Konzert
Jeweil4

Jeweil4
Foto: Christian Betz

Zeitgenössischer Jazz

Palermo, Sala Perriera

Im Rahmen von "20 Jahre Curva minore" (28. April – 27. Mai 2017)

Carmelo Graceffa Schlagzeug
Johannes Fink Kontrabass, Violoncello
Gabriel Coburger Tenorsaxofon, Flöte
Gerhard Gschlößl Posaune

Die Zusammenarbeit begann 2015 in Berlin mit der Begegnung des Schlagzeugers Carmelo Graceffa und des Kontrabassisten und Cellisten Johannes Fink. Hinzu kamen Gabriel Coburger am Saxofon und an der Flöte sowie Gerhard Gschlössl an der Posaune. Im Rahmen einer Konzerttournee durch verschiedene Berliner Spielstätten lernten sich die Musiker menschlich und musikalisch besser kennen. Seither suchen und finden sie den gemeinsamen Klang.

Das Quartett folgt der traditionellen Unterscheidung zwischen Solisten und Rhythmusgruppe nicht, sondern sucht einen kollektiven Gestus, in dem Melodieinstrumente in rhythmischen Passagen brillieren und perkussive Instrumente wie Schlagzeug und Kontrabass die melodischen Partien übernehmen können. Der Kompositionsprozess setzt dabei einen freien Umgang mit den klanglichen Ausgangsbedingungen in Kraft: Die Originalkompositionen des sizilianischen Schlagzeugers, die sich mal auf feste Strukturen, mal auf kühne melodische und harmonische Ideen stützen, geben den vier Musikern Gelegenheit zum klanglichen Dialog, in dem verschiedenste Timbres, Dynamiken und Rhythmuspatterns zu Gehör kommen.

Der Schlagzeuger und Perkussionist Carmelo Graceffa wird am 4. März 1982 in Agrigent geboren. Seine musikalische Karriere beginnt er im Alter von elf Jahren als Mitglied des Dorforchesters von Aragona. Vier Jahre später bringt er sich selbst das Schlagzeugspielen bei und sammelt erste Erfahrungen in verschiedenen Formationen. Gleichzeitig entdeckt er die Perkussionsinstrumente der traditionellen süditalienischen Musik. Ab 2001 studiert er Musikwissenschaft und Musikgeschichte an der Universität Palermo und studiert an der Schule für traditionelle Musik The Brass Group. Zwischen 2005 und 2008 nimmt er an den Sommerkursen der Stiftung Siena Jazz teil und ist Mitglied des Ateliers für Ethnomusikologie "Aglaia" der Universität Palermo. Von 2007 bis 2009 arbeitet er mit dem Jazzorchester des Palermitaner Konservatoriums zusammen. Anschließend zieht er in die Niederlande, wo er am Prins Claus Konservatorium in Groningen Jazzschlagzeug bei Ralph Peterson jr., Gene Jackson, Michael Moore, Kurt Weiss und Steve Altenberg studiert. Mit seinem Trio 3 is a Good Number ist er bei renommierten Festivals wie dem Green Hours International Jazz Fest Bukarest oder Alba Jazz in Alba Iulia (Rumänien) zu Gast.
Zur Zeit ist er in mehreren Formationen aktiv. Mit Manziluna hat er bereits zwei CDs aufgenommen und in verschiedenen internationalen Kontexten gearbeitet. Er spielt im Magnetic Trio des Saxofonisten Gianni Gebbia, im Duo Saimè für klassische arabische Musik und seit 2015 auch mit dem Quartett Jeweil4.

Johannes Fink hat nach zehnjähriger Ausbildung als Schlagzeuger noch die Instrumente Klavier und Gitarre gelernt. Autodidaktisch hat er am Kontrabass und am fünfsaitigen Cello (Quarten-Stimmung) seinen unverwechselbaren eigenen Sound entwickelt. Er lebt seit 1995 als Musiker und Komponist in Berlin, wo er mit mehreren Bands u.a. im Auftrag des Goethe-Instituts in der ganzen Welt unterwegs ist. Aktuell ist er mit folgenden Bands unterwegs: Rolf  Kühn Unit, Heinz Sauer-Daniel Erdmann-Quartett, Jeweil4, Gulf of Berlin, u.v.m.
Mitarbeit mit Lee Konitz, Alexander von Schlippenbach, Tim Berne, Kurt Rosenwinkel, Michael Wollny, Till Brönner, Rolf und Joachim Kühn, Conny Bauer, Ack van Rooyen, John Schröder, Rudi Mahall, Thomas Stanko, Heinz Sauer, Daniel Erdmann, Louis Sclavis, Gebhard Ullmann, Aki Takase und viele mehr.

