Stadtspiel Doppio sogno per Palermo - Forse capita a tutti di essere morti (Vielleicht geschieht es allen tot zu sein)

Doppio Sogno per Palermo Grafik: rospeinfrantumi © Goethe-Institut

Donnerstag, den 7. Dezember 2017 - 18.30 Uhr

Palermo, Archivio Storico Comunale Palermo

Mit den Spielern von Palermo Rugby ASD
Choreographie Patrizia Veneziano
 
Fridolin kommt zu spät: Der Hofrat ist bereits tot. Seine Tochter Marianne nimmt den Doktor in Empfang – eine Frau von verwelkter Schönheit, gezeichnet vom Kummer vieler ungesagter Worte. Ein Liebesgeständnis unter Tränen. Fridolin ist verwirrt. Obwohl die Zuneigung ihm schmeichelt, empfindet er beinah Ekel für die ganze Situation.
Auf dem Nachhauseweg begegnet er zufällig einer Gruppe Burschen in Uniform. Einer von ihnen rempelt ihn an. Eine Herausforderung zum Duell? Einen Moment lang kocht das Blut in Fridolins Adern hoch, aber nein: Er ist ein verheirateter Mann und kann sein gesellschaftliches Ansehen nicht riskieren.
Er setzt seinen Weg fort. Doch plötzlich beginnt er, sich selbst der Feigheit zu verdächtigen. Ein Rachewunsch regt sich in ihm – Rache an dem aufgeblasenen Gockel, vielleicht aber auch an seiner Frau. Fridolin verliert die Orientierung und steht plötzlich einem jungen Freudenmädchen gegenüber: Mehr Abenteuerlust als Überzeugung veranlasst ihn, den Avancen nachzugeben. Mizzi führt ihn auf ihr Zimmer, ringt aber mit sich. Am Ende lehnt sie sein Geld ab und besteht darauf, ihn "wie ein Fräulein" zu verabschieden.

Gleichermaßen als Geschenk für die Stadt Palermo, die sich im kommenden Jahr Italienische Kulturhauptstadt nennen darf, präsentieren das Goethe-Institut und Ars Nova ein ungewöhnliches und innovatives Theaterprojekt nach einer Idee und in der Inszenierung von Rosario Tedesco. Es spielt Pasquale di Filippo.
Das Stadtspiel schlägt eine Brücke von der sizilianischen Hauptstadt ins literarische Wien Arthur Schnitzlers, der seiner Heimatstadt mit der Traumnovelle einen seiner berühmtesten Texte widmete. In insgesamt fünf Episoden wird dieser Text nun in und für Palermo erzählt: Er dringt aus dem Theater heraus und "ergießt" sich über die Stadt. Das fünfteilige Citytelling-Experiment wird im Rahmen der Initiative Palermo per il futuro di Ballarò realisiert.
Während zur Zeit Schnitzlers vor allem Kammerspiele in kleineren, geschlossenen und intimeren Räumen aufgeführt wurden, verlässt das Stadtspiel gut hundert Jahre später die herkömmlichen Spielorte und trägt das Theater in verschiedene Orte der Stadt, an denen ihre Bewohner selbst Teil des szenischen Geschehens werden. Die szenische Adaption von Schnitzlers Novelle wird so zu einem überraschenden Streifzug durch die Stadt Palermo. In fünf "szenischen Bildern" wird die Geschichte des bürgerlichen Ehepaars Fridolin und Albertine erzählt und an symbolisch bedeutsame Orte verlegt: ein Theater, ein Museum, ein historisches Archiv und ein Konservatorium.
Die Zuschauer werden dabei aktiv eingebunden: Sie werden selbst zu Akteuren, Komparsen, Neben- und Hauptfiguren, sodass die Grenze zwischen Szene und Publikum schließlich ganz und gar verschwindet.
 

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