Litrix.de – Übersetzen verbindet
Neue Türen für den literarischen Austausch zwischen Italien und Deutschland

Nuove Casse di Risonanza – Scambio tra letteratura tedesca e italiana | Event im Zentrum für Übersetzung, Pavillon 4.0, G114 , Frankfurter Buchmesse, 21. Oktober 2022
Nuove Casse di Risonanza – Scambio tra letteratura tedesca e italiana | Event im Zentrum für Übersetzung, Pavillon 4.0, G114 , Frankfurter Buchmesse, 21. Oktober 2022 | © Goethe-Institut Italien | Foto: Miriam Panieri

Wie gelingt es, italienische Literatur nach Deutschland und deutsche Literatur nach Italien zu bringen? Eine Diskussion über die Frage, was eine gute Übersetzung ausmacht, sowie über die Chancen von Litrix.de: Das vom Goethe-Institut finanzierte Programm öffnet mit dem Fokus auf Italienisch im Zeitraum 2022–2024 wichtige Türen für den Austausch von Lizenzen zwischen Deutschland und Italien, übernimmt Übersetzungskosten und gewährt Zuschüsse zu den Lizenzkosten.

Von Miriam Panieri

Die Runde namhafter Übersetzer*innen diskutierte vor allem über die grundlegende Natur ihrer Arbeit:

„Übersetzen ist eine Entscheidung zwischen Bescheidenheit und Freiheit, diese Wahl müssen wir treffen“, erklärt Margherita Carbonaro, die aus dem Deutschen ins Italienische übersetzt.

Es folgt eine interessante Frage von Moderator Stefano Zangrando: Spielt der Stil des Originals eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, den Charakter des übersetzten Romans zu erhalten? „Den Stil eines Autors bzw. einer Autorin zu respektieren ist zentral. Ich hatte die Chance, für einige große Namen zu übersetzen, und ich kann sagen, dass Übersetzen auch Schreiben ist. Nach 30 Jahren begeistert es mich immer noch, es ist Literatur, und da ist der Stil ein Muss!“

Die bekannte Übersetzerin Annette Kopetzki (Italienisch–Deutsch) hat ebenfalls einen Denkanstoß parat: „Übersetzungen sind Nationalliteratur. Die italienischen Autor*innen, die ins Deutsche übersetzt sind, sind eine unglaubliche Bereicherung und mittlerweile vollwertiger Bestandteil unserer nationalen Kultur.“

Und ein weiterer zentraler Aspekt: „Der Übersetzungsprozess beinhaltet viel Lesen – ein ständiges Lesen und Wieder-Lesen beider Versionen, der eigenen wie der originalen“, ergänzt Marco Federici Solari vom Verlag L’orma editore, der wesentlich zur Verbreitung der deutschen Literatur in Italien beigetragen hat.

Italienische Klassiker in deutscher Sprache: damals und heute

Piero Salabè vom Carl Hanser Verlag wiederum unterstreicht die Beziehung zwischen Deutschland und Italien: „Noch in den Siebzigerjahren war es praktisch unmöglich, ein italienisches Werk in Deutschland übersetzt zu bekommen. In den Achtzigern sah es schon ganz anders aus: Das war ein goldenes Zeitalter, in dem zunehmend engere Beziehungen zwischen den Verleger*innen geknüpft wurden.

Heute verdanken wir Litrix.de die Möglichkeit, Klassiker wie Giacomo Leopardis Lo Zibaldone (Das Sammelsurium) und andere Juwelen der Literaturgeschichte zu übersetzen, die noch nie zuvor übersetzt worden sind. Ob Manzonis Die Verlobten, das Oeuvre Italo Svevos oder die Göttliche Komödie – alle diese Werke würden wir gerne in Neuübersetzungen sehen, und das ist auch machbar, es fehlt nur der nötige Wagemut vonseiten der Verleger*innen.“

Programme wie Litrix.de können genau den Anreiz bieten, den große und kleine Verlage brauchen. So heißt es bei L’orma editore: „Wir wollten das Unberechenbare widerspiegeln, das die deutschsprachige Literatur ausmacht, vom Humor bis hin zu Autorinnen wie Anna Seghers. Litrix.de hat uns die Mittel zur Verfügung gestellt, um das in Angriff zu nehmen, und mit der Zeit werden wir auch die Früchte unserer Arbeit ernten. Wir müssen nur daran glauben.“

Die interessante Diskussion offenbart großes Vertrauen in die nähere Zukunft, in der Italien auf der Buchmesse 2024 einen Auftritt als Ehrengast haben wird – und in der die Übersetzung weiterhin eine Brücke bleibt, über die nicht nur Wörter, sondern Kulturen, Visionen und vieles mehr Grenzen überwinden.

Am 28. Oktober stellt die Jury von Litrix.de die nächsten zehn Bücher zur Verfügung. Von den 22 schon verfügbaren sind fünf bereits gekauft, darunter Hey, hey, hey Taxi! (als Taxi pazzi bei Terre di mezzo) und Heul doch nicht, du lebst ja noch von Kirsten Boie, der bejubelten Preisträgerin des Deutschen Jugendliteraturpreises 2022.

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