Oma Trude
Insekten – schützen, verscheuchen oder essen?

Die Bienen sind unterwegs
Die Bienen sind unterwegs | © Illustration: Celine Buldun & Marta Krus

Je mehr es um sie herum summt und brummt, desto mehr freut sich Oma Trude. Denn sie weiß: Ohne Insekten sähe es schlecht aus für die Menschen. Zum Glück kann jede*r etwas tun für den Schutz der kleinen Nützlinge.

Von Oma Trude

Ihr Lieben,      
 
war Euer Juli sonnenreich? Ich hoffe es sehr für Euch! Wir hatten ja hierzulande diese furchtbaren Überschwemmungen in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie im Süden Deutschlands. All das durch den Klimawandel begünstigt! Die tragischen Auswirkungen auf das Leben der Leute dort machen mich sehr traurig. Wir wissen, dass wir innerhalb der Europäischen Union bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein wollen, aber es zeigt sich immer wieder, wie schwer die Umsetzung ist. Umso wichtiger finde ich es, dass jeder seinen kleinen Beitrag leistet.
 
So könntet Ihr beispielsweise etwas für die Insekten tun, die so bedeutend für den Erhalt ökologischer Zusammenhänge und unser Wohlergehen, ja sogar unser Überleben sind. Geschätzt kommen auf jeden Menschen unseres Planeten rund 1,4 Milliarden Insekten. Und wiederum geschätzt gibt es zwischen vier und sechs Millionen unterschiedliche Arten! Für manche sind Insekten eklig, aber man muss ja nicht in direkten Kontakt mit den Winzlingen kommen, um sie zu unterstützen. Und wenn Ihr Euch gegen sie schützen wollt, so könnt Ihr dies z.B. mit chemiefreien, selbstgemachten Sprays tun. Mehr dazu später in meinem Text!.

Die Welt braucht Insekten

Warum sind Insekten so wichtig? Das ist schnell und eindeutig beantwortet: Weil die Welternährung von der Bestäubung durch Insekten abhängt. Und: Es klingt zwar ein bisschen gemein, aber sie sind ein wichtiger Teil der Nahrungskette. Vögel, Amphibien, auch Igel oder Dachs ernähren sich von Insekten. Sie bauen abgestorbene Pflanzen und Tiere ab und verbessern dadurch die Bodenqualität. Außerdem: Insekten werden in über 130 Ländern verzehrt. Sie sind nährstoffreich und schlicht gut gegen Hunger, wenn es darauf ankommt. Zwar bedrohen Insekten auch Ernten und Vorräte, aber das Positive überwiegt.

Fleißiges Bienchen

Ihr kennt vielleicht den etwas provokanten Spruch „Ohne Bienen kein Leben“. Wenn man aber bedenkt, dass ungefähr 80 Prozent aller heimischen Blütenpflanzen von Honig- und Wildbienen bestäubt und somit vermehrt werden, klingt es gar nicht mehr so provokant. Viele Obstbäume wären ohne Bienen weniger zahlreich vorhanden, ihre Früchte wären kleiner und nicht so gesund. Bienchen sind also in der Tat fleißig und stark am landwirtschaftlichen Ertrag beteiligt. Ist das nicht eine tolle Vorstellung? Aber sie brauchen Nahrung und Lebensräume – und die nehmen wir ihnen mehr und mehr weg. Begradigte, überdüngte, insektizidverseuchte Felder sind die eine Seite des Problems, schrumpfende Artenvielfalt in der Agrarlandschaft ist die andere. Es gibt aber auch Projekte, die dem entgegensteuern. Meine Freundin Inge hat mich dazu gebracht, die Augsburger Bienenweide zu unterstützen – wir sind jetzt beide Bienenpatinnen und tun etwas mit einem finanziellen Beitrag gegen das Insektensterben und für die Artenvielfalt.

Mein Mini-Zoo

In meinem Garten dürfen sich Insekten auch austoben, weil ich es einfach schön finde, wenn es wuselt, summt und brummt. Oft sitze ich auf den Stufen zwischen Terrasse und Garten und schaue, was sich neben mir so tut. Es ist schier unglaublich, manchmal spannender als ein Krimi! Oder es stimmt mich meditativ. Mit meinen Ur-Enkeln beobachte ich das Gewusel auch – so kommt keine Angst vor Insekten auf. Klein David schleppt dann seine Becherlupe an, und wir gönnen uns einen genauen Blick auf viele bunte Sechsbeiner. Er liebt das genauso wie ich. Damit es möglichst viel zu sehen gibt, habe ich vor einigen Jahren eine Samenmischung mit Gräsern, Kräutern und Blumen besorgt, die dort den ganzen Sommer blühen und die Insekten mit ihrem Duft anlocken. Solche Mischungen gibt es in jedem Gartencenter – und natürlich im Internet.

