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Oma Trude
Klimaneutraler Kaffee – mit dem Segelboot um die Welt

Die Kaffee-liebende Oma Trude hat ein paar Tipps ...
© mauritius images | Novarc Images / Andreas Vitting & Westend61 / Dieter Heinemann | Illustration: Celine Buldun

Das neue Spiel von Oma Trudes Familie geht in die nächste Runde. Enkel Michi hat in Leipzig ein erstaunliches Ökoprojekt entdeckt: Segelkaffee aus einer Genossenschaft! Eine Einladung zum nachhaltigen Genuss.

Von Oma Trude

Ihr Lieben,

unsere neue familieninterne Ökoprojekt-Challenge macht solchen Spaß! Seitdem geht es hoch her in unserem Familien-Chat, es ist richtig, richtig spannend! Unser erstes Gewinner-Projekt aus Köln hatte ich Euch letzten Monat vorgestellt. Das zweite stammt von meinem Enkel Michi, der vor kurzem nach Leipzig gezogen ist. Dort hat er eine Entdeckung gemacht, die hier präsentiert werden muss: CO2 neutraler Segelkaffee aus einer nicaraguanischen Genossenschaft. Unser neuer Öko-Liebling! Ihr werdet staunen, so wie wir alle gestaunt haben.

Michis neue Traumstadt

Leipzig ist für Michi wie ein Sechser im Lotto, sagt er. So viel Kunst, Kultur und Geschichte, eine tolle Mischung aus modern und alt – er fühlt sich sehr wohl und fragt ständig, wann ich ihn endlich besuchen komme. Das werde ich baldmöglichst tun – schließlich hat in Leipzig Johann Wolfgang von Goethe studiert, außerdem ist die Stadt einer der ältesten Messestandorte der Welt, und ihr kommt natürlich eine Schlüsselrolle bei der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland zu. Auch ökologisch gesehen will Leipzig ganz weit vorne sein. Seit 1989 beispielsweise gibt es die Ökolöwen, die die Bezeichnung „Umweltbund Leipzig e.V.“ im Untertitel tragen und deren Mitglieder sich als Anwälte der Natur verstehen. Wie ich Michi kenne, wird mein kleiner bayerischer Löwe da bald mitbrüllen und sich für die Umweltpolitik seiner neuen Stadt einsetzen. Er sprach ganz begeistert von den Projekten dieses Vereins. Und ich ahne schon, worauf er sich konzentrieren wird: weniger private Autos, mehr Carsharing und eine grünere Stadt. Er hat erzählt, dass die Ökolöwen den „PARK(ing) Day“ nicht nur nach Leipzig, sondern auch nach Deutschland gebracht haben, und zwar schon im Jahr 2011. Ein toller Aktionstag mit dem Ziel, Innenstädte zu re-urbanisieren. Weltweit werden am dritten Freitag im September Parklücken in grüne Oasen verwandelt, wird dort gefeiert und demonstriert.

Kaffeeanbau für eine gerechte Zukunft

Während seiner Kennenlernrunden in Leipzig stieß Michi vor einiger Zeit auf ein ganz besonderes Kaffeeangebot, angezogen vom Duft aus einer Rösterei im Stadtteil Plagwitz. Und dort hat er den Inhaber und Gründer vom Café Chavalo getroffen, Jens Klein. Wie viele andere auch, handelt dieser mit fairem Kaffee ohne Zwischenhändler, zum Wohle der Kaffeebäuerinnen und -bauern. Seine Bohnen bezieht er aus Nicaragua, wohin er schon mehrfach gereist ist. Und der junge Leipziger hat gleich noch eine Genossenschaft in Deutschland gegründet, ein Anteil kostet 500 Euro. In der wiederum sind zwei Kaffeekooperativen aus Nicaragua Mitglied. Wenn einmal im Jahr die Generalversammlung für die Mitglieder stattfindet, schalten sich die Kaffeebäuerinnen und -bauern aus Mittelamerika online dazu. Es lebe die Technik, meine Rede! Aber auch an weniger wichtigen Sitzungen, Abstimmungs- und Diskussionsrunden nehmen die Kaffeebauern online teil. So weit, so gut, aber noch nicht sehr außergewöhnlich.