Gabriel Coburger, geboren 1967 bei Hamburg, studierte von 1988 bis 1993 bei Herb Geller und Roman Schwaller an der Hamburger Musikhochschule. Von 1990 bis 1993 spielte er 1. Altsaxophon im Bundesjazzorchester unter der Leitung von Peter Herboltzheimer. Er nahm zu der Zeit Unterricht bei Ferdinand Povel und John Rocco. Als erster Tenorist machte er Aufnahmen und spielte Konzerte mit der NDR-Bigband mit Musikern wie Johnny Griffin, Lionel Hampton, Al Jarreau, Clark Terry, Albert Mangelsdorff, Geir Lysne, Inga Rumpf, Wolfgang Schlüter und Nils Landgren. Im Sommer 1993 bekommt er ein DAAD-Vollstipendium und geht für ein Jahr nach New York, um an der New School zu studieren. Dort nimmt er Unterricht bei Lee Konitz, Dewey Redman, Dave Liebman, Rich Perry und Kenny Werner. Während dieser Zeit kommt es zum Zusammenspiel mit John Abercrombie, Joe Chambers, Jack Walrath und Maria Schneider. Er lebte von 1997 bis 2001 als freiberuflicher Musiker in New York, wo er mit seinem Quartett regelmäßig auftrat. In dieser Zeit entstanden zwei CDs: eine Studio-CD mit dem Titel Color Suite und eine auf Deutschland-Tour entstandene Live-CD mit dem Titel Before I Leave. Beide CDs erschienen bei Lofish Music.
2007 erhält er von der Dr. E. A. Langner Stiftung als erster den Hamburger Jazzpreis.
2009 beginnt er die Jazzreihe Fatjazz-Urban-Exchange zu organisieren, die sich zum Ziel gesetzt hat, mehr Jazzmusiker aus anderen Städten nach Hamburg einzuladen. Am 26.5.2012 stellte er fünf Bands aus der Fatjazz-Reihe auf einer eigenen Bühne im Rahmen des Elbjazzfestivals vor. Dabei waren Musiker wie Rudy Mahall, Matthias Schubert, Kalle Kalima, Roland Schneider, Heinrich Köbberling, Luten Petrowski, Wolf Kerschek, Sven Kerschek, Dieter Glawischnig. 2010 erscheint die CD NDR-Bigband plays the Music of Gabriel Coburger, eingespielt mit seinem Quartett plus NDR-Bigband arrangiert von Wolf Kerschek. 2011 bekommt er als erster Jazzmusiker den Ritter Preis von der Oscar Vera Ritter-Stiftung.
2012 erscheint die neue Quartett-CD WEIRDO Featuring Claus Stötter und Jakob Neibauer.
 
Gerhard Gschlößl ist in Mainburg, Niederbayern, aufgewachsen, studierte Posaune und Komposition in Würzburg und lebt seit 2004 in Berlin. Der Posaunist und Sousaphonist gehört zu einer neuen Szene, die sich von den traditionellen Etiketten des Jazz erfolgreich befreit und in ein weites Feld improvisierter Musik bewegt hat.
Ulrich Steinmetzger über Gerhard Gschlößl: "Sehr beweglich, muskulös und nah an der jeweiligen Basis hat der Posaunist seinen Personalstil entwickelt. Nichts ist hier kosmetisch glattpoliert oder ambitioniert überzogen. Seine Musik ist glaubhaft, weil sie mit Ecken und Kanten daherkommt, weil sie den Schmutz, der zum Leben gehört, nicht verbirgt. Das ist weder strenger Mainstream noch pure Avantgarde. Man hört das Woher und ahnt ein Wohin.“
Zusammenarbeit mit: Albert Mangelsdorff, Sam Rivers, Perry Robinson, Wayne Horvitz, Baby Sommer, Billy Hart, Aki Takase, Michael Mantler, Karl Berger, Jerry Bergonzi, Johannes Fink,  El Gallo Rojo, Conny Bauer, Alexander von Schlippenbach, Rudi Mahall, NDR-Big Band, Deutsch-Französisches Jazzensemble, Sabir Mateen, Kammerensemble Neue Musik Berlin, und vielen anderen.

In Zusammenarbeit mit Curva minore im Rahmen der Reihe "20 Jahre Curva minore" (28. April – 27. Mai 2017)

Details

Palermo, Sala Perriera

Cantieri culturali alla Zisa
Via Paolo Gili, 4
90138 Palermo

Preis: Eintritt € 8 - Studierende, "unter 30", Inhaber*innen der Goethe-Card € 5

Info-Tel.: +39 091 6528680 programma@palermo.goethe.org