Schaufenster Berlin
Dante Connection: Ein Zuhause für italienische Literatur in Berlin

Die Berliner Buchhandlung Dante Connection
© Goethe-Institut Italien | Foto: Giulia Mirandola

In „Der Himmel über Berlin“ (Wim Wenders, 1987) gibt es eine Szene, in der Damiel (Bruno Ganz) in Kreuzberg mitten auf der Oranienstraße Richtung Oranienplatz spaziert. Wenige Jahre später wird hier, am Ende der Straße, die unabhängige Buchhandlung Dante Connection eröffnen, bei der ich im Rahmen des grenzüberschreitenden Mobilitätsprogramms „MoVe – Mobilità verso l’Europa“ seit Oktober ein Praktikum absolviere.

Von Giulia Mirandola

Dieses Jahr feiert die Buchhandlung ihr 25-jähriges Bestehen und es ist für mich jeden Morgen erneut ein seltsames Gefühl, auf dem Weg zur Arbeit dieselbe Straße entlangzugehen wie ein Engel, der Kinogeschichte geschrieben hat.

Die Berliner Buchhandlung Dante Connection © © Goethe-Institut Italien | Foto: Giulia Mirandola Die Berliner Buchhandlung Dante Connection © Goethe-Institut Italien | Foto: Giulia Mirandola
Gegründet wurde die Buchhandlung von Giuliana Giuliani, ihr aktuelles Gesicht verdankt sie Stefanie Hetze, die den Laden Anfang der 90er Jahre übernommen hat. Als Buchhandlung Dante Connection ist sie heute als eine von 175 unabhängigen Buchhandlungen auf der Karte der Berliner Buchläden (argobooks 2018)verzeichnet, die auf Grundlage von Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Buchhandlungen selbst sowie dank Tipps von Autoren, Künstlern, Übersetzern und Verlegern zu ihren lokalen Lieblingsbuchhandlungen erstellt wurde.

Bücher aus Italien und der ganzen Welt

In den Jahren 2015, 2016, 2017 und 2018 wurde die Buchhandlung Dante Connection darüber hinaus mit dem „Deutschen Buchhandlungspreis“ der Staatsministerin für Kultur und Medien ausgezeichnet, 2019 wurde sie zur „Berliner Kinderbuchhandlung des Jahres“ ernannt. Das Schaufenster und die Aufschrift „Dante Connection. Literatur aus Italien und anderen Kulturen“ verraten bereits: Hier finden wir Literatur aus Italien und der ganzen Welt. Im Inneren der Buchhandlung erwartet uns ein buntes Sortiment von etwa 10.000 Büchern – persönlich zusammengestellt von Stefanie und ihrem reinen Damenteam. Syme, Jana, Giulia und Franziska haben alle literatur- oder kunstwissenschaftlichen Hintergrund und sprechen hervorragend Italienisch. Die zur Verfügung stehende Fläche wird durch eine kluge Anordnung der Bücher und Ideen vergrößert. Für klassische und zeitgenössische italienische Literatur in italienischer Sprache findet sich hier ebenso Platz wie für die besten deutschsprachigen Übersetzungen italienischer Autorinnen und Autoren. Auf großen und kleineren Tischen werden die besten deutschen Neuerscheinungen, Literatur aus weiter und weniger weit entfernten Regionen, wie Afrika und dem Nahen Osten, deutschsprachige Neuerscheinungen für Kinder und Jugendliche, Reiseliteratur und amerikanische Werke in englischer Sprache präsentiert. Die Kochbücher mit Rezeptsammlungen aus aller Welt finden sich übrigens aus irgendeinem Grund direkt neben der Lyrik.
 
  • Die Berliner Buchhandlung Dante Connection © Goethe-Institut Italien | Foto: Giulia Mirandola

  • Die Berliner Buchhandlung Dante Connection © Goethe-Institut Italien | Foto: Giulia Mirandola

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  • Die Berliner Buchhandlung Dante Connection © Goethe-Institut Italien | Foto: Giulia Mirandola

  • Die Berliner Buchhandlung Dante Connection © Goethe-Institut Italien | Foto: Giulia Mirandola

  • Die Berliner Buchhandlung Dante Connection © Goethe-Institut Italien | Foto: Giulia Mirandola

Ein besonderes Juwel stellen die „Danteperlen“ dar: die vier Buchempfehlungen des Monats, die von den Buchhändlerinnen persönlich ausgewählt werden. Die zugehörigen Rezensionen sind über die Homepage abrufbar. Im Laden sind die Bücher auf dem Cover entsprechend markiert sowie in einem eigenen Bereich gesondert ausgestellt – der perfekten Ecke für alle, die auf Nummer sicher gehen wollen.

Tag und Nacht

Das gewünschte Buch ist nicht im Haus? Dann wird es noch am selben Tag bestellt und kann bereits am nächsten Morgen abgeholt werden. Zu verdanken ist dies einem effizienten Nachtlieferdienst, der in meinen Augen beinahe schon etwas Magisches an sich hat. Der Zusteller, der einen Schlüssel zur Buchhandlung hat, kommt nachts in den Laden, stellt im Eingangsbereich blaue Plastikkisten voller Bücher ab, verlässt das Geschäft wieder, stellt sicher, dass die Tür gut verschlossen ist und zieht weiter zum nächsten Buchladen. Es gibt aber auch Tage, an denen in der Buchhandlung Dante Connection auch abends noch Licht brennt. Beispielsweise am 7. November, an dem anlässlich der „WUB 2019“ (der Woche der unabhängigen Buchhandlungen, an der 700 Läden in ganz Deutschland teilnehmen) der Berliner Verleger Sebastian Guggolz und der Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel zu Gast waren. Für mich, die ich zuvor keinen der beiden kannte, war dieser Abend eine besonders schöne Überraschung.

Dante Connection außer Haus

Das Netzwerk der Buchhandlung, die mit Vereinen, Schulen und Kindergärten kooperiert, ist ebenfalls beachtlich. So wurde Anfang 2019 nur wenige Schritte von dem Laden entfernt der sogenannte „Projekt Raum“ eröffnet – ein Werk- und Ausstellungsraum mit Schwerpunkt auf Kinderliteratur, Illustration und Interkulturalität, der von einer der Buchhändlerinnen geleitet wird. An einem Vormittag habe ich Stefanie Hetze außerdem zu einer Ausstellung für kleine Kinderbuchverlage auf einem Boot auf der Spree, nur unweit der East Side Gallery, begleitet und mir gedacht, dass eigentlich alle Messen so „deplatziert“ sein sollten. Aber vor allem in den Schulen sehe ich, was Projekte bewirken. In der Hunsrück-Grundschule in Kreuzberg, die von etwa 500 Kindern besucht wird, habe ich ein geradezu vorbildhaftes Projekt zur Leseförderung kennengelernt. In Zusammenarbeit mit der Schulbibliothek koordiniert die Buchhandlung Dante Connection dort die Aktion „Lesetüte“ des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Im Zuge dieser Aktion konnten im Jahr 2019 insgesamt etwa 122.000 Lesebücher an Erstklässlerinnen und Erstklässler ausgeliefert werden. Die bunten Papiertüten, in denen die Bücher stecken, werden dabei von den älteren Schülerinnen und Schülern gestaltet, die den jüngeren mit diesem symbolischen Geschenk viel Freude beim Lesen wünschen.

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