Mut zu Ungewöhnlichem

Doch jetzt kommt‘s: Der Kaffee von Jens Klein segelt nach Europa, das ist die Besonderheit! Und – typisch Michi – natürlich trifft er gleich mal den Chef, den Initiator einer bemerkenswerten Geschäftsidee persönlich, der ihm von seinem Business und seinen Reisen nach Nicaragua erzählt. Wenn der Leipziger Kaffeehändler nicht aufpasst, hat er demnächst meinen Enkel im Gepäck …

Ein Teil des Kaffees der Marke Café Chavalo kommt mit einem umweltfreundlichen Frachtsegler in Europa an, einem über einhundert Jahre alten Segelschiff.

Herkömmliche Containerschiffe verschmutzen Luft und Wasser, zudem herrschen dort meistens schlechte Arbeitsbedingungen. Also entschied sich Jens Klein 2018, vier Jahre nach der Firmengründung, den Frachtsegler mit zu nutzen. Er möchte damit den ökologischen Fußabdruck der Genossenschaft weiter verringern.

Ein voller Erfolg – nicht gegenfinanziert

Transportiert hat der Genossenschaftler zunächst zwei Tonnen pro Jahr, heute sind es schon 30 Tonnen Segelkaffee – von insgesamt 80 Tonnen seines importierten Kaffees. Kaufen kann man die Bohnen übrigens in Leipziger Unverpackt- oder Weltläden, in Biogeschäften oder natürlich im Internet, klimaneutral versendet. Geschmacklich unterscheidet sich der Segelkaffee natürlich nicht vom Containerschiffkaffee – aber probiert es doch selbst mal aus. Und obwohl Segelkaffee um einige Euro teurer ist als Frachtschiff-Kaffee, laufe er so gut, dass Jens Klein von einer „totalen Erfolgsgeschichte“ gesprochen hat. Das freut mich! Es muss mal wieder genau solche Erfolgsgeschichten in dieser trüben Zeit geben, findet Ihr nicht?

Auch noch lobenswert: Café Chavalo zahlt den Bäuerinnen und Bauern mehr, als es die Fairtrade-Standards vorgeben. Inklusiver einer Bio- und einer Fairtrade-Prämie ergibt sich demnach beispielsweise ein Kilopreis für Rohkaffee von 5,20 Euro. Café Chavalo entlohnt mit 6,80 Euro pro Kilo Rohkaffee deutlich besser. Klingt gut? Klingt sehr gut!

Mit Windkraft

Das Segelschiff kann natürlich viel weniger transportieren, dafür aber CO2-neutral, und es ist länger unterwegs. Die geringe, unvermeidbare CO2-Emission, die bei der Verarbeitung oder dem Transport des Kaffees zum Beispiel vom Hafen in Hamburg nach Leipzig entsteht, kompensiert die Genossenschaft über myclimate, worüber ich auch schon einmal geschrieben habe. Die Gelder fließen in Wiederaufforstungsprogramme in Nicaragua.

Eine Herausforderung ist es schon, erklärte Jens Klein meinem Enkel. Die Arbeitsschritte bei CO2-neutralem Kaffee seien ungewöhnlicher und umfangreicher Aber er scheint mit Leidenschaft dabei zu sein. Mit seinem Segelkaffee an Bord gereist ist er selbst noch nicht – der Segler ist immerhin dreieinhalb Monate mit einigen Zwischenstopps unterwegs, im Vergleich zu drei bis vier Wochen eines Containerschiffs. Bis es vielleicht einmal soweit ist, begnügt sich Jens Klein mit dem Löschen seiner Schiffsladung im Hamburger Hafen. Beim Entladen können sich übrigens freiwillige Helfer am dortigen Museumshafen beteiligen. Das muss ich meiner Enkelin Miri erzählen, die lebt ja dort.

Seid Ihr auch begeistert von diesem Gewinner der Ökoprojekt-Challenge? Wenn ja, dann freut es mich sehr – und wir finden weitere spannende Projekte, da könnt Ihr sicher sein!

In diesem Sinne bis bald – seid herzlich gegrüßt von
Eurer Trude

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