Winterquartiere schaffen

Wenn die Gräser bis zum Frühling stehen bleiben, sieht das nicht unbedingt schön aus, ist aber zum Überwintern und für die Vermehrung der Insekten wichtig. In die hohlen, breiteren Stängel legen Wildbienen oder beispielsweise Schmetterlinge ihre Eier ab. Die Larven überwintern verpuppt darin. Dafür kann man schon auf einen aufgeräumten Garten verzichten, oder?

Trittsteine auf dem Balkon

Die Wilde Möhre, Urform unserer Karotte, ist mein derzeitiger Liebling, weil sich Käfer und Wanzen so gut auf dem weißen Doldenblütler finden und beobachten lassen. Mohn, Margeriten, Natternkopf, Glockenblumen, Wilder Salbei, Flockenblumen, der Wiesenknopf oder der Klappertopf wachsen auch bei mir. Ich bin richtig stolz auf diese Pracht!
 
Ihr könnt natürlich auch auf Eurem Balkon ein kleines Biotop mit insektenfreundlichen Blumen anlegen. Achtung: Nur bei ungefüllten Blüten kommen die Insekten an die lebenswichtigen Pollen ran. Damit schafft Ihr einen wichtigen Trittstein. So nennt man einen Lebensraum für Insekten oder Vögel, auf dem sie auf Ihrer Nahrungssuche einen Halt einlegen können, bevor sie zum nächsten und wieder nächsten Trittstein fliegen. Es reicht also nicht, inmitten einer großen Stadt einen Park anzulegen in der Hoffnung, einen Lebensraum geschaffen zu haben. Die Insekten sind in Bewegung und benötigen weitere Ziele. Ist das nicht spannend?

Nerv mich nicht!

Wenn Euch jetzt aber im Sommer, beim Zelten, am See oder beim gemütlichen Beisammensein mit Freunden im Freien das eine oder andere Insekt piesackt, was dann? Es zu töten sollte die wirklich allerletzte Option sein. Damit es gar nicht erst so weit kommt, könnt Ihr einiges tun – außer ein Anti-Mücken-Spray in der Apotheke zu besorgen.
 
Was spricht gegen gekaufte Mückensprays? Die meisten Produkte sind recht teuer und verursachen viel Plastikmüll. Und sie schaden neben den Mücken auch anderen Insekten. Mein Rat an Euch: Mischt es selbst!
 

Schnelles Rezept für 100 ml Mückenspray

  • 4 Esslöffel mindestens 40 prozentigen Ansatzalkohols (Apotheke oder Internet)
  • 10 Tropfen von zwei bis drei ätherischen Ölen wie zum Beispiel Citronella, Rosengeranie, Lemongrass, Pfefferminzöl, Teebaumöl, Eukalyptus oder Lavendel (wenn Ihr nur Citronella nehmt, reicht das auch)
  • 70 ml abgekochtes Wasser
Alles in einer – möglichst gläsernen – Sprühflasche vermischen und vor jedem Gebrauch kurz schütteln.
 
Etwas hautverträglicher und pflegender ist es, wenn Ihr statt Alkohol Hamameliswasser nehmt. Das ist besonders bei sonnengestresster Haut angenehmer.
  • Zu 120 ml Hamameliswasser gebt Ihr
  • ca. 15 Tropfen von zwei bis vier verschiedenen ätherischen Ölen. 
Citronella-Kerzen könnt Ihr übrigens selbst herstellen, wenn Ihr den kleinen Aufwand nicht scheut. Das Internet ist voll mit Rezeptvorschlägen.

Was hilft noch? 

Bestimmte Pflanzen: Es ist eher Zufall, dass viele meiner Pflanzen gut gegen Mücken sind, aber es ist natürlich toll! Da wären die Katzenminze, die Mücken abschreckt und Bienen anlockt, mein riesiger Rosmarin, Zitronenmelisse, Basilikum, meine Tomatenpflanzen sowie Lavendel. Das alles steht bei mir sogar an der Terrasse, auf die sich wirklich keine Mücke verirrt. Wenn Ihr auf Nummer sicher gehen wollt, weil Ihr beispielsweise Besuch bekommt, könnt Ihr ein paar Zweige Rosmarin über einem Windlicht vorsichtig rösten. Es sind die ätherischen Öle, die die Mücken nicht mögen. Auch die sehr schützenswerten Wespen und Hornissen fliehen vor dem Geruch.
 
Vielleicht konnte ich Euch heute vermitteln, dass nicht die Mücken unser Problem sind – das Insekten- und Artensterben ist es! Ich wünsche Euch noch einen wunderschönen Sommer.
 
Herzliche Grüße
Eure Trude

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