahrener Yogafachmann und Literaturperformer. Er hat mehrere Kurzgeschichtensammlungen und zwölf Romane veröffentlich, u.a. The Blacksmith’s Daughter (2021) und 52 Factory Lane (2022) bei V&Q Books.


Ayça Türkoğlu (c) Ayça Türkoğlu Ayça Türkoğlu ist eine in Nord London lebende Schriftstellerin und Übersetzerin. Ihre Übersetzungsschwerpunkte bilden die türkische Diaspora in Deutschland sowie die literarischen Werke aus Minderheitsgruppen in der Türkei.






Katy Derbyshire (c) Anja Pietsch Katy Derbyshire übersetzt zeitgenössische deutschsprachige Autoren, unter anderem Olga Grjasnowa, Clemens Meyer und Heike Geissler. Sie unterrichtet literarische Übersetzung und leitet außerdem den V&Q Books Imprint.





Pressestimmen
"Ein einzigartiger Roman über die Verluste, Aufopferung und Entschlossenheit von Generationen von Immigrantinnen; in gleichem Maße wichtig wie auch bewegend." - Preti Taneja
"Ein modernes Märchen." - NDR
"Ehrlich, akut und emotional." - Augsburger Allgemeine
"Ein vollkommen empfehlenswerter Roman, der leise die Gedanken des Lesers anregt und die harte Arbeit hinter der Aufgabe, ein fremdes Land als Heimat zu begreifen, darstellt." - migazin
 

Impressionen des Abendes

Die beiden UCD-Studentinnen Alex und Iga führten mit spannenden Fragen durch den Abend, die Schalansky und Smith ausführlich und mit großer Freude beantworteten. Das Publikum bekam dabei einen umfassenden Einblick in den Entstehungsprozess und die Übersetzungsarbeit des Buches; z.B. erfuhren wir von der Herausforderung, den Titel "Verzeichnis einiger Verluste" ins Englische zu übersetzen. Smith und Schalansky, die im gemeinsamen Dialog harmonierten, trafen nicht zum ersten Mal aufeinander - sie hatten bereits bei einem Übersetzer*innen-Workshop zu Schalanskys Werken zusammengearbeitet. Es war ein gelungener und inspirierender Abend, bei dem die Gäste im Anschluss entspannt bei einem Glas Wein ein persönliches Gespräch mit Schalansky und Smith führen konnten.


Lesung und Diskussion in der Bibliothek mit Publikum. (c) Privat

Über das Buch

Die Weltgeschichte ist voller Dinge, die verloren sind – mutwillig zerstört oder im Lauf der Zeit abhandengekommen. In ihrem neuen Buch widmet sich Judith Schalansky dem, was das Verlorene hinterlässt: verhallte Echos und verwischte Spuren, Gerüchte und Legenden, Auslassungszeichen und Phantomschmerzen. Ausgehend von verlorengegangenen Natur- und Kunstgegenständen wie den Liedern der Sappho, dem abgerissenen Palast der Republik, einer ausgestorbenen Tigerart oder einer im Pazifik versunkenen Insel, entwirft sie ein naturgemäß unvollständiges Verzeichnis des Verschollenen und Verschwundenen, das seine erzählerische Kraft dort entfaltet, wo die herkömmliche Überlieferung versagt. Die Protagonisten dieser Geschichten sind Figuren im Abseits, die gegen die Vergänglichkeit ankämpfen: ein alter Mann, der das Wissen der Menschheit in seinem Tessiner Garten hortet, ein Ruinenmaler, der die Vergangenheit erschafft, wie sie niemals war, die gealterte Greta Garbo, die durch Manhattan streift und sich fragt, wann genau sie wohl gestorben sein mag, und die Schriftstellerin Schalansky, die in den Leerstellen ihrer eigenen Kindheit die Geschichtslosigkeit der DDR aufspürt.
So handelt dieses Buch gleichermaßen vom Suchen wie vom Finden, vom Verlieren wie vom Gewinnen und zeigt, dass der Unterschied zwischen An- und Abwesenheit womöglich marginal ist, solange es die Erinnerung gibt – und eine Literatur, die erfahrbar macht, wie nah Bewahren und Zerstören, Verlust und Schöpfung beieinanderliegen.

Verzeichnis einiger Verluste. Buch von Judith Schalansky (Suhrkamp Verlag)

Biografien

Porträt Judith Schalansky © René Fietzek

Judith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign. Ihr Werk, darunter der international erfolgreiche Bestseller ›Atlas der abgelegenen Inseln‹ (mare, 2009), der Bildungsroman ›Der Hals der Giraffe‹ (Suhrkamp, 2011) sowie das ›Verzeichnis einiger Verluste‹ (Suhrkamp, 2018) ist in mehr als 25 Sprachen übersetzt und wurde vielfach ausgezeichnet. Sie ist Herausgeberin der ›Naturkunden‹ und der Bibliothek ›Wildes Wissen‹ (beides im Verlag Matthes & Seitz Berlin) und lebt als Gestalterin und freie Schriftstellerin in Berlin. Sie ist die 9. Beiträgerin der ›Future Library‹.



Portät von Jackie Smith © privat Jackie Smith studierte Germanistik und Romanistik (Französisch) an der Universität Cambridge. Nach dem Abschluss ihres Studiums arbeitete sie mehrere Jahre als Fachübersetzerin, unter anderem bei einer deutschen Bank, bevor sie den Sprung in die Literaturübersetzung wagte. Sie hat sowohl Belletristik als auch Sachbücher übersetzt, und erhielt im Jahr 2017 den Austrian Cultural Forum London Translation Prize. Ihre Übersetzung von Judith Schalanskys „Verzeichnis einiger Verluste“, die ihre erste Übersetzung eines ganzen literarischen Werks darstellte, wurde mit dem Helen & Kurt Wolff Translator’s Prize 2021, dem Warwick Prize for Women in Translation, sowie dem TA First Translation Prize ausgezeichnet, und stand auf der Longlist für den International Booker Prize 2021 sowie für den National Book Award for Translated Literature. Derzeit arbeitet sie als Übersetzerin an der Deutschen Botschaft London.





 

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