Jutta Benzenberg
Familien in Europa

Seit 1991 fotografiere ich in Albanien die Menschen, die vergessen wurden. Die meisten Albaner wollten ihr Land verlassen. Ein Mann, der als Fischer arbeitete, sagte mir einmal: „Du bist aus Deutschland und ich sage Dir, wenn Merkel es erlauben würde, dann wäre Albanien morgen schon ein leeres Geisterland.“ Wie traurig, wenn man bedenkt, was für wunderbare Menschen hier leben, hart arbeitend, ehrlich, warmherzig und jeden Tag ums Überleben kämpfend. Dieses Projekt trifft genau mein Thema. Und ich freue mich, dass ich Albanien mit den geplanten Ausstellungen so zeigen kann, wie man es nicht kennt im Rest Europas, mit Portraits die in die Seele des Landes blicken lassen. Sehr spannend ist es für mich nach Deutschland zu reisen, um dort die im Schatten des Reichtum Lebenden zu porträtieren. Ich bin sehr neugierig, den für mich fremden Teil meiner alten Heimat kennenzulernen, denn nur einmal habe ich den Osten Deutschlands besucht, 1974. Wie werden die Menschen reagieren? Wie werden die Gespräche sein? Welche Probleme werde ich hier vorfinden?
 

BIOGRAPHIE


Ich studierte Fotografie an der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign in München und arbeitete danach als Fotografin für verschiedene Magazine und Theater. 1991 reiste ich das erste Mal gemeinsam mit Ardian Klosi, einem albanischen Schriftsteller, durch Albanien, um diese aufwühlende und unruhige Zeit zu dokumentieren und ein Portrait der Albaner und der albanischen Landschaft einzufangen. Nach weiteren Albanien-Reisen publizierten Ardian Klosi und ich 1993 ein gemeinsames Buch in Salzburg, unter dem Titel „Albanisches Überleben-Albanian Survival“. Unser zweites gemeinsames Buch ist „Bukuri e rëndë – Sombre Beauty“, welches 2004 von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia in Tirana herausgebracht wurde. Die Fotografien dieses Buches stellte ich unter anderem auf dem Biennial Arts Festival in Tirana, dem Think Pink in Pristina (Kosovo) und in den Goethe-Instituten in Thessaloniki und Athen aus. Meine letzten Einzel- und Gruppenausstellungen waren in Rumänien, Österreich, dem Kosovo, Griechenland, Deutschland, Montenegro, Serbien, Albanien, den USA und Lateinamerika. Von 2013 bis 2014 arbeitete ich als offizielle Fotografin für den albanischen Premierminister Edi Rama. Zur Zeit lebe ich in Tirana.