Diskussion auf dem grünen Sofa
Nicht eingelöste Forderungen

Auf dem grünen Sofa: 1968–2018
© Goethe-Institut Rom / Grafik: Eleonora Salerno

Die Utopie leben: 1968–2018

Rom, Konferenzsaal des Goethe-Instituts

Dacia Maraini und Alice Schwarzer
Ab 1968 begannen die Frauen verstärkt, sich eigene, nur ihnen vorbehaltene Freiräume zu schaffen, um ohne männliche Interferenz über ihr politisches Potential sowie die soziale und sexuelle Unterwerfung durch das Patriarchat zu diskutieren. Dank Plattformen wie dem Hashtag #Me too oder der neuen Frauenbewegung „Non una di meno” („Keine darf fehlen”) erlebt dieser historisch bedeutsame, länder- und generationsübergreifende Prozess derzeit eine Renaissance globalen Ausmaßes. Von den sexuellen Massenübergriffen in der Silvesternacht 2015 in Deutschland, über das Mobbing im Netz bis hin zu den Enthüllungen der Stars aus Hollywood – heute kämpfen die Frauen mit und gegen neue Formen und Ausdrucksweisen männlicher Dominanz und Aggressivität.

Beschränkt sich die Gewalt gegen Frauen wirklich nur auf extreme Ausnahmesituationen? Oder haben wir es vielmehr mit einem kapillaren systeminhärenten Phänomen unserer Gesellschaft zu tun, dem die Frau sowohl im öffentlichen als auch im privaten Leben kontinuierlich ausgesetzt ist?

Dacia Maraini
© Giuseppe Nicoloro
Dacia Maraini
– Autorin
Sie gilt als eine der bedeutendsten lebenden Autorinnen Italien. Ihr Werk umfasst zahlreiche Romane, Essay und Gedichte, aber auch Theaterstücke und Drehbücher.
1990 wurde ihr Roman La lunga vita di Marianna Ucrìa (Die Stumme Herzogin) mit dem Campiello-Preis ausgezeichnet. Der Roman Voci (Stimmen, Piper 1995) aus dem Jahr 1994 interpretiert das Thema Gewalt gegen Frauen neu und wurde mehrfach ausgezeichnet. 1996 wurde sie mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik ausgezeichnet.
Brennende soziale Themen, die Lebensumstände vieler Frauen und Kinder sind auch in weiteren Romanen ihr Schwerpunkt: Wie der Essay über Abtreibung Un clandestino a bordo (1996), das Buchinterview E tu chi eri? (1998) und die Sammlung von Erzählungen über Gewalt in der Kindheit Buio (Kinder der Dunkelheit, Piper 2000), für das sie 1999 mit dem Premio Strega ausgezeichnet wurde.

Zwischen den Jahren 2000 und 2001 werden folgende Bücher veröffentlicht: Amata scrittura (in dem sie mit Leidenschaft und Demut die Geheimnisse des Schriftsteller Berufes verrät), Fare teatro 1966-2000 (Gesammelte Erzählungen ihrer Theaterstücke und La nave per Kobe (Ein Schiff nach Kobe: Das japanische Tagebuch meiner Mutter, Piper 2005, in der sie über ihre Kindheitserfahrung in Japanischer Gefangenschaft schreibt).
Zuletzt wurden veröffentlicht: Il treno dell’ultima notte (Der Zug in die jüngste Nacht, 2008), La ragazza di via Maqueda (2009), die Sammlung ihrer Reiseschriften La seduzione dell’altrove (2010), La grande festa (2011), L'amore rubato (2012, Geraubte Liebe, Edition Fünf, 2015), Chiara di Assisi. Elogio della disobbedienza (2013), La bambina e il sognatore (2015, Das Mädchen und der Träumer, Folio 2017), Tre donne. Una storia d’amore e disamore (2017).


Alice Schwarzer
© Bettina Flitner
Alice Schwarzer
– Autorin und Journalistin
Sie war in der ersten Hälfte der 1970er Jahre politische Korrespondentin in Paris und dort gleichzeitig aktiv im MLF (Mouvement de Libération des Femmes). Zurück in Deutschland veröffentlichte sie 1975 den internationalen Bestseller Der kleine Unterschied und seine großen Folgen, in dem es um die Funktion von Liebe und Sexualität bei der (Selbst)Unterdrückung von Frauen geht. Seither hat sie weitere 20 Bücher als Autorin und 20 als Herausgeberin veröffentlicht. 1977 gründete Alice Schwarzer die Monatszeitschrift Emma, deren Chefredakteurin sie bis heute ist. Schwarzer gilt als die Stimme der Frauenbewegung in Deutschland und steht für einen universalistischen Feminismus.

Seit 1979, seit ihrem Besuch in Khomeinis Iran, warnt sie vor dem politisierten Islam und dessen Siegeszug bis in die islamischen Communities der europäischen Metropolen. Manche „Antirassisten“ und „intersektionellen Feministinnen“ bezichtigen sie deshalb des „Rassismus“. Sie vertritt die Auffassung, dass die Mehrheit der Muslime die ersten Opfer der Fundamentalisten sind und wir diesen aufgeklärten MuslimInnen Solidarität schulden.
 
In ihrer jüngsten Buchveröffentlichung (Meine algerische Familie) geht es um eine Familie in Algier, um deren Ängste vor dem islamistischen Terror und die Hoffnung auf Frieden und Demokratie.

Details

Rom, Konferenzsaal des Goethe-Instituts

Via Savoia, 15
00198 Rom

Sprache: Simultanübersetzung
Preis: Eintritt frei solange Plätze vorhanden

+39 06 8440051 info-roma@goethe.de
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Praticare l’utopia 68/18.

Live-Streaming