Konferenz Memories – Memorials – Memorializations

Memories-Memorials-Memorializations © Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan © Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan

Montag, 13.-Mittwoch, 15. November 2017

Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan New Delhi

The Politics of Remembering and Forgetting

Bewaffnete Konflikte, politisch und ethnisch motivierte Gewalt prägen unsere Erinnerung an das 20. Jahrhundert. Hatten der erste und der zweite Weltkrieg die Welt ins Chaos gestürzt, stellte der Holocaust – ein Verbrechen ungekannten Ausmaßes – alle Formen des Erinnerns in Frage; wie konnten von nun an Gewalt, die Opfer und die materiellen Hinterlassenschaften dieser Gewalt bezeichnet, eingeordnet und erinnert werden? , Diese Frage betrifft auch das traditionelle Denkmal, das militärische Siege, nationale Mythen oder heldenhafte politische Führer verherrlichte. Besonders in Deutschland hat die notwendige Aufarbeitung eines gewalttätigen Erbes zur Auseinandersetzung mit dem Potential der Kunst geführt, ein kritisches Erinnern zu befördern – ein 'negatives Gedenken', voll von Schuld, Scham und Bedauern.

In den 1980er und 1990er Jahren entstanden zahlreiche Kunstwerke und Installationen, die eine neue Form des Denkmals hervorbrachten: das Gegendenkmal. Ebenso sehr ethische und politische wie ästhetische Praxis, soll das Gegendenkmal das Genre des Heldendenkmals untergraben, um Themen wie Verlust, aber auch Schuld und Verantwortung in Folge politischer Gewalt anzusprechen. Viele KünstlerInnen lieferten wichtige Beiträge. Mit Peter Eisenmanns Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin erreichte die Entwicklung ihren Höhepunkt: Das Gegendenkmal wurde Teil der Mainstream-Gedenkkultur. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und darüber hinaus, dominiert die Ästhetik des Gegendenkmals inzwischen Projekte zum Gedenken an den Holocaust und andere Fälle politischer Gewalt. In der Folge seines Aufgehens im gegenwärtigen „Denkmal-Boom“ hat das Gegendenkmal große Teile seines kritischen Potentials eingebüßt. Vor diesem Hintergrund fragt die Konferenz nach heutigen Formen der künstlerischen, gesellschaftlichen und konzeptionellen Auseinandersetzung mit politischer Gewalt und ihrem Potential, ein kritisches Gedenken zu befördern – und, ebenso wichtig, ein kritisches Vergessen.

Unsere Absicht ist es, Formen des Gedenkens in Europa und darüber hinaus zu betrachten, die auf unterschiedliche Weise das Projekt des Gegendenkmals aufnehmen, es gegen den Strich bürsten oder radikalisieren und so nach neuen Wegen suchen, Gewalt anzusprechen, einzuordnen und ihrer zu gedenken. Es ist jedoch nicht nur die Frage von Bedeutung, wie wir uns an politische Gewalt erinnern; die wachsende Kritik am „Denkmal-Boom“, sein Beitrag zu einer „Erinnerungs-Müdigkeit“ und sein offensichtliches Unvermögen, neue Ausbrüche von Gewalt zu verhindern, werfen Fragen nach Nutzen und Risiken des Erinnerns und des Vergessens auf. Weshalb und woran sollten wir uns erinnern, weshalb und was sollten wir vergessen? Wäre es nicht besser, die grausame Vergangenheit ruhen zu lassen und uns auf Gegenwart und Zukunft zu konzentrieren? Hält die stete Erinnerung an kollektive (nationale) Schuld und Schande nicht auch Feindseligkeit und Zorn am Leben? Oder führt auf der anderen Seite der Fokus auf die Opferrolle dazu, dass Gewalterfahrung entpolitisiert und das Leiden hierarchisiert und unterschiedlich bewertet wird - und zur Konkurrenz um das „Recht auf Erinnerung“?

Die Konferenz wurde initiiert durch Farah Batool und Leonhard Emmerling vom Goethe-Institut /Max Mueller Bhavan, Neu Delhi. Sie wird kuratiert von Zuzanna Dziuban (University of Amsterdam). Sie führt Wissenschaftler*innen, Akademiker*innen und Künstler*innen zusammen, die verschiedene Standpunkte zur Frage des Gedenkens und Vergessens einnehmen und sie aus unterschiedlichen konzeptuellen, kulturellen, geografischen und politischen Perspektiven diskutieren.

Die Konferenz findet vom 13. bis zum 15. November 2017 am Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan in Neu Delhi statt. Sie umfasst eine Reihe von Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Filmvorführungen.

Im März 2018 wird eine weitere Konferenz zum Thema „Trauma und Versöhnung“ folgen.

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