Berlinale 2022
„Alcarràs“: Die letzte Ernte

Joel Rovira, Ainet Jounou, Isaac Rovira - Alcarràs von Carla Simón (ESP 2022, Sektion Wettbewerb) | © LluisTudela
Der Wettbewerbsfilm von Carla Simón begleitet eine katalanische Bauernfamilie bei ihrem Versuch, in einer sich verändernden Welt zu bestehen.
Von Elena Avigliano
Drei Generationen in Gefahr
Familie Solé lebt auf einem großen landwirtschaftlichen Betrieb in Alcarràs in Katalonien. Es ist ihr Land: Seit drei Generationen kümmern sie sich um die Pfirsichbäume und verkaufen die sommerliche Ernte auf dem Markt. Gleichzeitig ist dieses Land rechtlich nicht ihr Eigentum, denn es existiert kein offizieller Vertrag, der das belegt. Die neuen Eigentümer des Grundstücks wollen es umwandeln und die Obstbäume durch Solarpaneele ersetzen. Weniger Arbeit, mehr Verdienst, meinen sie. Quimet denkt an seinen Vater, an seinen Sohn und wie tief die Familie mit diesem Stück Land verbunden ist, und beschließt, nicht aufzugeben, obwohl sein Rücken von der Arbeit kaputt ist.Doch die Solarpaneele sind nicht das einzige Problem der Solés. Die Großhändler zahlen immer weniger für die Ernte und die Einnahmen reichen nicht aus, um die Ausgaben zu decken und die persönlichen Opfer aufzuwiegen.
Die Kraft der Erzählung

„Alcarràs“ erzählt eine schmerzhafte Geschichte und besticht durch eine beinahe dokumentarische Regie, die uns die einzelnen Figuren, ihre Gefühle und sogar die Geräusche der Welt, in der sie leben, eindrücklich näherbringt. Nach der Vorführung, die mit großem Beifall endet, bleiben wir sprachlos zurück und fragen uns, wie viele Geschichten wie die der Familie Solé es wohl noch geben mag.