Generation Z
Cringe, woke und cheugy: Ein kleiner Leitfaden der Jugendsprache

Sie waren noch nie auf TikTok, fühlen sich so gar nicht „woke“ und wissen nicht, was in Ihrem Leben eigentlich „cheugy“ ist? Dann sollten Sie das hier lesen – eine kleine Aufklärung für alle, die in Sachen Jugendsprache Aufholbedarf haben.
Ok, fyi: Das hier ist wichtig. Wichtig deshalb, weil es Ihnen helfen wird, junge Menschen zu verstehen. Und Sie lesen sicher manchmal Dinge im Internet, die Sie nicht verstehen, oder? „Fyi“ heißt übrigens: for your information. Wenn Sie das irgendwo im Internet lesen, dann heißt das: Achtung, wichtig. Die Generation Z, kurz „Gen Z“, also jene Jahrgänge, die ab 1997 geboren sind, verwendet wie jede Generation ihre eigenen Begriffe. Nicht alle davon sind englische Wörter, die meisten allerdings schon. Wir haben einige aufgelistet.
„Woke“
„Woke“ ist eine Person, wenn sie „wach“ ist. Wach, wenn es um gesellschaftliche Strömungen, um Trends, aber auch um Ungerechtigkeit oder Benachteiligung geht. „Woke“ Menschen stehen für Schwächere ein, beschäftigen sich mit deren Problemen und helfen ihnen im Idealfall sogar, diese zu überwinden. Es geht um Rassismus, Klimawandel und Sexismus. „Woke“ ist, wer diese Dinge sieht und etwas dagegen tut. In der konservativen Bubble gilt „woke“ als Schimpfwort für politisch eher links eingestellte Menschen. „Woke“ Menschen werden von Konservativen auch als „snowflakes“ bezeichnet, also als hypersensibel oder empfindlich, sowie als selbstgerechte Menschen, die anderen nur helfen, um sich selbst besser zu fühlen. So was ist nicht neu. Schon 2015 wurden Menschen in Deutschland als „Gutmenschen“ beschimpft, die sich für Geflüchtete einsetzten. Übrigens: Der Begriff „woke“ wurde von Afroamerikaner*innen bereits in der Bürgerbewegung der Sechziger Jahre verwendet, um auf Rassismus aufmerksam zu machen.
Etwas gegen Rassismus, Klimawandel und Sexismus tun, das ist woke. | Foto (Detail): © Adobe
TikTok
Was Facebook für die Generation Y, das ist TikTok für die Gen Z: das soziale Netzwerk, in dem alles passiert. Hier werden Begriffe wie „cheugy“, „cringe“ oder „woke“ erst „embraced“, also übernommen, verbreitet und nach außen getragen. Auf TikTok wird erklärt, geweint, getanzt, geschrieben, erschreckt und gelacht. Wenn man darüber spricht oder schreibt, gibt es einiges zu beachten. In aller Kürze hier das Wichtigste: Man tanzt keine TikTok-Tänze, man filmt auch keine TikTok-Clips oder sieht ein TikTok-Video. Man tanzt TikToks, filmt TikToks oder sieht TikToks.
„Cheugy“
Es gibt Dinge, die sind aus der Mode: Wandtattoos; T-Shirts mit Star Wars, Marvel oder Getränkelogos darauf; Taschen, auf denen ganz oft der Name einer Stadt steht. All das sind Dinge, die die Generation Y cool findet oder mal cool fand, die Gen Z aber nicht mehr. Dafür hat TikTok ein Wort gefunden: „cheugy“. „Cheugy“ sind Dinge auch, wenn sie nicht mehr zeitgemäß sind. Espressomaschinen mit Kapseln zum Beispiel – die sind schlecht für die Umwelt, also weg damit. Ugg-Boots, Dreiviertelhosen, Pandora-Armbänder – alles Dinge, die ihre Halbwertszeit überdauert haben. Sie wissen noch nicht genau, was alles „cheugy“ ist? Gehen Sie in eine Starbucks-Filiale und schauen Sie sich um. Das Wort „cheugy“ kann man sich ganz einfach merken: Es ist das Gegenteil von trendy, also weder schön, noch sinnvoll. Noch ein Beispiel? Skinny Jeans. Sie sind nicht bequem, geben keinen Freiraum und ganz ehrlich, sie sehen auch nicht gut aus.
„Cringe“
Ist ein Jugendwort noch ein Jugendwort, wenn sogar Susanne Daubner, die Moderatorin der Tagesschau, es nutzt? „Cringe“ ist einer dieser Anglizismen, die es braucht, weil es kein passendes deutsches Adjektiv dafür gibt. „Cringe“ steht für den schwebenden Zustand irgendwo zwischen Fremdscham und Peinlichkeit. „Cringe“ kann auch das Gefühl sein, das man spürt, wenn jemand etwas Peinliches sagt, der es selbst aber nicht merkt. Wenn Erwachsene cool sein wollen. Ein Beispiel: Eltern sollten niemals „Chill mal“ sagen. Das passt nicht zusammen – sie sind Eltern und nicht auf dem Schulhof, sorry.
Und was gibt’s da so, auf TikTok? Zum Beispiel „avemoves“: Der Tänzer mit der Maske ist einer der Follower-stärksten deutschen TikTok-Influencer. | Foto (Detail): © picture alliance/dpa/Sina Schuldt
„Alman“
„Alman“ heißt auf Türkisch deutsch. Und genau das ist auch gemeint, wenn die Gen Z diesen Begriff auf TikTok verwendet: kartoffelige Klischees wie Pünktlichkeit, Überkorrektheit, Verbohrtheit. Alle, sagen wir mal, nicht ganz so weltoffenen Attribute, die man den Deutschen so zuschreibt, werden unter dem Wort „Alman“ zusammengefasst. Zum Beispiel, wer sein Leben zu sehr auf die Jagd nach Treuepunkten im Supermarkt fokussiert oder Sandalen mit Socken trägt. Wer böllern an Silvester als ein Grundrecht ansieht oder italienische Gnocchi als „Knotschi“ ausspricht. Allerdings kann „Alman“ auch ein politischer Begriff sein, zum Beispiel, wenn es um Ausgrenzung und Rassismus geht.
„Weird flex“
„Weird flex“ sind Dinge, die man nicht tut oder sagt – und mit denen man schon gar nicht prahlen sollte. „Weird“ heißt auf Deutsch komisch oder seltsam, „flex“ kommt wohl ursprünglich von „to flex“, also biegen. Man kann zum Beispiel seine Muskeln flexen, also seinen Bizeps zeigen – und damit angeben. „Weird flex“ heißt in etwa: Komisch, was du da gerade sagst oder tust, oder womit du dich brüstest. Online ist der Ausdruck zum Meme geworden: Mit „weird flex, but ok“ – sinngemäß in etwa: „Seltsame Art anzugeben, aber ok“ – reagiert man scherzhaft oder zynisch auf unangebrachte Prahlerei oder im Post ausgedrückte Einstellungen. Der Satz kann aber auch verwendet werden, wenn die Person mit dem Inhalt gar nicht angeben wollte, der aber spaßeshalber von den Zuhörer*innen oder Leser*innen zu einer merkwürdigen Angeberei verdreht wird. Das kann zum Beispiel eine Aussage sein wie „Ich habe mir dieses Jahr dreimal denselben Finger gebrochen“.