EcoPeace and INSS Conference
Praying for Rain or Advancing Water Diplomacy?

Dürre
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Mit dem Projekt Tomorrow Today stellt das Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit dem Institut Français, Instituto Cervantes, Czeck Centre, EUNIC und der lokalen EU-Delegation fünf europäische Umweltdokumentationen in Israel zur Verfügung, untertitelt auf Hebräisch und Arabisch. Die Filme sind auf Vimeo verfügbar und können sowohl von interessierten Einzelpersonen angeschaut als auch von israelischen NGOs für öffentliche Vorführungen genutzt werden.
 

EcoPeace, eine der hochaktiven lokalen Organisationen, luden am 11.01.2018 zu der Konferenz ‘Praying for Rain or Advancing Water Diplomacy’. In Zusammenarbeit mit dem INSS (Institute for National Security Studies) wurden hier von einer eindrucksvollen Reihe Vortragender die Implikationen der Wasserkrise für die nationale Sicherheit in der Region diskutiert. Die Redner, darunter eine ehemalige Außenministerin Israels, der stellvertretende deutsche Botschafter, ein ehemaliger US Botschafter und Forscher des INSS und EcoPeace, waren sich über Vieles einig – ungewöhnlich für ein Thema solcher Brisanz.

Die wichtigsten Erkenntnisse: Wassersicherheit ist unabdingbar für die soziale und politische Stabilität einer Region. Wasserunsicherheit, im Gegenzug, führt zu Krisenanfälligkeit. Oded Eran (INSS) machte in seiner eröffnenden Ansprache auf die Auswirkungen von Dürreperioden aufmerksam, mit einem Hinweis auf Syrien. Die Auswirkungen der dortigen Wasserknappheit der letzten Jahre sind deutlich spürbar, bis hin nach Europa. Nicht nur Migration, auch Aufstände wie der Arabischen Frühling, können von Wasserunsicherheit und der damit verbundenen Lebensqualität (mit-)verursacht werden. Georg Enzweiler, stellvertretender Botschafter Deutschlands, zählt Wasserkrisen auch aus diesem Grund zu den fünf größten Risikofaktoren weltweit.

Klimawandel und ein stetig steigender Wasserverbrauch machen das Problem drängender denn je. Anthony Rock (Global Water 2020) weist darauf hin, dass der globale Wasserverbrauch in den letzten 30 Jahren um ganze 30% angestiegen ist. Doch, wie Prof. Avner Adin (INSS) hervorhebt: Nicht Quantität ist entscheidend, sondern Qualität. Immerhin sind gut 70% unseres Planeten mit Wasser bedeckt. Dank technologischer Fortschritte, z.B. bei der Entsalzung von Meerwasser, hat Israel es geschafft, seinen eigenen Wasserverbrauch zu decken. Doch die Probleme, so ist man sich einig, sind vor Allem struktureller Natur.

Wasserdiplomatie: bi- und multilateral

Und: Wassersicherheit macht nicht an Grenzen halt. Giora Shacham, Leiter der isralischen Wasserbehörde, hebt hervor, wie eng Israels Wassersicherheit mit Palästina und Jordanien verknüpft ist. Nicht nur teilen sich die Länder Wasserdepots wie einen Aquifer, der sich über - oder besser unter - der gesamten Region erstreckt. Abwasser ist ein weiterer Aspekt. Während Israel 93% des Abwassers aufbereitet, fließen in den palästinensischen Gebieten mehr als 80% des Abwassers in die Flüsse - und damit nach Israel. “We breathe the same air” sagt auch Yair Farjun, Bürgermeister von Hof Ashkelon, der mit den Problemen des Abwassers aus dem benachbarten Gazastreifen zu kämpfen hat. So musste z.B. die Wasseraufbereitungsanlage in Ashkelon einige Tage außer Betrieb genommen werden, als die Verunreinigung des Wassers zu stark wurde.

Zudem ist die politische Stabilität, wie oben erwähnt, mit der Wassersicherheit eines Landes eng verbunden. Wenn ein Land von Wasserknappheit und Instabilität betroffen ist, leiden auch seine Nachbarn. Sorgen bereitet die düstere Prophezeiung, dass Gaza in nur zwei Jahren kein sauberes Trinkwasser mehr haben wird.

Aus all diesen Gründen muss Wasserdiplomatie bi- und multilateral stattfinden, wie Giuliana Giordano (EcoPeace) betont. Die Konferenzteilnehmer stimmen ihr zu. In dieser hochkomplexen Region ist eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Parteien in Sachen Wassersicherheit unabdingbar. Die vom INSS empfohlene Strategie ist daher, das Wasserproblem unabhängig von anderen politischen Problemen anzugehen. Statt auf eine endgültige Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes zu warten, so Knesset-Mitglied Tzipi Livni, muss der “Hintergrundlärm” ausgeblendet werde, um mit den dringend notwendigen Verhandlungen über Wassersicherheit voranzukommen. Diese versprechen eine einfachere Lösung als der Streit um Grenzen, Jerusalem und Flüchtlingspolitik.

Viele der Aktionen, welche die Wassersicherheit in der Region vorangetrieben haben, wurden in der Vergangenheit nicht vom Staat, sondern von globalen und privaten Akteuren initiiert. Unterstützung aus den USA und der EU, Forschung an den Universitäten sowie technologischer Fortschritt wie z.B. Aufbereitungsanlagen aus dem Privatsektor haben maßgeblich dazu beigetragen, die Wasserstabilität in der Region zu erhöhen. Projekte ab einer gewissen Größe können allerdings nicht mehr ‘unter dem Radar’ ausgeführt werden, sondern müssen auf staatlicher Ebene angegangen werden. Es wird deutlich: Wassersicherheit ist ein innen- und außenpolitisches Problem der Staatssicherheit.

Medien und Kommunikation, so hebt Shiri Milo Loker (State Comptroller Israel) hervor, haben ebenfalls einen gewichtigen Einfluss und tragen daher große Verantwortung. Durch digitale und soziale Medien können Informationen verbreitet werden, um Bewusstsein für Wasserverbrauch und -verschmutzung zu schärfen. Wir hoffen, dass die Filmreihe Tomorrow Today  einen kleinen Beitrag dazu leisten kann.
Des Weiteren kann durch Kommunikation und Kooperation zwischen Israelis, Palästinensern, Jordaniern und internationalen Akteuren Vertrauen aufgebaut werden. Die Lösung des Wasserproblems wird die Konflikte der Region sicherlich nicht lösen, doch das Thema gemeinsam anzugehen, ist ein Schritt in die richtige Richtung.
 

 

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