Öffentliche Vorträge
Museum of the Future

Museum of the Future | Episode II: The Phantom Menace © Aarushi Surana/Goethe-Institut
© Aarushi Surana/Goethe-Institut

Episode II: The Phantom Menace

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Viele ethnologische Museen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten umbenannt und sich Namen wie 'Museum der Weltkulturen', 'Museum Fünf Kontinente' oder ähnliche verliehen. Doch sie tragen weiterhin an der Last der europäischen Vergangenheit und der problematischen Beziehung zu Kulturen und Völkern, die durch europäische Nationen kolonisiert wurden.

Einer der offenkundigsten Unterschiede zwischen ethnologischem Museum und Kunstmuseum ist die Unterscheidung zwischen „Kunstwerk“ und „Artefakt“. Diese Unterscheidung manifestiert die unterschwellige theoretische Annahme, dass nur Europa Kunstwerke hervorgebracht hat, während nicht-europäische Zivilisationen lediglich Objekte geschaffen haben – was sich in der museologischen Differenzierung von Inhalt und Kontext widerspiegelt. Während europäische Kunstwerke als Objekte der ästhetischen Kontemplation präsentiert werden, dienen nicht-europäische Artefakte meist der Dokumentation fremder Kulturen.

Dadurch ergeben sich mehrere Fragen: Wie wird das Museum der besonderen Bedeutung des Objekts gerecht, und der Rolle, die es in seiner Ursprungskultur gespielt hat? Die Herkunft der Objekte: Wurden sie gestohlen? Wurden sie zu fairen Bedingungen erworben, entsprechend der Standards und in Einklang mit den Gebräuchen der jeweiligen Zeit? Kann es solche „fairen Bedingungen“ überhaupt geben zwischen Kolonialherren und Kolonialisierten? Was soll mit Objekten geschehen, die geringen wissenschaftlichen, akademischen oder ästhetischen Wert besitzen, aber eine wichtige Rolle im spirituellen und religiösen Leben ihrer Ursprungskultur spielen, wo sie schmerzlich vermisst werden? Wie können digitale Medien dem Zwang entgegenwirken, das physische Objekt im Museum zeigen zu müssen? Wie gehen Gesellschaften mit der Idee eines internen Kolonialismus und der Ausstellung „niederer Kunst“ um?

Viele Debatten drehen sich um die Rückführung von Objekten, Dokumenten und Kunstwerken. Das scheint auf den ersten Blick verständlich, doch es wird schnell problematisch: Wem sollten diese Arbeiten zurückgegeben werden, wenn kein/e rechtliche/r Nachfolger/in des/r ehemaligen Besitzers/in ausgemacht werden kann? Was ist die Lösung, wenn keine Infrastruktur vorhanden ist, um das Objekt sicher zu verwahren? Was geschieht im Fall einer „Heimführung ohne Heimat“ („repatriation without patria“ - Kavita Singh)?

Ethnologische Museen könnten Institutionen sein, die Wissen schaffen; die Interesse, Verständnis und Empathie für andere Arten zu leben, zu lieben, Kinder großzuziehen, zu beten und zu sterben fördern. Sie stehen für die Idee, dass alles Menschliche der gesamten Menschheit gehört, jedoch Treuhänder/innen benötigt, die den Reichtum menschlicher Kulturen für die Zukunft erhalten. Wie kann dieser humanistische Anspruch mit dem oft legitimen rechtlichen und moralischen Anspruch von Nationen und Völkern versöhnt werden, die Zeugnisse ihrer Kultur zurückzuerhalten?

Diese Konferenz ist die zweite Episode in einer Reihe zur Rolle des Museums.

Öffentliche Vorträge
Das Museum der Zukunft
Episode II: Die dunkle Bedrohung


Montag, 27. und Dienstag, 28. November 2017, jeweils 18.30 Uhr
Bibliothek des Goethe-Instituts / Max Mueller Bhavan, Mumbai, K. Dubash Marg, Kala Ghoda, Mumbai 400 001
 
Montag, 27.11.2017, 18.30 Uhr
Nanette Snoep
im Gespräch mit Shuddhabrata Sengupta
 
Nanette Snoep ist die Direktorin der drei ethnographischen Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden – dem Grassi Museum für Völkerkunde, Leipzig; dem Museum für Völkerkunde, Dresden, und dem Völkerkundemuseum Herrnhut.

Shuddhabrata Sengupta ist Künstler, Autor und Kurator und seit dessen Gründung in Delhi im Jahr 1992 Mitglied des Raqs Media Collectivs.
 
Dienstag, 28.11. 2017, 18.30 Uhr
Prof. Naman P. Ahuja
im Gespräch mit Prof. Romila Thapar
 
Naman P. Ahuja ist Kurator mit einem Fokus auf indischer Kunst, Professor an der Jawaharlal Nehru University und Herausgeber von Marg Publications.

Romila Thapar ist Professor Emeritus der Geschichte an der Jawaharlal Nehru University, New Delhi.

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Kala Ghoda
400001 Mumbai

Shweta.Wahi@goethe.de