in zusammenarbeit mit BERLINER PHILHARMONIKER Brittens WAR REQUIEM mit dem Bundesjugendorchester

Britten’s WAR REQUIEM @Goethe-Institut Chennai

Mi, 11.07.2018

19:00 Uhr

Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Auditorium

DIGITAL CONCERT HALL

Benjamin Britten              

War Requiem                                                       
für Soli, großen Chor, Kinderchor,
großes Orchester und Kammerorchester 
 
Banu Böke Sopran, James Gilchrist Tenor, Erik Sohn Bariton, Orchestre Français des Jeunes, Chor des Bach-Vereins Köln e.V., Polski Narodowy Chór Młodzieżowy, Agnieszka Franków-Żelazny Einstudierung, Coventry Cathedral Girls’ Choir, Kerry Beaumont Einstudierung, Les Pastoureaux, Philippe Favette Einstudierung, Jugendchor der Lukaskirche Bonn, Thomas Neuhoff, Daniel Spaw
 
 
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Auf dem Programm des Konzerts, welches das Bundesjungendorchester auf Einladung der Berliner Philharmoniker in dieser Saison gibt, steht mit Benjamin Brittens 1962 raufgeführtem War Requiem ein singuläres Werk der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts: Das mit drei Gesangssolisten, einem Knabenchor, einem gemischten Chor, einem Kammerorchester und einem Symphonieorchester groß besetzte Werk stellt nämlich nichts weniger dar, als einen hoch komplexen, dabei unmittelbar anrührenden musikalischen Beitrag zum europäischen Gedanken der Völkerverständigung – und wer könnte für diesen besser einstehen, als ein Orchester junger, von einem international besetzten Vokaltrio unterstützter Musiker?
 
Das War Requiem von 1961 zählt allein der Umstände wegen zu Brittens persönlichsten Werken; zudem ist es das einzige mit einer klar erkennbaren politischen Konnotation und einer politisch-gesellschaftlichen wie moralisch-religiösen Absicht. Die Hintergründe führen zurück in den Zweiten Weltkrieg. In der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 zerstört ein zehnstündiges Bombardement der deutschen Luftwaffe das gesamte Zentrum der mittelenglischen Stadt Coventry. Am 25. Mai 1962 ist es dann so weit: In Anwesenheit der Königin wird die konstruierte Kathedrale eingeweiht; fünf Tage später erklingt dort erstmals Benjamin Brittens War Requiem.
                                                                                                 
Britten komponierte dieses üppig besetzte Werk (neben dem großen Symphonieorchester und drei Gesangssolisten wirken zudem ein Kammerorchester, ein gemischter Chor, ein Knabenchor sowie eine Orgel mit) auch als eine ganz persönliche Anti-Kriegserklärung. Der ethisch-aufklärerische Gestus des War Requiem wird schon durch die Wahl der Texte evident.
 
Aus den klanglichen wie strukturellen Gegensätzen bezieht Brittens rund eineinhalbstündiges Opus-magnum seinen enormen Reiz, seine nervöse Spannung, seine Suggestivkraft. Als programmatische Grundkonstante erkennen wir jenes sich in den Glockenstimmungen, die unauflösbare Antinomie aus Krieg und Frieden und diese bis zum Schluss des Werks auch nicht auflösen wird. Den Anfang bildet ein Trauermarsch. Gegen diese Tristesse setzt Britten noch im ersten Teil den Knabenchor ein: als gewissermaßen überirdisch-kristalline Stimme, die eine Art Erlösungstranszendenz evoziert. Doch währt dergleichen Utopie nicht lange, womit ein wesentliches gestalterisches Prinzip des Werks früh installiert ist, das Prinzip der Antiphonen: Kaum ist das Gebet um ewige Ruhe und ewiges Licht verklungen, hebt ein ausgedehntes, expressives Tenor-Solo mit den desillusionierenden agnostischen Worten des Dichters Owen an.
 
Als Signatur des ganzen Werks wird mit dem Einsatz des sich direkt an das Bariton-Solo anschließenden Sopran-Solos die strukturell dialektische Verfahrensweise des Komponisten deutlich: Der abstrakten Idee setzt Britten die konkrete Erscheinung entgegen, dem Apodiktischen einer Behauptung den direkten Ausdruck und der formalen Konstruktion den unvermittelten persönlichen Aufschrei. Hier wird der große Zusammenhang von Schuld und Sühne besungen; so als wolle der Komponist dem Hörer sagen: Es ist immer beides. Und immer beides zugleich.
 
Es verwundert kaum, dass ein solch bipolares und gigantisches Werk schon bei der Uraufführung eine enorme emotionale Wirkung erzielte. Das ist wie Lied von der Erde und irgendwie heiterer und noch fröhlicher, eine geglückte Dialektik.
 

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