Texte für die Zukunft
Junius Broschüre: Die Krise der Sozialdemokratie
(Rosa Luxemburg)

Junius Broschüre
© Resling Verlag


Über das Buch

Im September 1913 sagt Rosa Luxemburg (1871-1919) vor einer Menschenmenge von Hunderttausenden in Frankfurt am Main: „Wenn uns zugemutet wird, die Mordwaffen gegen ausländische Brüder zu erheben, so erklären wir: Nein, das tun wir nicht!“ Aufgrund dieser Äußerungen wurde sie im Februar 1914 wegen Aufforderung zum Ungehorsam angeklagt und zu 14 Monaten Haft verurteilt.

Im Berliner Gefängnis verfaßt die Denkerin und Revolutionärin ihren Aufsatz über Die Krise der Sozialdemokratie, in dem sie die deutschen Arbeiter zum Widerstand gegen den Ersten Weltkrieg aufruft. Luxemburgs Schrift ist eine massive Kritik am Beschluss deutscher Sozialdemokraten, den Regierungsbeschluss zu unterstützen und den sozialistischen Kampf für die Dauer des Krieges zugunsten „eines innerdeutschen Friedens“ ruhen zu lassen. Luxemburgs historisch-materialistischer Aufruf will die Lüge von einer nationalen Einheit und dem Schutz des Vaterlands aufdecken, die als Rechtfertigung für den Krieg diente. Sie spricht von einem „imperialistischen Angriffskrieg“, getrieben von zynischen kapitalistischen Interessen. Der Weltkrieg habe nicht nur gigantische Morddimensionen, sondern sei auch der Selbstmord der europäischen Arbeiterklasse, da sich die Soldaten des Sozialismus, das englische, französische, deutsche, russische und belgische Proletariat seit Monaten gegenseitig niedermetzle. Auf Befehl des Kapitals bohre man einander das Eisen des kalten Todes in den Leib und rolle ineinander verschlungen gemeinsam ins Grab.

„Würde man Rosa Luxemburgs Biografie nicht kennen, wüßte man nicht, dass sie kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs ermordet worden ist, könnte man annehmen, dass es sich bei dieser Schrift um eine schmerzhaft aktuelle Analyse, um eine ideologische Argumentation handle, die soeben von einer begnadeten und tiefgründigen Beobachtern verfasst worden ist.
Die Aktualität dieses hundert Jahre alten Textes verleiht ihm zusätzliche Tiefe und eine fast prophetische Bedeutung.“

Aus dem Vorwort von Abraham Burg
Der Essay wurde von Elad Lapidot übersetzt und mit Anmerkungen versehen.

Veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut.
„Texte für die Zukunft – aus der Reihe Deutsche Gegenwartsphilosophie.“