Fotoausstellung Unseen | Ungesehen

UNSEEN | UNGESEHEN Foto (Ausschnitt): Andrei Liankevich, Polesia, Bielorussia

22.03. – 08.09.2019:
Di.–So., 10–20 Uhr

Blicke auf Europa. Vier Fotografen auf Reisen

Es gibt weite Teile Europas, die uns unbekannt sind und die momentan große Veränderungsprozesse durchlaufen. Das Goethe-Institut veranstaltet kostenlose Führungen durch die Ausstellung, welche zum Nachdenken und Diskutieren rund um das Thema Europa anregen möchten. Die jeweilige Führung wird von Eliana Bambino betreut.
 
Die Führungen finden nur auf Anmeldung statt. Es muss eine Mindestteilnehmeranzahl von 6 Personen erreicht werden. Es stehen folgende Daten zur Verfügung:
 
Sonntag, den 5. Mai, um 11:30 Uhr
Samstag, den 25. Mai, um 18 Uhr
Dienstag, den 4. Juni, um 18 Uhr
Donnerstag, den 20. Juni, um 18 Uhr

 
Die Führung dauert ca. 1 Stunde.
 
Für die Eintrittspreise des Museums konsultieren Sie bitte die Website des Museums.
Für weitere Information und für die Anmeldung schreiben Sie bitte an:
Eliana Bambino photoexhibition.visit@gmail.com

In Kooperation mit Zètema
Im Rahmen von MFR 2019


Die von Gabi Scardi kuratierte Ausstellung präsentiert die Arbeiten der Fotograf/Innen Jutta Benzenberg, Andrei Liankevich, Livio Senigalliesi und Mila Teshaieva, neben Videoaufnahmen, Texten der Fotograf/Innen und Texten von Journalist/Innen und Experten, die sie begleitet haben.

Die Ausstellung ist das Ergebnis des Projektes des Goethe-Instituts Mailand „Im Schatten – Familien in Europa“, im Rahmen dessen die Fotograf/Innen 2018 bestimmte Gebiete von Albanien, Belarus, Deutschland und Italien besucht haben. Die gleichnamige Homepage hat den Prozess der Recherche begleitet – eine Art Logbuch zu den Reisen.
 
  • Albanien Foto: Jutta Benzenberg
    Albanien | Foto: Jutta Benzenberg
  • Albanien Foto: Mila Teshaieva
    Albanien | Foto: Mila Teshaieva
  • Hergisdorf, Deutschland Foto: Mila Teshaieva
    Hergisdorf, Deutschland | Foto: Mila Teshaieva
  • Montevecchio, Sardinien Foto: Livio Senigalliesi
    Montevecchio, Sardinien | Foto: Livio Senigalliesi
  • Polesien, Belarus Foto: Andrei Liankevich
    Polesien, Belarus | Foto: Andrei Liankevich
  • Sulcis, Sardinien Foto: Livio Senigalliesi
    Sulcis, Sardinien | Foto: Livio Senigalliesi
  • Wolfen, Deutschland Foto: Jutta Benzenberg
    Wolfen, Deutschland | Foto: Jutta Benzenberg
Das Projekt Im Schatten – Familien in Europa ist 2017 entstanden, um die Auswirkungen, die die  schnelle Transformation Europas auf das Individuum und die kleinste Einheit der Gesellschaft, die Familie, hat, zu hinterfragen. Es ist entschieden worden, sich auf der einen Seite auf die Situation in einigen Gegenden Europas, die bis vor kurzem produktiv und konkurrenzfähig waren, die aber in kürzester Zeit brachgelegt wurden und eine starke Wirtschaftskrise erlebt haben, zu konzentrieren. Auf der anderen Seite hat man sich auf die Gebiete konzentriert, die von Europa ausgeschlossen sind, mit den damit verbundenen Folgen für die Wirtschaft, die gesellschaftlichen Entwicklungen und die Zukunftsaussichten für die junge Bevölkerung.

Die Recherche erfolgte durch das Objektiv der vier Fotograf/Innen, die aus verschiedenen Ländern Europas kommen: Jutta Benzenberg aus Albanien, Andrei Liankevich aus Belarus, Livio Senigalliesi aus Italien und Mila Teshaieva aus Deutschland. In Absprache mit den Fotograf/Innen wurden die Regionen ausgesucht, auf die man sich konzentriert hat, um sonst unbekannte Lebenserfahrungen zu zeigen. Die ländlichen Regionen und kleinen Wohngebiete in Albanien, die weitreichende Moorlandschaft Polesien in Belarus, das ehemahlige Industrierevier in Sachsen-Anhalt im Osten Deutschlands und die sich im Abbau befindende Kohlenbergbauregion Sulcis in Sardinien. Jeder Fotograf/In hat eine oder mehrere Reisen an diesen Orte unternommen, sowohl im eigenen Land als auch in einem der anderen drei Länder, was zu einem Prospektivwechsel geführt hat. So waren Livio Senigalliesi und Andrei Liankevich in Sardinien und in Polesien unterwegs, während Mila Teshaieva und Jutta Benzenberg Albanien und Sachsen bereist haben.

Die Fotograf/Innen wurden von Experten oder Journalist/Innen aus den einzelnen Regionen begleitet, die den Kontakt und den Dialog zur lokalen Bevölkerung, unter Berücksichtigung der jeweiligen Umgangsformen und Bräuche, erleichtert haben.

Die Orte der Reisen

Albanien ist mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren ein junges Land. Jeder Dritte unter 24 Jahren ist arbeitslos. Die starke Auswanderungsbewegung ins Ausland und in die Städte hält an. Die Fotografinnen haben zu den Lebensbedingungen vor allem Jugendlicher in ländlichen Bereichen recherchiert. Diese Gebiete sind oft noch von den Transformationsprozessen hinsichtlich des EU-Beitritts abgeschnitten, teilweise gilt der Ehrenkodex des Kanun und behindert generell eine Modernisierung des Lebens.

In Belarus befinden sich vor allem in einigen ländlichen Bereichen Siedlungen entlang der Flüsse und in den Moorlandschaften des Südens nahezu vollständig isoliert und abgehängt vom Einfluss städtischen Lebens. Ihr Lebensalltag wird von der Natur und zum Teil noch vorchristlich heidnischen Bräuchen und Ritualen bestimmt. Auch hier wandert die Jugend ab in die Städte, sind die Lebensumstände von fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten und fehlenden Zukunftsperspektiven geprägt.

Für Deutschland steht die Region Sachsen-Anhalt im Focus. Ein Drittel aller Bürger stimmte bei der Bundestagswahl 2017 für die AfD. Diese Gegend war die wichtigste und industriereichste Region der DDR, aber nach der Wiedervereinigung kam der „Aufschwung Ost“ besonders hier nicht an. Nach wie vor prägen hohe Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit das Leben der Familien vor allem in den ländlichen Bereichen.
 
In Italien haben sich die Fotografen auf die sich in der Abwicklung befindenden Bergbauregionen in Sardinien (Carbonia-Iglesias) konzentriert. Der Bergbau prägt das Leben der Familien seit Jahrhunderten. Die letzten Hoffnungen der heutigen Bergarbeiter und Gewerkschaften richteten sich auf Hilfen der EU, beispielsweise, um Strategien für einen Transformationsprozess zu entwickeln und zu finanzieren. Diese sind herb enttäuscht worden und so kämpfen die Familien um ihre Existenz.

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