Vortrag Martin Heideggers 'Schwarze Hefte': Philosophie, Antisemitismus und Nationalsozialismus

Martin Heideggers Schwarze Hefte: Philosophie, Antisemitismus und Nationalsozialismus | Image credit: University Archives, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, file B1/3986 University Archives, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, file B1/3986

Mittwoch, 20. Februar 2019, 18:30 Uhr

Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan New Delhi

Von Adam Knowles

Der Vortrag basiert auf Adam Knowles' in Kürze erscheinendem Buch Heidegger’s Fascist Affinities: A Politics of Silence und wird aufzeigen, dass Heideggers 2013 veröffentlichte Schwarze Hefte eine Neubewertung des immensen Einflusses des Philosophen auf die Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts notwendig machen.

Indem es Heideggers Schwarze Hefte und seinen Antisemitismus als Schlüsselelemente seiner persönlichen und philosophischen Entwicklung identifiziert, hinterfragt  Heidegger’s Fascist Affinities: A Politics of Silence den eigennützigen Mythos von einer nur oberflächlichen Verstrickung mit den Nazis, den Heidegger in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg pflegte. Entgegen diesem weithin akzeptierten Narrativ dokumentiert das Buch seine enthusiastische Rezeption völkischer Literatur der Weimarer Ära und zeigt, dass seine politischen Ansichten, wie sie in seinen philosophischen Schriften deutlich werden, tiefgreifende Sympathien für die rechtsextremen, antisemitischen Bewegungen offenbaren, aus denen der Nationalsozialismus hervorgehen sollte. Um Heideggers politische Einstellung zu verstehen, genügt es nicht, seine Nähe zum Nationalsozialismus zu erörtern (der in vielen Formen auftrat); es sind auch seine Verbindungen zur weiteren Bandbreite völkisch-nationalistischer und antisemitischer Bewegungen der 1920er Jahre und darüber hinaus zu bedenken. Die Schwarzen Hefte belegen Heideggers Übereinstimmung mit den Zielen dieser Bewegungen und bilden den Hintergrund, vor dem überkommene Annahmen zur angeblichen Trennung zwischen Heideggers Philosophie und politischen Aktivitäten neu gedacht werden müssen.

Der Fall Heidegger wirft die größere Frage nach dem Umgang der Humanwissenschaften mit totalitären Regimes auf. Heidegger, wie viele Professoren in den deutschen Humanwissenschaften der 1930er Jahre, hieß das Regime willkommen und trug als Philosoph wie als Universitätsverwalter zum Aufstieg des Nationalsozialismus bei. Die Schwarzen Hefte sind nicht lediglich eine biografische Kuriosität oder eine Quelle von rein historischer Bedeutung, vielmehr machen sie eine grundsätzliche Neubewertung von Heideggers Stellung in der Geschichte der westlichen Philosophie nötig.

Warum hat die philosophische Fachwelt einen solchen Aufwand betrieben, um Heidegger zu rehabilitieren? Inwiefern hat Heidegger, anders als andere mitschuldige, aber weniger prominente Professoren, von ethisch fragwürdigen Vorstellungen von "Größe" profitiert? Mindert der angeblich banale Antisemitismus der Schwarzen Hefte diese Größe und müssen klassische Werke wie "Sein und Zeit" neu eingeordnet werden?

Kann man Heidegger weiterhin lesen und unterrichten? Was lehrt uns der Fall Heidegger über den Aufstieg völkisch-nationalistischer Regimes?

Adam Knowles © Adam Knowles © Adam Knowles Adam Knowles ist Assistenzprofessor an der Drexel University (USA) und Gastdozent am Indian Institute of Technology in Delhi. Er übersetzt Heideggers Schwarze Hefte, 1942-1948 für Indiana University Press.





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