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Hans Weingartner
Der Utopist

Hans Weingartners Kinofilm „Die fetten Jahre sind vorbei“ hat mittlerweile Kultstatus erreicht.
Hans Weingartners Kinofilm „Die fetten Jahre sind vorbei“ hat mittlerweile Kultstatus erreicht. | Foto (Zuschnitt): © picture alliance/Everett Collection

Junge Menschen, die etwas verändern wollen – in Hans Weingartners Kinofilmen werden Ideen für eine bessere Welt diskutiert und ausprobiert. Der Regisseur und Produzent hat damit nicht nur das deutschsprachige Kino geprägt, sondern auch die internationalen Kinosäle erobert.

Von Eva-Maria Verfürth

„Sie haben zu viel Geld“, schreiben Jan, Peter und Jule den Bewohnern von Luxusvillen an die Hauswand, und üben damit Kritik an den Ungerechtigkeiten des Kapitalismus. Ändern können sie das System dadurch nicht, aber zumindest ein bisschen Angst haben sie den reichen „Bonzen“ eingeflößt. Die drei jungen Leute sind die Hauptfiguren in Hans Weingartners Kinofilm Die fetten Jahre sind vorbei (2004), der in über 50 Ländern in die Kinos kam und in Deutschland Kultstatus erlangte. Seitdem zieht sich die Frage nach einer gerechteren Welt wie ein roter Faden durch die Filmografie des österreichischen Regisseurs und Drehbuchautors. 
 
Weingartner schloss zunächst ein Studium in Neurowissenschaften ab, bevor er Film an der Kunsthochschule für Medien in Köln studierte. Sein Diplomfilm war auch zugleich sein erster Kinoerfolg: Für Das weiße Rauschen (2001) stand ihm nur ein kleines Budget zur Verfügung, viele Szenen wurden in einer Kölner Studenten-WG gedreht. Der damals noch kaum bekannte Hauptdarsteller Daniel Brühl spielte wenige Jahre später auch in Die fetten Jahre sind vorbei wieder mit, der bei den Filmfestspielen in Cannes für die Goldene Palme nominiert wurde. Weingartners letzter Film, das Liebesroadmovie 303, kam 2018 in die deutschen und österreichischen Kinos.
Regisseur Hans Weingartner bei der Premiere seines Films „303“ Regisseur Hans Weingartner bei der Premiere seines Films „303“ | Foto: © picture alliance/Eventpress

Utopien von einer gerechteren Welt

„Ich würde das jetzt nicht als linke Ideale bezeichnen. Aber etwas über die Welt zu sagen, das treibt mich an“, sagt Weingartner im Interview: Die Personen in seinen Filmen denken über eine bessere Welt nach, diskutieren Alternativen oder versuchen, etwas zu verändern. Während die Protagonisten von Die fetten Jahre sind vorbei das von ihnen verachtete kapitalistische System letztlich nicht umstürzen können, hat der Fernsehproduzent Rainer, der in der Satire Free Rainer – Dein Fernseher lügt (2007) die Medienwelt vom Trashfernsehen befreien will, mehr Erfolg: Der Film endet mit einer wahr gewordenen Utopie, in der landesweit reißerische Shows und Seifenopern gut recherchierten Dokumentationen und Themensendungen weichen. Im Roadmovie 303 von 2018 führen zwei Studenten auf einer Wohnmobilfahrt von Berlin nach Portugal stundenlange kontroverse Diskussionen über die Gesellschaft, das Leben und die Liebe. Für Weingartner ist das wie eine logische Fortsetzung von Die fetten Jahre sind vorbei, bei dem die Protagonisten letztlich scheitern: „303 ist quasi noch mal ein Versuch, zu sagen, okay, lasst uns noch mal nachdenken, was läuft eigentlich wirklich falsch, welche Prinzipien müssen wir ändern?“

Am Rande der Gesellschaft

Neben Utopie und Systemkritik drehen sich Weingartners Filme auch immer wieder um den Umgang der Gesellschaft mit Menschen, die psychisch labil sind. Nach seinem Debutfilm Das weiße Rauschen (2001), das die Geschichte des an Schizophrenie erkrankten Protagonisten erzählt, steht 2011 in Die Summe meiner einzelnen Teile ein junger Mathematiker im Mittelpunkt, der mit einer Psychose zu kämpfen hat. Kritiker lobten besonders, wie Weingartner in beiden Filmen aus „ungewohnt empathischer Perspektive von einer psychischen Krankheit“ erzählt.

In eigenen Worten

„Ich kann es einfach nicht fassen, wie blöd die Menschheit ist, wie konsequent wir diesen Planeten zerstören. Dabei wäre es so einfach, das Ganze organisiert zu bekommen. Es ist wie bei einer Riesenschlägerei im Vereinsheim: Die komplette Einrichtung wird zerlegt und man kann aber nicht aufhören damit. Und danach ist das Vereinsheim kaputt.“
(Quelle: Zitty)

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